Die Klassiker: Usenet, IRC, FTP, WWW, E-Mail, Hotline

Schöner tauschen IV

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Seit die Bandbreite der Nutzer es erlaubt, tauschen die User untereinander Dateien wie Bilder, Musikstücke oder Filme. Programme wie Napster und Gnutella haben diesen Prozess wesentlich vereinfacht, aber selbstverständlich ist er grundsätzlich auch ohne solche Software möglich. Ob im Usenet, im Chat oder per E-Mail, tauschen kann man (fast) überall.



Die wohl entscheidende Eigenschaft von Napster ist die Möglichkeit, mit einem Klick Tausende von Computern nach den gewünschten Dateien zu durchsuchen. Bis auf Freenet teilen alle in Teil 1, Teil 2 und Teil 3 vorgestellten Systeme diese Eigenschaft. Doch diese Programme sind alle nicht älter als zwei Jahre. Warum wurden sie nicht viel früher entwickelt?

Die Entstehung von Napster & Co. wurde vor allem durch vier Prozesse bestimmt: Die exponentiell steigende Zahl der Internet-Nutzer, die wachsende Bandbreite pro Nutzer, der wachsende lokale Speicherplatz und die Entwicklung von MP3 als Audio-Kompressionsstandard. Im noch jungen Internet mit wenigen Benutzern war der Tausch von urheberrechtlich geschütztem Material weitaus riskanter. Diejenigen, die überhaupt über die notwendige Bandbreite und den erforderlichen Speicherplatz verfügten, waren in der Regel Administratoren teurer Systeme, die ein solcher Missbrauch den Job kosten konnte.

Eine Nutzer-zu-Nutzer-Tauschbörse machte in diesem Umfeld wenig Sinn. Im Folgenden sollen einige der Technologien vorgestellt werden, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten zum Dateiaustausch eingesetzt wurden und die sich allesamt nach wie vor größter Beliebtheit erfreuen, wobei einige von ihnen bereits den Übergang in Richtung Peer-to-Peer andeuten. Hier soll es nur um die Aspekte des Tauschens von Dateien gehen, nicht um andere Nutzungsmöglichkeiten, auch wenn diese vielleicht die Primärintention des jeweiligen Systems sind.

Usenet

Neben WWW und E-Mail gehört das Usenet zu den wichtigsten Diensten des Internet. Es handelt sich um eine Sammlung von Diskussionsforen zu allen nur denkbaren Themen, die mit einem eigenen Protokoll und einer verteilten Serverstruktur arbeitet. Die Technik des Usenet ist interessant, weil sie Ähnlichkeiten mit modernen verteilten Systemen wie Freenet und Jungle Monkey (wegen der Gruppenunterteilung) aufweist.

Tom Truscott und Jim Ellis, zwei Studenten der Duke University in North Carolina, entwickelten 1979 das "UNIX User Network". Dabei handelte es sich um einen Verbund von Rechnern, die nicht, wie man vielleicht erwarten würde, über Standleitungen verfügten, sondern nur über Dial-Up-Verbindungen, also Modems, wie sie (mit um Größenordnungen höheren Übertragungsraten) auch heute millionenfach im Einsatz sind.

Mit einem Protokoll namens UUCP (Unix to Unix Copy) wurden Nachrichten in verschiedenen Gruppen ausgetauscht, wobei zu Beginn nur zwei Hierarchien, net und mod, existierten. Die Logik war simpel: net wurde für unmoderierte Diskussionen verwendet, mod für moderierte. Zum Austausch der Nachrichten stellten die einzelnen Rechner eine Verbindung zu den Servern her, luden eventuell vorhandene Nachrichten hoch und neue eingehende Nachrichten herunter. Dabei konnte ein Nutzer durchaus gleichzeitig Client und Server sein, also Nachrichten abrufen und selbst als Hauptanbieter (Feed) für Nachrichten fungieren, die andere abriefen.

Da der Transfer über normale Telefonleitungen abgewickelt wurde, suchte man sich natürlich stets den nächsten Feed, um Gebühren zu sparen. Dieses Netz war in seiner Struktur Gnutella nicht unähnlich: Es gibt keinen zentralen Server und die Teilnehmer bestanden hauptsächlich aus Nutzern mit Wählverbindungen. Man könnte, wenn das Internet morgen per Gericht verboten würde, auf Basis der 1979er-Technologie ein neues Dial-Up-Netzwerk bilden, um Nachrichten und Dateien unzensiert auszutauschen. Die Gruppeneinrichtung lief zentralisiert über einen sogenannten Backbone, ein permanentes Rückgrat des Netzes, das große Teile des Datenverkehrs abwickelte. Störend bei dieser Netzstruktur war allenfalls die Zeitverzögerung, mit der Nachrichten beim Empfänger eintrafen - kein Vergleich zur Sekundenschnelle des Internet.

Dateien waren natürlich in den Usenet-Anfängen kein Thema. Doch das Netz wuchs stetig, eine eigene Diskussionskultur entstand, und 1986 war eine drastische Neuorganisation fällig. Es entstand eine Hierarchie von acht Oberkategorien (die "Big 8") zu bestimmten Themenbereichen (z.B. EDV oder Kultur). UUCP wurde als Übertragungsweg zunehmend von den permanenten Standleitungen des Internet und einem dafür vorgesehenen neuen Protokoll namens NNTP abgelöst. Das Anlegen von Gruppen wurde völlig dezentralisiert. Jeder konnte eine sog. Control-Message losschicken, aber nur Messages bestimmter Personen wurden beachtet. Welche das waren, wurde sozial festgelegt und war je nach Hierarchie unterschiedlich - meistens handelte es sich um Nutzer, die sich besondere Verdienste in der Betreuung des jeweiligen Themenbereichs erworben hatten.

Infolgedessen muss man zum Anlegen von Gruppen in den Haupthierarchien genaue Regeln beachten und an langwierigen Diskussionen teilnehmen: Ist diese Gruppe wirklich notwendig? Rechtfertigt der "Traffic", den dieses Thema in anderen Gruppen erhalten hat, eine eigene Gruppe? Ist das Thema womöglich rechtlich bedenklich oder sonstwie kontrovers?

Aus solchen Diskussionen entstand 1987 die Alt-Hierarchie, eine offene Newsgroup-Hierarchie, in der praktisch jeder Gruppen erzeugen kann. Logischerweise waren die ersten Gruppen alt.sex, alt.drugs und alt.rock-n-roll. In einer eigenen Gruppe, alt.config, werden neu anzulegende Gruppen diskutiert. Gruppen, die dort Anerkennung finden, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, von einer großen Zahl der News-Server übernommen zu werden, aber prinzipiell geht es auch ohne.

Seit 1987 ist das Usenet natürlich enorm gewachsen, obwohl das WWW ihm in vielerlei Hinsicht den Rang abläuft. Für das Thema dieses Artikels sind die alten "Big-8" (und die länderspezifischen Hierarchien wie de.* für Deutschland) von untergeordnetem Interesse, denn Dateien werden dort in der Regel nicht geduldet. Wer allerdings an interessanten Diskussionen zu praktisch jedem Thema von Altertumswissenschaft bis Zoophilie teilnehmen möchte, sollte sich dort auch umschauen.

Mit zunehmender Bandbreite der Server und Clients wurde die alt.binaries-Hierarchie zum Posten von Binärdateien eingerichtet. So konnten einzelne Server durch die einfache Erkennbarkeit von Binär-Gruppen selbst entscheiden, ob sie diesen sehr traffic-intensiven Teil des Usenet übernehmen wollten. Neben wissenschaftlich relevanten Daten, Fraktalbildern, kleinen Sound-Schnipseln und ähnlichem wurde dort zunächst vor allem Pornographie getauscht. Die Usenet-Hierarchie alt.binaries.pictures.erotica ist mittlerweile wohl die am besten kategorisierte Erotik-Tauschbörse der Welt. Da Usenet natürlich in den Anfangstagen des Internet vor allem an Universitäten rezipiert wurde, hat die Existenz dieser Gruppen eine Menge Ärger ausgelöst.

