Die Mossadegh-Legende
Seite 2: Internationale Rahmenbedingungen am Vorabend des Coups
- Die Mossadegh-Legende
- Internationale Rahmenbedingungen am Vorabend des Coups
- Der Coup
- Warum scheiterte Mossadegh?
- Hätte Mossadegh auf den Deal eingehen müssen?
- War es ein Coup d'État?
- Schlussfolgerung
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Seit Beginn des Kalten Krieges betrachteten die USA den Iran aufgrund seiner strategischen Lage zwischen der Sowjetunion und den Ölfeldern am Persischen Golf als wichtigen bzw. vitalen Verbündeten.
Nach der Krise in der iranischen Provinz Aserbaidschan 1945-46, als die von Stalins Sowjetunion unterstützten Separatisten versuchten, "autonome Republiken" in zwei iranischen Provinzen (Aserbaidschan und Kurdistan) zu schaffen, bestand die Hauptsorge der USA darin, dass sich die politische Lage im Land destabilisieren könnte.
Was motivierte die USA zur Intervention im Iran?
Dies würde die kommunistische Tudeh-Partei ausnutzen. Letztere stand Moskau nahe und versuchte, seine Kader in Schlüsselpositionen zu bringen, um nach einer gelungenen Infiltration und mit sowjetischer Unterstützung die Macht im Land an sich zu reißen.
Die Partei war organisatorisch die Stärkste im Iran und auch die mächtigste kommunistische Partei des Nahen Ostens. Die 1941 gegründete Tudeh war in den späten 1940er Jahren zu einer populären politischen Organisation geworden. Sie verfügte über vielfältige Netzwerke.
Sie zählte mindestens 25.000 Mitglieder und um das Vierfache mehr Sympathisanten, darunter Offiziere vom Rang eines Oberst bis Leutnant, im Militär (Luftwaffe, Artillerie, Infanterie, Offizier-Fakultät), in der Gendarmerie und bei der Polizei. Die Partei hatte eine enorme Mobilisierungskraft durch Syndikate, Organisationen, Zeitungen und Zeitschriften.
Der Pro-Mossadegh-Juliaufstand von 1952 mit bis zu 100 000 Demonstranten war weitgehend ein Werk der Tudeh-Partei. Die Offiziere waren aufrichtige Patrioten und manche von ihnen liebten Mossadegh. Doch für sie stand der Glaube an den Kommunismus und die kommunistische Internationale über allem.
Die amerikanische Furcht vor einer Machtergreifung der Tudeh-Partei war nicht unbegründet. Es lag im Bereich des Möglichen, dass die Partei bei wachsenden Unruhen und einer weiteren Schwächung Mossadeghs die Macht übernehmen würde, ein Alptraum für Washington.
US-Offizielle glaubten, dass die Tudeh eine populäre Volksfrontstrategie verfolgte, die den Aufbau von Allianzen mit fortschrittlichen nichtkommunistischen Kräften beinhaltete. Sie waren zutiefst besorgt, dass sie versuchen würde, Mossadeghs Nationale Front zu untergraben.
Die Parteiführung der Tudeh unterstützte Mossadegh seit dem Aufstand vom 20. Juli. Für die Truman-Administration (1945-1953) war der Nahe Osten wichtiger als der Korea-Krieg, der ein düsteres neues Kapitel im Kalten Krieg eröffnet hatte.
"Hier ist es, wo die Probleme beginnen werden, wenn wir nicht vorsichtig sind. Wir müssen agieren und nicht einfach danebenstehen, sonst bewegen sie [Sowjetunion] sich in Richtung Iran und damit werden sie den gesamten Mittleren Osten übernehmen", so Truman.
Die Truman-Administration wusste, dass Mossadegh eigentlich ein Anti-Kommunist war und sehr bedacht gegenüber der Tudeh-Partei und der Sowjetunion vorging. Die Regierung in Washington setzte auf die Popularität des Premiers als wirksames Bollwerk gegen den Einfluss der Tudeh-Partei.