So berichtete z.B. 1992 die Frauen-Boulevardzeitschrift Emma über Pornodateien in der Gruppe alt.sex (eigentlich keine Binärgruppe, aber eine Gruppe, die Sex im Namen hat, wird unvermeidlicherweise irgendwann als solche missbraucht), was dazu führte, dass viele Unis die Gruppe abbestellten. Davon betroffen waren natürlich auch normale Diskussionen über sexuelle Vorlieben, weshalb man das Vorgehen durchaus als Zensur interpretieren kann (wenn man nicht ohnehin auch Pornographie als schützenswerte Inhalte ansieht). Ähnliches wiederholte sich mit anderen Gruppen, kleine und große Beschwerden führten zur lokalen Sperrung einzelner Groups oder kompletter Hierarchien.

Usenet Today

Heute kommt neben solchen Überlegungen noch hinzu, dass der Traffic in den Binär-Hierarchien selbst für viele große Provider zu viel ist. In der Binär-Hierarchie kommen mehr als 80 Gigabyte pro Tag rein, was Hochgeschwindigkeitsverbindungen erforderlich macht. Neben den obligatorischen Pornos werden MP3-Dateien (unter anderem auch digitalisierte Audiobücher mit mehreren hundert MB), komplette Programme, Videos usw. getauscht, praktisch alles, was man sich vorstellen kann.

Auf Client-Seite muss man natürlich nicht die kompletten Daten herunterladen, das würde wohl das robusteste Modem sprengen. Zunächst bekommt man von der jeweiligen Gruppe eine Liste von Kopfzeilen zugeschickt, die Inhalts- und Absenderinformationen enthalten. Je nach Haltezeit kann man hier teilweise Tausende von Dateien auf einen Blick sehen. Man kann nun die vorhandenen Dateien durchsuchen und einzelne zum Download markieren. Zwar hat man so weit weniger Daten zum direkten Durchsuchen zur Verfügung als z.B. in Napster, aber dafür ist das Angebot besser sortiert, es gibt alle Arten von Dateien und die Geschwindigkeit ist in der Regel gleichbleibend. Man bekommt, teilweise im Preis für den Internetzugang inbegriffen, teilweise extra, quasi ein Abonnement auf Dateien, die oft urheberrechtlich geschützt, oft pornographisch und oft beides sind.

Abgebrochene Downloads stellen dabei kaum ein Problem dar, dafür kommt es häufig zu Schwierigkeiten wegen des notwendigen Aufteilens von großen Dateien. Da viele Server Größenbeschränkungen für einzelne Files haben, werden diese oft in Blöcke z.B. à 500 KB oder 1 MB aufgeteilt. In den alt-Gruppen kann es wegen ihrer recht löchrigen Vernetzung aber schnell vorkommen, dass einzelne Nachrichten auf der Strecke bleiben, weil Server auf dem Weg die entsprechenden Gruppen nicht routen. Und so kommt es vor, dass einem von 30 Teilen einer 15 MB großen Datei die Teile 17, 23 und 30 fehlen. Dann muss ein neuer "Request" in die Gruppe geschickt werden, also die Bitte, die entsprechenden Files nachzusenden.

Solche Requests sind übrigens ein interessantes soziologisches Phänomen. Da jeder Upload freiwillig ist und materielle Gegenleistungen nicht zu erwarten sind, werden Uploader regelrecht hofiert. In Requests findet man alle denkbaren Variationen des Wortes "Bitte", und nach dem Posting alle möglichen Formen des Dankes. Eine Aufmerksamkeitsökonomie, deren größte Bedrohung "Trolle" sind, Besucher, die die Netiquette missachten und Unfrieden stiften. Ein "guter" Troll ist durchaus in der Lage, einen regelmäßigen Uploader derart zu frustrieren, dass er nie wieder in die Gruppe geht.

Die dezentrale Struktur des Usenet hat die meisten Zensurversuche scheitern lassen. Denn grundsätzlich kann einem Server kaum zugemutet werden, jede eingehende alt-Gruppe auf ihre Legitimität zu prüfen, obwohl bei Gruppen wie alt.binaries.warez.ibm-pc (Beschreibung: "D00DZ in favour of pirating PC software") oder gar alt.binaries.pictures.erotica.pre-teen der Inhalt offensichtlich ist.

Da jedoch jederzeit Ausweichgruppen angelegt werden können und die schiere Datenmenge kaum kontrollierbar ist, hat auch das Landgericht München I im November letzten Jahres zu Gunsten von CompuServe entschieden, dass Provider nach dem IuKDG nicht für die über News-Server verteilten Inhalte verantwortlich gemacht werden können. Wörtlich heißt es ja auch im Gesetz:

"(2) Diensteanbieter sind für fremde Inhalte, die sie zur Nutzung bereithalten, nur dann verantwortlich, wenn sie von diesen Inhalten Kenntnis haben und es ihnen technisch möglich und zumutbar ist, deren Nutzung zu verhindern."

Der Weg zu den Binaries

In der Praxis sind die meisten News-Server schnell dazu bereit, bestimmte Binär-Gruppen zu löschen oder unsichtbar zu machen, wenn sie darauf hingewiesen werden, dass diese vorwiegend illegale Inhalte tragen, ignorieren sie aber ansonsten (oder nutzen sie teilweise insgeheim selbst, wie man wohl vermuten kann). Wo aber bekommt man einen Usenet-Zugang, und dann noch möglichst einen ungefilterten, der z.B. auch das Tauschen von MP3-Dateien ermöglicht?

Zunächst einmal sollte man es beim eigenen Provider versuchen. Als erstes prüfe man, ob unter den Leistungen ein News-Account zu finden ist. Selbst wenn dieser nicht erwähnt wird, kann es sein, dass er vorhanden und nutzbar ist. In der Regel sind News-Server unter Adressen wie news.(provider).de zu finden, die im Newsreader (s.u.) eingestellt werden müssen. Teils erfordern sie Benutzernamen und Passwort, teils sind sie nur für die Domains des Providers nutzbar und einige wenige sind (meist unfreiwillig) für alle offen.

Der Bezug von News über den eigenen Server hat einen erheblichen Vorteil. Handelt es sich tatsächlich um einen Server im Haus des Providers, muss keine externe Verbindung hergestellt werden, denn die Daten sind ja lokal gespeichert. Das bedeutet, dass man maximale Geschwindigkeit bekommt, die lediglich durch die eigene Verbindung beschränkt ist - und der Provider diese nicht drosseln muss, da andere Nutzer nicht behindert werden. Lediglich bei Uploads nimmt man die externe Bandbreite des Providers in Anspruch.

Nutzer von T-Online-Resellern (die meisten derzeit verfügbaren Flatrates) können den Server news.online.de ausprobieren, der immerhin einige der beliebten Binaries-Gruppen führt und meistens annehmbare Geschwindigkeit bietet. Verlässlichkeit und Haltezeit sind aber unterdurchschnittlich.

Hat der eigene Provider nun nicht die Gruppe, die man sucht, kann man versuchen, sie auf einem offenen News-Server zu bekommen. Danach suchen kann man z.B. mit NewzBot. Wie gesagt erlauben viele News-Provider aufgrund von Fehlkonfigurationen den Zugang, ohne es zu wissen. Andere dulden ihn nur, solange er nicht zuviel Traffic verursacht. Infolgedessen sind die Server bei NewzBot stark fluktuierend. Da NewzBot aber auf Wunsch Server aus der Liste ausschließt, ist an seiner Nutzung wohl nichts auszusetzen.

Hat der eigene Provider nichts und sind die offenen Server zu unverlässig und zu langsam, hilft ein kommerzieller News-Provider. Dies sind oft Firmen mit gigantischer Bandbreite, die sich damit brüsten, völlig unzensierten (und teilweise anonymisierten) News-Zugang zu bieten.

Eine große Übersicht solcher Usenet-Provider findet sich hier. Wer über keine Kreditkarte verfügt, für den sind eigentlich nur Premium News (DM 35,- im Monat) und germany.net (DM 4,90 im Monat) interessant, wobei bei germany.net die Anmeldung recht kompliziert ist und aus Jugendschutzgründen die Personalausweisnummer angefordert wird. Außerdem erfolgt die Bezahlung über ein spezielles "Kleingeldkonto", für das man germany.net die Einzugsermächtigung auf das eigene Konto erteilen muss.

germany.net bietet außerdem längst nicht alle Binaries, "Warez" fehlen z.B. aus nachvollziehbaren Gründen, und bei Beschwerden behält man sich das Recht vor, auch weitere Gruppen jederzeit zu löschen.

Die Software

Für das Usenet braucht man natürlich eigene Software. Sowohl Netscape als auch Microsoft legen ihren Browsern kombinierte Newsreader und Mailer bei (Netscape Messenger und Outlook Express). Beide eignen sich zum gelegentlichen Diskutieren im Usenet, obwohl hierbei OE viele Konventionen missachtet.

Will man vorwiegend Dateien tauschen, sollte man sich eine spezialisierte Software besorgen. Die Auswahl ist auf allen Betriebssystemen riesig, deshalb können nur einige wenige Programme vorgestellt werden. Eine umfangreiche Übersicht für alle Betriebssysteme findet sich bei Newsreaders.com.

Forte Free Agent/Agent (Windows)

Einer der besten Newsreader für Windows ist zweifellos Agent von Forte. Das Programm eignet sich hervorragend zum Diskutieren und zum Tauschen von Dateien. Letztere werden beim Empfang, sofern sie in mehrere Teile aufgesplittet sind, automatisch zusammengefügt und in ihre binäre Ursprungsform dekodiert. Auch lassen sich z.B. für jede Newsgroup unterschiedliche Speicherverzeichnisse einstellen, so dass man, sobald man die Hotkeys beherrscht, sehr schnell interessante Dateien aus den verschiedenen Gruppen auf der eigenen Platte ablegen kann. Das Programm kostet 30$, es gibt auch eine kostenlose Version namens Free Agent, der einige Funktionen fehlen.

XNews (Windows)

Ähnlich wie Agent ist XNews ein vollständiger Newsreader und verfügt über einen kleinen eingebauten Mailer. Das Programm führt mehrere Operationen abwechselnd aus, so dass man z.B. nicht warten muss, während man die Kopfzeilen einer Gruppe herunterlädt. Interessant ist auch das Scoring-Feature, das es erlaubt, die Autoren einer Gruppe zu bewerten und entsprechend ihrer Bewertung anzuzeigen. Für Binaries ist das XNews dank seiner Warteschlangen-Funktion gut geeignet. Die Unterstützung mehrerer Server ist besser als bei Agent. Viele weitere kleine Features machen die Bedienung angenehmer. Das Programm ist kostenlos.

Suck the Best (Windows)

STB ist auf Binaries spezialisiert. Es erlaubt nach der Auswahl einer Gruppe den komfortablen automatischen Download interessanter Dateien. Es gibt etliche solche Programme - einige von ihnen zeigen Bilddateien während des Downloads an - aber STB ist im Gegensatz zur Konkurrenz kostenlos und nicht werbefinanziert. Leider unterstützt STB derzeit nur uukodierte Dateien, MIME-Unterstützung fehlt noch.

Power Post (Windows)

Vom gleichen Autor stammt Power Post. Es ist das Gegenstück zum Downloader und ermöglicht das komfortable Uploaden (Posten) von Dateien über eine Warteschlange. Große Dateien werden automatisch gesplittet. Auch Power Post ist kostenlos.

PicMonger (Linux)

In jeder besseren Linux-Distribution finden sich zahlreiche Newsreader. PicMonger ist auf Binaries spezialisiert, die er automaisch aus einstellbaren Gruppen abholt. Bei Bildern erzeugt das Programm auf Wunsch kleine Thumbnails mitsamt einer HTML-Datei zum Betrachten.

MT-NewsWatcher (MacOS)

MTNW ist ein feiner Newsreader für den Mac, der völlig kostenlos ist. Er verfügt über einen eingebauten Bildbetrachter, die notwendigen Funktionen zum Dekodieren von Binaries, gute Filter, Multi-Server-Fähigkeit, Multi-Threading, Mehrsprachfähigkeit und einiges mehr.

Private News-Netze

Es ist ohne weiteres möglich, ein privates Netz aus News-Servern zu formen, ohne Anschluss an das "große" Usenet zu suchen. Für alle relevanten Plattformen gibt es die hierzu notwendige Software kostenlos. So lassen sich Binärgruppen für die eigenen Interessen einrichten und mit anderen Usern teilen. Anschließend kann man jeden beliebigen Newsreader auf die Adresse des eigenen Rechners (localhost) konfigurieren und bequem die getauschten Dateien betrachten. Auch zum Offline-Lesen ist es sinnvoll, einen News-Server zu installieren. Denn so lassen sich auch Newsreader, die nicht für den Offline-Betrieb gedacht sind, dazu verwenden.

Hamster (Windows)

Sofort loslegen kann man mit dem kostenlosen News- und Mail-Server Hamster, dessen Quellcode verfügbar ist. Man stellt einfach einen oder mehrere Newsserver ein und wählt die zu beziehenden Gruppen aus, außerdem lassen sich lokale Gruppen konfigurieren. In regelmäßigen Intervallen kann man nun die jeweils neuesten Inhalte automatisch herunterladen lassen.

Unix

Leafnode ist ein mächtiger Server für Unix, dessen Konfiguration allerdings ein wenig Handarbeit verlangt. Vereinfacht wird sie mit dem Frontend Keafnode für KDE. Noffle ist speziell auf Dial-Up-Verbindungen ausgelegt. INN ist der Klassiker unter den News-Servern und in der Konfiguration entsprechend anspruchsvoll.

Zwischenbilanz

Das Usenet als gigantisches Forum wird zunehmend durch das Web abgelöst, obwohl dieses, was Archivierung, Komfort und Durchsuchbarkeit angeht, deutlich unterlegen sind. Gleichzeitig steigt aber der Datenverkehr: Die Verwendung als Tauschbörse nimmt zu. Unis und öffentliche News-Server sind oft nicht bereit, diesen Traffic zu tragen - und unter Umständen auch noch für das veröffentlichte Material zur Verantwortung gezogen zu werden.

Kommerzielle Dienstleister brüsten sich damit, auch Warez- und MP3-Gruppen bereitzustellen. Damit sind sie bis jetzt gut gefahren. Tatsächlich werden im Usenet im Gegensatz zu Diensten wie Napster und Gnutella in der Regel individuelle Nutzer belangt. Der Autor Harlan Ellison zum Beispiel verklagte einen seiner Leser, der im Usenet sechs Kurzgeschichten von Ellison verbreitet hatte. Der Pirat musste Ellisons Gerichtskosten in Höhe von rund 8000 DM übernehmen.

Der Kampf gegen Server ist ein Kampf gegen Windmühlen. Selbst wenn man einen kommerziellen Provider erfolgreich verklagen kann, bleiben immer noch Tausende, deren Adressen man gar nicht kennt, da sie nur für die jeweiligen Benutzer eines privaten ISPs zugänglich sind. So lassen sich zwar allzu öffentliche Dateiarchive verhindern, das Usenet als "bestgehütetes Geheimnis des Internet" (Eigenwerbung eines Providers) existiert aber weiter.

Angesichts wachsender Bandbreiten und Massenspeicher sieht die Zukunft des Usenet als Tauschbörse wohl rosig aus. Eine allgemeine Zensur des Usenet wäre eine enorme Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäußerung, denn sowohl Diskussions- als auch Binärgruppen erfreuen sich einer erheblichen legalen Nutzung.

Weitere Links:

Usenet History
All about Usenet
de.newusers.infos: deutsche Anleitungen zum Usenet, im Web hier
de.newusers.questions: die Gruppe für Anfängerfragen, erst lauschen dann posten: de.newusers.questions

Internet Relay Chat (IRC)

Im Jahr 1988 erfand der Finne Jarkko Oikarinen IRC, einen Textzeilen-Kommunikationsdienst. Innerhalb von themenspezifischen Gruppen (Channels), die jeder erzeugen kann, lassen sich Gespräche per Tastatur führen. Man tippt eine Zeile nach der anderen und schickt diese dann in den Channel, man sieht also nicht in Echtzeit, was die anderen tippen, sondern nur das abgeschickte Ergebnis.