Die US-Administration machte eine Reihe von Vorschlägen, um den Ölkonflikt beizulegen. Die USA verhinderten die "Operation Buccaneer", mit der Großbritannien den iranischen Hafen Abadan besetzen wollte.
Die USA sind beunruhigt über eine instabile Lage
Die Geschichtsbücher und das kollektive Gedächtnis der Iraner nehmen kaum Notiz von dieser Situation. Ebenso verhält es ich mit der Tatsache, dass die britische Regierung auf Druck der USA das Prinzip der Nationalisierung der Ölindustrie anerkannte und sich in den Verhandlungen engagierte.
Im Oktober 1951 empfing Präsident Truman Mossadegh in Washington. Auch Außenminister Dean Acheson tat sein Bestes, um dieses Problem zu lösen, auf eine Weise, die nach amerikanischer Perzeption für beide Seiten fair wäre.
Nach dem Juli-Aufstand, Mossadeghs Rückkehr als Premier und seinem Machtzuwachs, begannen einige seiner Verbündeten, sich von ihm loszusagen. Spätestens ab 28. Februar 1953, dem Tag des Komplotts gegen Mossadegh, wandte sich Ayatollah Kashani von Mossadegh ab.
Die wichtigsten Überläufer aus den Reihen der Mossadegh-Mitstreiter waren Ayatollah Abolghasem Kashani, Hossein Makki, Mozaffar Baqa'i und Abolhasan Ha'erizadeh. Sie spielten eine wichtige Rolle bei der Bildung der zivilen nationalistischen Bewegung und dann aber eine weitaus bedeutendere Rolle bei ihrer Zerstörung.
Die Amerikaner waren sehr beunruhigt über diese Ereignisse und sahen sie als Beweis dafür, dass Mossadegh die Kontrolle über die Situation entglitt. Als mächtiger und populärer Vorsitzender der Nationalen Front trug Mossadegh einen Großteil bei zur Spaltung der Koalition, wenngleich der britische Auslandsgeheimdienst emsig Öl ins Feuer goss und mit seinen einflussreichen iranischen Agenten Mitschuld an der wachsenden Instabilität trug.
London war seit Mossadeghs Ernennung zum Premierminister drauf und dran, ihn zu Fall zu bringen. Fast alle US-Politiker, die damals am Fall Iran arbeiteten, teilten die Ansicht, dass eine Machtübernahme durch die Tudeh-Partei nicht unmittelbar bevorstehe, jedoch eintreten könne, wenn sich die Lage nicht verbessern würde. Dean Acheson sprach sich weiterhin gegen einen Putsch aus und setzte auf Verhandlungen. Truman teilte diese Ansicht.
Spitzenbeamten der künftigen Eisenhower-Administration befürworteten jedoch einen Coup. John Foster Dulles (Außenminister der Eisenhower-Administration), sein Bruder Allen Dulles (CIA-Direktor unter Eisenhower) warfen Truman vor, den Iran in ein zweites China zu verwandeln. Kermit Roosevelt wurde als Leiter der Operation mit dem Codenamen TPAJAX ernannt. Dabei hoffte Eisenhower immer noch, dass die politische Stabilität im Iran durch eine Lösung des Ölkonfliktes wiederhergestellt werden könnte.
In einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates am 4. März hatte er sich entschlossen erklärt, sich von der britischen Position zu trennen und dem Iran ein Darlehen in Höhe von 100 Millionen US-Dollar zu gewähren.
Eine Woche später jedoch, nachdem Mossadegh das letzte amerikanisch-britische Angebot abgelehnt hatte, änderte er seine Meinung und gab den Befehl zur Ausarbeitung des Putschplanes. Die CIA und der britische Auslandgeheimdienst MI6 sollten die Operation gemeinsam durchführen.