IRC war als Ersatz für Dienste wie "talk" gedacht, ein kleines Programm unter Unix, mit dem man einen Benutzer auf einer anderen Maschine ansprechen kann (heutigen Instant Messengern nicht unähnlich). IRC-Server lassen sich wie Usenet-Server zu Netzen zusammenschalten, die ihre Kommunikation synchronisieren. Die Netzstruktur ist aber eine andere: IRC-Server sind in einem kettenartigen Netz organisiert. Server A ist mit Server B verbunden, Server B mit Server A und Server C, Server C mit Server B.

Nachrichten und Befehle werden nun an die jeweils benachbarten Server weitergeleitet (deshalb der Name "Relay"-Chat). Dabei kann es vorkommen, dass ein Server ausfällt und dadurch die Kette in zwei Teile gespalten wird (Netsplits). Das führt natürlich zu einer Reihe von Problemen, bis dann die Server wieder synchronisiert sind. Es gibt kein wirksames Gegenmittel -- das Problem ist durch die Netzarchitektur bedingt. Andererseits ist das System sicherer als ein einzelner Server, da man bei den meisten größeren Netzen so ständig einen Server erreichen sollte.

Ein wesentlicher Unterschied zum Usenet ist, dass es nicht "das IRC-Netz" gibt - die Bildung eines monolithischen Netzes wurde um 1990 abgewehrt. Statt dessen gibt es verschiedene Netze mit Namen wie EFNet, Undernet oder Dalnet.

IRC-Channels sind hierarchisch organisiert, der Erzeuger erhält einen Sonderstatus (Operator), den er an andere weitergeben kann. "Ops" können die Eigenschaften des Channels festlegen, z.B. Passwörter, Moderation oder maximale Benutzerzahl. Auch kann ein Op einzelne User kurzfristig oder langfristig aus dem Channel entfernen.

Das Problem ist nun, dass ein Operator einem anderen Operator dessen Status auch wegnehmen kann. Das lässt sich mittels Client-Skripts (Instruktionslisten der Art "Nimm so schnell wie möglich allen anderen ihren Op weg") automatisieren. Und auch auf andere Art und Weise sind so genannte "Takeovers" (Übernahmen) möglich. Das hat zu regelrechten IRC-Kriegen unter unausgelasteten Teenagern ("Skript-Kiddies") geführt. Und wenn die Administratoren des Servers einschreiten, droht ihnen als Racheaktion oft eine Denial of Service Attacke der betroffenen Benutzer.

Einzelne IRC-Netze (z.B. Dalnet) verwenden deshalb Server, die den Nutzern erlauben, Channels mit Passwörtern zu reservieren. Takeovers werden dann sinnlos: Der betroffene Nutzer kann sich über den sog. Channel-Server sofort wieder den Operator-Status zurückholen. Durchgesetzt hat sich dieses Prinzip aber leider noch nicht.

Die Diskussionen im IRC bewegen sich von albern oder anstößig bis zu anspruchsvoll und informativ. Bei Kriegen und Katastrophen hat sich IRC als wichtiges Instrument entpuppt, Meldungen schnell an Betroffene weiterzuleiten. Die Chat-Protokolle vom Golfkrieg 1991, dem 1994er Erdbeben in Kalifornien, dem Bombenanschlag von Oklahoma City und weiteren Events lassen sich hier nachlesen.

Weitere Links:

Geschichte des IRC und Unterschiede zwischen den Netzen
Wie IRC funktioniert

DCC, FServes und Locators

Welche Rolle spielt aber ein textbasiertes Medium beim Tausch von Dateien? Es hilft vor allem, dass Nutzer, die an den gleichen Dateien interessiert sind, zueinander finden. Dann lassen sich über den so genannten DCC-Transfer (Direct Client to Client), das ist eine schlichte Verbindung von Nutzer zu Nutzer, Dateien übertragen. Damit aber noch nicht genug: Moderne Clients bieten dank ihrer Skript-Fähigkeit die Möglichkeit, lokale Dateiarchive mittels Textoberflächen zugänglich zu machen.

Dabei handelt es sich hierbei stets um Möglichkeiten, die die Schöpfer von IRC nicht vorgesehen haben. Deshalb sind sie nicht sehr elegant. Um den Datei-Server (FServe) eines Benutzers aufzurufen, gibt man meist einen so genannten Trigger im Channel ein. Diese werden in regelmäßigen Abständen angekündigt. Z.B.:

Enter "!I love Britney" for Britney Spears MP3s!

Gibt der Benutzer nun - für alle sichtbar - "!I love Britney" ein, wird eine DCC-Verbindung zum Rechner von MP3Britney hergestellt. Anstatt mit dem Benutzer zu chatten, werden alle Nachrichten vom Client abgefangen und interpretiert. Das sieht dann z.B. so aus:

DCC Chat session - Client: MP3Britney (192.168.23.42) - Acknowledging chat request...
DCC Chat connection established - mIRC32 v5.61 File Server K.Mardam-Bey
[\]

Man befindet sich nun im Hauptverzeichnis des Servers und kann mit Befehlen wie "cd" und "get" Verzeichnisse wechseln und Dateien anfordern, die dann per DCC übertragen werden.

Das ist alles andere als komfortabel, aber man findet auf diesem Wege teilweise wahre Schätze. Neben FServes werden in den Channels auch FTP-Server angekündigt (s.u.). Manchmal wird für das Bereitstellen der Dateien im Gegenzug ein Mindestmaß an Uploads gefordert, aber häufig steht alles zur Verfügung, solange die Bandbreite reicht.

Mit speziellen Skripten bekommt IRC auch eine Napster-artige Suchfähigkeit über mehrere Rechner. Dafür einigen sich die Benutzer in einem Channel auf einen Locator-Trigger. Sobald dieser eingegeben wird, scannen alle Benutzer ihre Verzeichnisse nach den entsprechenden Dateien und liefern ggf. die Ergebnisse als private Nachricht zurück. Beispielsweise:

@find Britney oops

Und als Ergebnis kommt zurück:

-MP3Britney- 1 file(s) found: Britney Spears - Oops I did it again.mp3 - Trigger: !I love Britney

Neben den Suchen gibt es auch regelmäßige Ankündigungen von ausgewählten Dateien, das sieht dann z.B. so aus:

BritneyHater [!BritneyHater Oops I'm Pregnant Again.MP3] [3.8MB 128Kbps 44.1Khz Joint Stereo]

Durch die Eingabe des entsprechenden Triggers erhält man dann die Datei. Dieses System bietet sich vor allem für exklusive Releases z.B. von Filmen an.

Wegen der großen Verteiltheit des IRC (mehrere Server-Netze und unzählige Channels) hat man natürlich bei einer Meta-Suche nicht annähernd so große Auswahl wie z.B. bei Napster. Dafür hat man eine thematisch eingegrenztere Suche je nach Channel. Besonders User mit exotischem Geschmack können so vielleicht sogar eher fündig werden.

Die Software

Auch für IRC benötigt man spezielle Clients.

mIRC (Windows)

mIRC, den es immerhin seit 1995 gibt, ist mächtig, einfach zu bedienen und in der Shareware-Version uneingeschränkt nutzbar. Die umfangreichen Skript-Fähigkeiten des Clients lassen sich zum Guten wie zum Bösen einsetzen. Features wie Trigger-gesteuerte FServes wären ohne Skripts nicht möglich. mIRC ist der populärste IRC-Client. Das Programm ist uneingeschränkte Shareware und kostet 20 $.

dIRC (Windows)

Kaum ein Programm wagt sich, langfristig mit mIRC zu konkurrieren -- vielleicht bildet dieser junge Client eine Ausnahme. dIRC hat eine recht intuitive Oberfläche, die an Microsofts Office-Anwendungen angelehnt ist. Im Unterschied zu mIRC kann dIRC mehrere Serververbindungen gleichzeitig aufrecht erhalten, was Vielchatter freuen wird.

BitchX (Multi-Plattform)

BitchX, eine modifizierte Version des Klassikers ircII, ist der ideale Client für Skript-Kiddies. Dank seiner Plugin- und Skript-Fähigkeiten ist damit so ziemlich alles machbar, was sich über IRC theoretisch machen lässt. Allerdings erfordert das Programm auch eine erhebliche Einarbeitungszeit. Zum Dateitausch kann man mit BitchX wie mit mIRC FServes betreiben oder im Channel in regelmäßigen Abständen interessante Dateien ankündigen.

IRC-Server

Wer selbst einen IRC-Server betreiben möchte, hat vor allem unter Unix/Linux eine große Auswahl. Eine Liste findet sich z.B. bei Freshmeat. Unter Windows ist das Angebot dagegen eher spärlich, es handelt sich vorwiegend um Portierungen oder teure Kommerz-Software. Ein recht guter Server ist Unreal, der über eine grafische Benutzeroberfläche verfügt und schnell installiert ist.

Die Zukunft des IRC

Wie das Usenet war IRC nie dafür intendiert, Binärdaten zu tauschen. Die bloße Möglichkeit, mit anderen Usern gleichzeitig zu kommunizieren, schafft aber auch immer die Möglichkeit, Tauschkontakte zu knüpfen. Die eigentlichen Übertragungstechniken sind dabei nebensächlich. Entscheidend ist - wie ja auch bei Napster - dass ein entsprechender Kontakt zustande kommt.

IRC hat für manche Menschen zweifellos eine größere soziale Bedeutung als das Telefon. Sie verbringen täglich Stunden damit, sich mit ihren Online-Bekanntschaften zu unterhalten. Viele ganz reale Liebesbeziehungen sind auf diese Weise entstanden. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die größten Channels auf einigen Servern die sind, auf denen MP3s, Software-Kopien, Filme oder Porno-Bilder getauscht werden. Da jederzeit neue Channels angelegt werden können, wäre auch die Löschung einzelner Channels unsinnig.

Das einzige was bleibt, will man nicht das ganze Medium verbieten (was einem Verbot moderner Telekommunikation gleichkäme), ist die Verfolgung individueller Benutzer, die Gesetze verletzen. Beim Problem der Kinderpornographie z.B. ist dies noch möglich und wird von internationalen Fahndern auch versucht. Bei MP3, "Warez" (geschützte Software), Filmen und ähnlichem ist dies aber bereits heute unmöglich.

Als System zum Dateitauschen wird IRC auf lange Sicht wohl durch spezialisiertere Systeme abgelöst, sofern diese nicht verboten werden. Sollte das aber geschehen, bleibt den Tauschen immer noch der Weg zurück in den Relay Chat. Und einen Server kann jeder betreiben, der ein Modem hat: Der Bandbreitenbedarf ist vergleichsweise niedrig, da ja nur Textzeilen ausgetauscht werden.

Das File Transfer Protocol (FTP)

FTP ist ein einfaches Client-Server-Protokoll zum Austausch von Text- und Binärdaten. Es wurde 1985 definiert und findet noch heute - mit einigen Veränderungen - millionenfach Anwendung. Jeder, der schon mal eine Webseite auf einen Server geladen hat, dürfte bereits Bekanntschaft damit gemacht haben.

Das Prinzip ist simpel: Mehrere Benutzer haben unterschiedliche Rechte, auf die Verzeichnisse eines Rechners zuzugreifen und dort Dateien hoch- und herunterzuladen. FTP wurde und wird nicht nur zum Tausch privater und wissenschaftlicher Daten eingesetzt, es existieren auch allerlei öffentliche FTP-Archive. Mit dem Aufkommen des WWW sinkt natürlich deren Bekanntheit. Nichtsdestotrotz lassen sich in diesen Archiven einige (legale) Perlen finden, vor allem Shareware, Treiber, Spiele-Demos und ähnliches. Eine umfangreiche Liste solcher FTP-Server gibt es hier.

Die gängige Bezeichnung für solche Archive ist "anonymous FTP". Das bedeutet aber lediglich, dass man keine Benutzerkennung benötigt, um sich auf dem Server anzumelden. Die IP-Adresse wird natürlich übermittelt (und auf vielen Servern auch protokolliert). Um zu verhindern, dass die Archive mit illegalen oder unerwünschten Dateien überflutet werden, gibt es häufig ein "incoming"-Verzeichnis (wenn Uploads überhaupt möglich sind). Dessen Inhalt ist nur für die Administratoren sichtbar, Schreibzugriff hat aber jeder. Die Admins müssen dann Spreu von Weizen trennen.

Allerdings kommt es recht häufig vor, dass z.B. Studenten an Universitäten in ihren Benutzerverzeichnissen illegale Dateien speichern und diese freigeben, oder dass sie Fehlkonfigurationen des Servers ausnutzen und in obskuren Unterverzeichnissen Dateien verstecken. Dies ist natürlich vor allem für die Administratoren ein Ärgernis, die im Zweifelsfall den Kopf hinhalten müssen. Mittlerweile erlauben Portscanner das automatische Scannen von IP-Adressen nach FTP-Servern, die anonymen Zugang erlauben.

Heutzutage kann natürlich jeder Anwender auch selbst einen FTP-Server installieren. Je nach Bandbreite können sich dann entsprechend viele User gleichzeitig einloggen. Wegen der dynamischen IP-Adressvergabe sind hier die bereits in Teil 1 vorgestellten IP-Mapper von Bedeutung.

Passiv tauschen

Zunehmend an Relevanz für den Tausch großer Dateien (z.B. Filme) gewinnt der passive Modus (PASV), auch bekannt als FXP. PASV ist keine neue Erfindung, sondern bereits in der 1985er-FTP-Definition enthalten. Damit sind Server-zu-Server-Transfers möglich. Hat man einmal seine Daten in einem Archiv mit großer Bandbreite, kann man sie so schnell zu einem anderen Server übertragen.

Auch User, die illegale Dateien auf Freespace-Servern von Geocities & Co. speichern, nutzen die PASV-Funktion, um sich ein permanentes (verstecktes) Archiv anzulegen und von dort die Daten erneut zu transportieren, falls der Account gelöscht wird. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Freespace-FTPs diese Funktion wegen der enormen Bandbreitenverluste bald abschalten werden.

FTPs finden

Während man bei Napster Terabytes an Platz durchsuchen kann, bewegt sich der FTP-Serverplatz in der Regel bestenfalls in der zweistelligen Gigabyte-Region. Deshalb - und wegen der begrenzten Bandbreite eines einzelnen Servers - ist es erfreulich, wenn man einen zuverlässigen FTP-Server findet, der die Dateien hat, die man sucht. Solche Server kann man natürlich im IRC finden, wenn man die entsprechenden Channels besucht. Oder man konsultiert eine spezielle Suchmaschine. Eine der besten ist FTPSearch von Lycos. Weitere auf MP3s spezialisierte Engines werden unten angesprochen. Allerdings werden FTP-Server nicht wie das WWW "gespidert". Man muss einen Server eigens anmelden, sonst wird er nicht indexiert.

Viele FTP-Server mit riesigen Mengen an illegalem Material operieren entsprechend im Untergrund und schalten den Zugang erst nach Prüfung frei. Andere fordern Uploads, bevor sie Downloads erlauben. Wieder andere unterziehen potentielle Besucher einer Orgie von Bannerklicks: Folgen Sie dieser Webseite, klicken Sie auf die drei Banner, fügen Sie die Buchstaben auf den Seiten 1, 2 und 3 in folgender Reihenfolge zusammen.. -- auf diese Weise kann sich eine langfristige Präsenz durchaus rentieren.

Software

Jeder, der einen Browser hat, hat auch einen FTP-Client. Mit einer einfachen Syntax lassen sich über die meisten Web-Browser auch FTP-Server benutzen:

ftp://[username:passwort@]ftp.xxx.com

Der Teil in eckigen Klammern ist optional. Diese Vorgehensweise ist allerdings nicht sehr komfortabel. Upload ist meist nur über Drag & Drop ins Browserwindow möglich, wenn überhaupt. Spezialisierte FTP-Clients können da weitaus mehr. Die Auswahl ist riesig. Unter Linux sind etliche FTP-Clients in den Distributionen enthalten. Clients für Windows finden sich z.B. bei Tucows.

Ein brauchbarer kostenloser Client für Windows ist WS-FTP Light (man wähle die "LE"-Version aus der Liste). Im Shareware-Bereich ist die Auswahl weitaus größer. CuteFTP besticht durch eine übersichtliche Oberfläche mit Adressverwaltung und Bookmarks, zeitversetztes Senden und Empfangen und viele nützliche kleine Features. Auch Server-zu-Server-Transfers werden unterstützt.

Auch an Server-Software fehlt es natürlich nicht. Ein kostenloser und mächtiger FTP-Server für Windows ist der WarFTP Daemon. Ambitionierten Dateitauschern werden vor allem die Ratio-Funtkionen gefallen, mit denen man für die eigenen Dateien Uploads fordern kann. Eine Liste von Servern für Linux gibt es hier.

Tauschen im WWW

Auch das World Wide Web, dessen Siegeszug 1993 mit dem Erscheinen des ersten grafischen Browsers begann, wird natürlich zum Tauschen von Dateien aller Art genutzt. Beliebt ist es vor allem wegen der einheitlichen Software: Wer einen Web-Browser hat, kann (fast) alle Websites besuchen. Dabei ist das WWW zum Tauschen nicht unbedingt gut geeignet. Denn Nutzer-zu-Nutzer-Kommunikation ist nur über Umwege möglich.

Prinzipiell sind Webseiten nämlich eine einseitige Geschichte: Man kann sie zwar anschauen, aber nichts daran ändern. Zur Kommunikation mit dem Autor wird meist E-Mail eingesetzt. Jeder halbwegs brauchbare Web-Server unterstützt heute deshalb das Common Gateway Interface (CGI). Dieses erlaubt es, mit Hilfe von beliebigen Programmen, die z.B. in C oder in Perl geschrieben sein können, Inhalte von Benutzern zu empfangen, zu verarbeiten und Ergebnisse zurückzuliefern. Damit wird die Unveränderlichkeit von Webseiten aufgehoben und erst die gesamte Interaktivität des heutigen WWW möglich. (Alternative Techniken wie Active Server Pages von Microsoft gewinnen zunehmend an Bedeutung.) Man nehme zum Beispiel das Diskussionsforum am Ende dieses Artikels: Ohne CGI oder eine vergleichbare Technik wäre es nicht realisierbar.

Zu unterscheiden ist, was das Tauschen im Web angeht, zwischen verschiedenen Angeboten:

  1. Webspace-Anbieter, die eine bestimmte Menge an Platz anbieten, um HTML-Seiten, Bilder und ähnliches zu speichern. Die hier gespeicherten Dateien sind für jedermann per WWW-Browser abrufbar.
  2. Speicherplatz-Anbieter, die Backup-Platz für beliebige Dateien anbieten. Dabei sind bestimmte Bereiche meist nur dem Besitzer zugänglich (der natürlich sein Passwort anderen mitteilen kann), andere aber offen.
  3. "Clubs", deren Mitglieder Dateien auf einem vom Anbieter bereitgestellten Server speichern können. Hier ist meist eine Registrierung erforderlich, teilweise werden neue Mitglieder einzeln geprüft.
  4. Diskussionsforen, in denen sich Nutzer treffen, um Links zu veröffentlichen oder direkt über andere Mittel Dateien untereinander auszutauschen - eine Übersicht sparen wir uns an dieser Stelle.
  5. Peer-to-Peer-Tauschdienste, die es Nutzern ermöglichen, Tauschkontakte zueinander herzustellen. Diese machen in der Regel Gebrauch von zusätzlicher auf dem Client-Rechner installierter Software. Einige davon wurden in Teil 2 vorgestellt.
  6. Suchmaschinen, die andere Angebote erfassen und indexieren.

Alle Angebote sind i.d.R. werbefinanziert (was auch die Sammlung von Benutzerprofilen einschließt). Es ist in allen Fällen üblich, Zugänge sofort zu löschen, wenn auch nur die leiseste Beschwerde von einer Anwaltskanzlei kommt. Kaum ein Freespace-Provider ist willens, einzelne Dateien zu überprüfen. Allerdings beschränkt man sich meist auf die Löschung. Die IP-Adresse wird in der Regel nur nach einem Gerichtsbeschluss bekannt gegeben (vgl. Heise-Online vom 6.8.2000).

Auch die Verfolger illegaler Websites sind nur in Sonderfällen daran interessiert, Rechteverletzer vor Gericht zu zerren: Das kostet Geld und bringt bei einem 13-jährigen MP3-Tauscher höchstens schlechte Publicity. Mit der Popularität des Materials nimmt die Verfolgung in der Regel ab, je seltener und spezieller ein geistiges "Gut" ist, desto stärker wird dessen Verbreitung kontrolliert.

Webspace und "Backup"-Space

Webspace gibt es zwar an jeder Ecke umsonst, für ernsthafte Web-Präsenzen lohnt sich aber auf Dauer ein Pay-Provider. Natürlich muss man bei einer nicht anonymen Site schon sehr auf seine Inhalte achten: Ein Link zum falschen Explorer (siehe www.freedomforlinks.de) kann teuer werden, und wer weiß, ob nicht irgendjemand die Rechte am "Hänschen Klein"-Midi hält, das man als Hintergrundmelodie verwendet? Und ist das Erotikbild in der Galerie pornographisch, weil die Erektion den zulässigen Höchstwinkel überschreitet?

Wer gleich im Napster-Stil MP3s oder Pornobildchen tauschen will, kommt ohnehin um einen (relativ) anonymen Freespace-Account nicht herum. Einen solchen Zugang kann man schnell einrichten, wobei die Anmeldung i.d.R. automatisch abläuft und keine manuelle Prüfung der Daten vorgenommen wird. Manchmal wird eine E-Mail-Bestätigung gefordert, aber Free-Mail-Provider gibt es wie Sand am Meer.

Zu den Webspace-Anbietern ist nicht viel zu sagen. Viele versuchen ihren Nutzern den Upload über einfache Web-Interfaces so leicht wie möglich zu machen, die meisten bieten aber dennoch reguläre FTP-Uploads (was für Power-User ein Muss ist). Eine Übersicht einiger kostenloser Anbieter und Links auf weitere Listen gibt es z.B. bei den deutschen Cooltips. Über die Erstellung von Webseiten für Dateilisten und ähnliches kann man sich in den entsprechenden Tutorials informieren, z.B. im genialen SelfHTML.

Will man Dateien nur im kleinen Kreis tauschen, ist ein passwortgeschützter "Backup"-Account eine gute Lösung. Eine Besprechung einiger solcher Dienste findet sich z.B. in c't 15/00, S.98 ff., eine übersichtliche Linkliste gibt es bei den Webwizards.

Das Hauptproblem bei allen Freespace-Providern ist natürlich, dass sie nach dem Client-Server-Prinzip arbeiten: Wenn der Server überlastet ist, geht halt nichts mehr.

Hier sollen nur kurz einige spezialisierte größere Storage-Anbieter vorgestellt werden. Prinzipiell sollte man selbst auf die Suche gehen, auch nach dem Kriterium der Server-Geschwindigkeit. Wenn der Platz wirklich nicht ausreicht, lassen sich ja gegebenenfalls problemlos weitere Accounts einrichten.

Myplay

Bei Myplay erhält man speziell für MP3s satte 300 MB Platz - mehr als bei den meisten Free-Webspace-Anbietern. Über ein primitives Web-Interface (alle Web-Upload-Interfaces sind browserbedingt primitiv) oder ein kleines Programm, Dropbox genannt, kann man Dateien heraufladen. Sinn ist, seine eigene Musik von überall abrufbar zu machen. Gleichzeitig kann man legale Musikstücke für sog. Mixes freigeben, die dann per Streaming Audio von allen angehört werden können. Hierbei wird allerdings ein Filter angewandt, um geschützte Stücke zu entfernen.

Natürlich ist es ohne weiteres möglich, die Zugangsdaten für den eigenen Account an andere weiterzugeben. Allerdings können Dritte die eigenen Daten dann auch löschen. Myplay empfiehlt sich also nur zum Tauschen mit Freunden.

Streamload

Streamload bietet seinen Nutzern sogar 5 GB an Speicherplatz, wobei Dateien, die schon anderswo gespeichert sind, nicht mitgezählt werden. Außerdem weist man darauf hin, dass man den Platzverbrauch einzelner User nicht prüfen würde, der Platz also de facto unbegrenzt sei. Über sog. Memberships kann man Verzeichnisse für andere User freigeben, entweder kostenlos, gegen ein Passwort oder gegen Bares (wobei Streamload eine Provision kassiert). Die vorhandenen Sammlungen lassen sich mitsamt ihrer Beschreibungen durchblättern. Da wird teilweise nicht lange drumherumgeredet: "Commercial Music ... full DivX movies" etc. Andere verteilen aber auch selbstgemachte Bilder. Eine Trennung zwischen legal und illegal ist auch hier kaum möglich, ohne das System zu zerstören.

Zwar ist der Webserver manchmal recht langsam, die Download-Geschwindigkeit lässt aber meist wenig zu wünschen übrig.

ezAttach

ezAttach illustriert die eigene Verwendung am Beispiel eines Jazz-MP3s, das man seinen Bekannten schicken will. Anstatt die große Datei an eine Email anzuhängen, was viel Platz verbrauchen würde, soll man sie auf den Server laden und die URL kopieren. Zum Download ist dann kein Login erforderlich. Einschränkungen, was Größe einzelner Dateien oder Gesamtgröße angeht, gibt es nicht. Im Test erzeugte das System allerdings nur eine Fehlermeldung.

Xooms Sharehouse

Sharehouse bietet 500 MB zum Up- und Download. In einem großen Pool lassen sich vorhandene Dateien durchsuchen. Der Server ist recht langsam und zur Anmeldung muss man eine recht langwierige Spam-Abwähl-Prozedur über sich ergehen lassen, außerdem ist eine gültige Email-Adresse zur Bestätigung erforderlich.

Virtuelle Festplatten

Es gibt unzählige weitere "virtuelle" Festplatten, die teilweise auch mit kleinen Desktop-Programmen daherkommen, mit denen man wie auf normalen Platten per Drag & Drop Dateien verschieben kann (natürlich meistens nur für Windows). In der Regel kann man einzelne Verzeichnisse öffentlich freischalten und andere privat halten. Manchmal gibt es auch Suchfunktionen. Oft kann man über "Affiliate Programs" (legale) Daten von bekannten Servern wie MP3.COM in sein eigenes Verzeichnis "übertragen", wobei sie natürlich entweder schon auf dem Server sind oder nur verlinkt werden.

Alle diese Dienste haben eine Gemeinsamkeit: Eine Prüfung der Dateien findet nicht statt, nach einer Beschwerde wird dafür sofort zensiert (oft findet man bereits auf der Hauptseite einen "Report Copyright Violations" Link oder ähnliches). Dieses Verfahren ist im Prinzip alles, was man von solchen Speicherdienstleistern verlangen kann.

Ob diese Dienste sich durch Werbung wirklich finanzieren können, ist unklar, aber da für Dot-coms das Risikokapital nach wie vor leicht zu bekommen ist, schießen sie wie Pilze aus dem Boden.

Und natürlich haben in diesem Business auch die Unternehmen, die über ihre Firmenpartnerschaften, Tochterfirmen oder aus Eigeninteresse Copyright-Verletzungen verfolgen, ihre Finger im Spiel. MSN bietet z.B. sog. File Cabinets mit 30 MB an - zugegebenermaßen zu klein für die meisten relevanten Microsoft-Programme.

Peer-to-Peer-Communities

Auf den ersten Blick sind virtuelle Festplatten von Peer-to-Peer Communities wie Spinfrenzy und dem bereits in Teil 2 vorgestellten AudioGalaxy nicht zu unterscheiden. Das Funktionsprinzip ist aber ein völlig anderes. SprinFrenzy und AudioGalaxy speichern wie Napster keine Daten, sondern lediglich die Links (Napster & Co. haben damit eigentlich eine wesentlich sicherere Rechtsgrundlage als z.B. Streamload.)

Die Bedienung läuft fast vollständig per Web ab. Damit der Nutzer-zu-Nutzer-Tausch aber klappen kann, ist immer ein clientseitiges Programm erforderlich, das man sich herunterladen muss. Deshalb ist eigentlich auch die Web-Oberfläche überflüssig, aber sie lässt die Dienste eher wie herkömmliche Suchmaschinen wirken, was ihnen vielleicht eine gewisse Verschnaufpause verschafft, bis die AAs (RIAA, MPAA) auf sie aufmerksam werden.

Clubs

Excite, Yahoo, eCircles und andere bieten so genannte Clubs oder Communities an, innerhalb derer man Dateien, Nachrichten, Termine und ähnliches teilen kann. Abgesehen von der Benutzerschnittstelle, die auf Otto Normaluser ausgelegt ist, und den weiteren Dienstleistungen neben dem Datei-Sharing unterscheiden sich die Clubs nicht sonderlich von anderen Speicherdiensten. Ein nützliches Feature ist die automatische Erzeugung von Thumbnails bei Bildern. Diese Funktion und die leichte Bedienung haben Clubs bei Porno-Sammlern recht beliebt gemacht - so beliebt, dass Saudi-Arabien gleich den ganzen Zugang gesperrt hat (Saudi Arabien sperrt wegen Pornographie Zugang zu den Yahoo-Clubs). Da sieht man, in welcher Gesellschaft sich diejenigen befinden, die eine Zensur fordern.

Meta-Suchmaschinen

Spezialisierte Suchmaschinen z.B. für MP3s oder Bilder erfassen die offenen Dienste - solche, die nicht durch Passwörter geschützt sind - und indexieren sie. In manchen Fällen kann man solche Suchmaschinen als Parasiten ansehen: Wenn z.B. mit TellaFind das Gnutella-Netz durchsucht wird, werden so zwar Dateien zugänglich gemacht, die Downloader bieten aber selbst nichts an.

Manche FTP-Server, deren Einträge man in Suchmaschinen findet, lassen zwar ihre Verzeichnisse anschauen, vor dem eigentlichen Download wird aber ein Upload oder eine Bannerklick-Orgie verlangt.

Eine Übersicht von MP3-Suchmaschinen findet sich z.B. bei MP3Now. Auch Branchenriesen wie AltaVista und Lycos bieten schon seit geraumer Zeit MP3-Suchmaschinen. Vor Napster war es üblich, solche Web-Engines zu verwenden - mittlerweile gibt es unzählige bessere Wege. Besser deshalb, weil die meisten MP3-Sites einfach zu schnell sterben: Durch Bandbreitenüberlastung oder die Industriefahnder. Moderne Musik-Suchmaschinen prüfen teilweise tote Links automatisch und bewerten die Verlässlichkeit der Sites.

Allerdings: Wenn man einmal einen funktionierenden Server gefunden hat, der die Musikrichtung bietet, die man will, bekommt man oft Downloadgeschwindigkeiten, die den meisten Napster-Usern weit überlegen sind -- und kann ohne weiteres auch mal die ganze Nacht saugen.

Einen unkonventionellen Weg geht MP3Board.com. Hier posten die User Links, und die neuesten Beiträge werden zuerst gelistet. So findet man zwar nicht unbedingt das, was man sucht, bekommt aber in der Regel funktionierende Downloads (meist aktuelle Chart-Hits). Weil der Dienst so effizient ist, wurde er von der RIAA verklagt. Wenig später musste AOL, zukünftiger Besitzer von Mitkläger Warner Music, eingestehen, dass man über Winamp selbst eine MP3-Suchmaschine angeboten hatte ... peinlich.

Diskussionsforen

Jeder Webautor, dessen Provider ihm die Möglichkeit gibt, Skripts über CGI (s.o.) auszuführen, kann Diskussionsforen und ähnliche Kommunikationssysteme installieren. Unzählige Foren widmen sich speziell Themen wie MP3, Warez oder Pornos. Dort finden sich dann entsprechende Links - zu FTP-Servern, Webseiten, virtuellen Platten, Clubs usw. Dieser wichtige Bestandteil webbasierter Tauschsysteme ist allerdings leider hoffnungslos unterentwickelt. Es fehlen Rating-Systeme, die meisten Foren besitzen noch nicht einmal Suchfunktionen. Und natürlich verschwinden sie recht schnell, weil die entsprechenden Seiten häufig denunziert und gelöscht werden. Ein dezentralisiertes System wie Gnutella wäre ideal, um Links zu propagieren. Aber auch anonyme Postings ins Usenet eignen sich dazu. Hier muss noch eine Menge getan werden.

Tauschen per Email

Neben den Klassikern Usenet, IRC, FTP, und WWW darf natürlich auch Email nicht vergessen werden. Da jeder wohl mit der Bedienung eines Email-Clients vertraut ist und auch schon einmal Attachments verschickt haben dürfte, gibt es dazu nicht allzu viel zu sagen. Es gibt zwei wichtige Standards, SMTP (Simple Mail Transfer Protocol) von 1981 zum Versenden und POP (Post Office Protocol) von 1984 bis 1996 (POP3) zum dynamischen Abruf durch Clients, die sich bei Bedarf beim Server anmelden (im Gegensatz zu "Always-On"-Verbindungen).

Mit den gleichen Kodierungsstandard wie im Usenet ist das Anhängen von Binärdateien kein Problem. Der Provider legt fest, wie groß diese Dateien sein dürfen und wieviel er davon maximal speichert, eventuell gibt es auch Bandbreitenbeschränkungen. Man kann auch kostenlose Webmail-Dienste nutzen - Listen gibt es z.B. bei TheFreeSite und bei Cooltips - von denen einige POP3 unterstützen, andere nur über ein HTML-Interface zugänglich sind.

Das Tauschen per Mail hat Vorteile: Man geht ein geringes persönliches Risiko ein (und ist bei Freemail-Diensten sogar relativ anonym) und muss die Dateien, die man geschickt bekommt, nicht wirklich downloaden. Handelt es sich um Schrott, kann man sie auch gleich auf dem Server löschen (unter Windows verwende man dazu intelligente POP-Clients wie Popcorn).

Die Geschwindigkeit entspricht der zum Mail-Server. Man muss natürlich aufpassen, dass man es nicht übertreibt. Insbesondere bei kleinen und mittelgroßen ISPs ist vom Tausch per Mail eher abzuraten. Mailserver sind oft nicht für großen Datenverkehr ausgelegt, und wenn sie überlastet sind, ist das sehr ärgerlich für den ISP und für andere Nutzer. Kleine Dateien sind i.d.R. kein Problem - dazu gehören z.B. auch Bilder und Texte. Vom Tausch von MP3s oder gar ganzen Filmen ist aber dringend abzuraten.

Eine wichtige Rolle beim Tauschen per Mail spielen übrigens Mailing-Listen. Das sind Verteiler-Server, die eine Liste von Usern speichern. Jede Mail, die an den Verteiler geschickt wird, geht an alle User in der Liste. Einige der interessantesten Diskussionsforen im Netz sind Mailing-Listen. Einen guten kostenlosen ML-Service bietet eGroups. Neben dem reinen Mailverkehr können auf dem Server 20 MB an Daten abgelegt werden, die für die Nutzer interessant sein könnten. Die Mails der Liste (inkl. Attachments) sind auf Wunsch nur per Web-Interface lesbar. So sind einige eGroups-Listen florierende Tauschbörsen, die nicht wirklich per Mail operieren, sondern den Web-Zugang nutzen. Sie existieren friedlich neben unzähligen legalen Diskussionslisten.

Weitere Links:

email.about.com/internet/email/ - umfangreiches Email-Portal

Hotline

Kein Klassiker im engeren Sinne, aber dennoch eine andere Generation als Napster ist Hotline. Das Programm wurde vom damals 17jährigen Adam "Hinks" Hinkley 1996 auf dem Apple Macintosh entwickelt, existiert aber mittlerweile auch in einer Windows-Variante. Das Paket besteht aus Client und Server. Der Server ist eine Kombination aus Chat, Dateiserver und Diskussionsforum. Die Server sind untereinander nicht vernetzt. Um Server zu finden, gibt es so genannte "Tracker", die man nach Suchbegriffen durchforsten kann. Der offizielle Hotline-Tracker akzeptiert natürlich keine MP3-Server, Warez-Server oder ähnliches. Es gibt aber unzensierte Alternativen, die man z.B. über den Tracker-Tracker finden kann.

Dadurch, dass die Server mittlerweile auch indexiert werden und zentral durchsucht werden können, erinnert das Programm inzwischen stark an Napster. Es weist aber auch Ähnlichkeiten mit den klassischen Mailboxen auf, bei denen man sich per Modem einwählte und in Foren diskutieren, downloaden oder chatten konnte (der Clou waren Boxen mit mehreren Telefon-Anschlüssen, bei denen man mit mehreren Benutzern gleichzeitig diskutieren konnte!). Jeder Hotline-Server hat seine eigene Atmosphäre und Regeln, die man befolgen muss, um an die gewünschten Dateien zu kommen.

Die Software ist werbefinanziert. Der Windows-Client erfordert einen installierten IE4+. Von HotlineHQ wird keine Plattform außer Windows und MacOS unterstützt. Die unvermeidliche Konsequenz ist natürlich, dass einige (bannerfreie) Klone entstanden sind. Eine Liste und News gibt es z.B. bei VivaHX.

Wegen Streitereien zwischen Adam Hinkley und den Hotline-Kreditgebern, die 1998 begannen und nach wie vor andauern, ist die Firma hinter Hotline zunehmend in die Kritik gekommen. Auch die mit jeder neuen Version aufdringlicheren Banner stören die ehemals treuen Fans des Programms. Viel Zulauf hat deshalb ein Hotline-ähnliches Programm namens Carracho gefunden, das jedoch derzeit nur für den Macintosh existiert. Es bietet im Wesentlichen die gleichen Funktionen, aber es gibt natürlich viel weniger Server.

Weitere Links:

www.hotlinenews.net - tägliche Hotline-News

Fazit

Napster ist zur Last gelegt worden, dass man von Anfang an einen Dienst zum Tausch urheberrechtlicher Musik schaffen wollte. Für die hier vorgestellten Internetklassiker gilt das ausnahmslos nicht. Sie alle sind inhaltlich agnostisch - unterscheiden also nicht zwischen Gut und Böse. Einen Email-Provider oder Usenet-Server zu verklagen, weil dort auch illegale Dateien getauscht werden, wäre absurd. Eines sollte deutlich geworden sein: Die einzige Hemmschwelle für das Kopieren des nächsten Mediums nach Text, Bildern und Musik ist die Bandbreite. Wie dann die Dateien letztlich getauscht werden, ist prinzipiell irrelevant.

Durch Zensur ist die digitale Evolution nicht aufzuhalten, es sei denn, man zerstört dabei die Technologie. Das wird die Industrieverbände und zelotische Einzelpersonen nicht davon abhalten, Jagd auf Urheberrechtsverletzer zu machen - solange, bis das Gesetz es unmöglich macht. Urheberrechtsgesetze, die nichtkommerzielles Kopieren verbieten, sind in der Internet-Ära gefährlich, so gefährlich wie obsolete Patent- und Markenschutzgesetze, die von findigen und skrupellosen Anwälten zur Geldmacherei ausgenutzt werden können. Es bleibt zu hoffen, dass die Zahl der Opfer gering ist (und nicht das Internet selbst zum Opfer wird), denn der Gesetzgeber arbeitet bekanntlich langsam.

Allgemeine Links:

www.gnutellanews.com - tägliche Neuigkeiten, nicht nur über Gnutella
www.infoanarchy.org - News & Diskussion, mit ausführlicher Linkliste

Teil 1: Napster und seine Freunde
Teil 2: Napsters Konkurrenten - zentralisierte Tauschbörsen
Teil 3: Führerlos: Gnutella, FreeNet, Jungle Monkey & Co

Erik Möller ist freier Journalist und Mitarbeiter beim Online-Magazin Der Humanist.