Finnlands Versuche einer Neubelebung der Russlandbeziehungen

Seite 5: Anzeichen für einen Trendwechsel

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Trotz Medienpropaganda fühlt sich der Durchschnittsfinne kaum durch Russland bedroht. Weiterhin spricht:http://www.finn-land.net/finnland-news/kurzmeldungen/2017/februar2017/16-160220171.htm: sich eine deutliche Bevölkerungsmehrheit gegen eine Nato-Mitgliedschaft aus. Auch die Drohkulisse der hybriden Kriegsführung beeindruckt wenig, zumal gegenwärtig andere Gefahren wie der islamisch geprägte Terrorismus und die Unberechenbarkeit der neuen US-Regierung akuter erscheinen.

Der allmählich einsetzende Stimmungsumschwung bietet der politischen Elite Finnlands die Gelegenheit, auf Verständigungssignale aus Moskau positiv zu reagieren. Sergei Lawrow nahm dies bei seinem kürzlichen Besuch in Helsinki würdigend zur Kenntnis. Beide Seiten quittierten mit Befriedigung die schrittweise Normalisierung der Wirtschaftsbeziehungen.

Auch gibt es bei den Medien Anzeichen für einen Trendwechsel. Noch vor einem halben Jahr rüffelte das Boulevardblatt "Iltalehti" den finnischen Präsidenten, seine Äußerungen hätten bei den Nato-Mitgliedern der EU Unverständnis hervorgerufen. Es wurde auf seine Anregung Bezug genommen, Militärmaschinen mit Transpondern auszustatten. Während sich Wladimir Putin dazu positiv äußerte, gab es aus Nato-Kreisen bislang nur verhaltene Stellungnahmen. Kürzlich haben nun mehrere Tageszeitungen der Kritik des Kriegshistorikers Sampo Ahto Raum gewidmet. Er beschuldigt die finnische Politik mit herben Worten, sich von US-Interessen einspannen zu lassen. Da er vor 1990 der finnischen Ostpolitik Duckmäusertum vorwarf, kann ihm schwerlich Russlandfreundlichkeit unterstellt werden.

Ob und wie weit sich die Beziehungen zwischen Finnland und Russland normalisieren können, wird nicht in Helsinki, sondern in Brüssel, Berlin und Washington entschieden. Auch wenn sich die finnische Regierung nicht von Schelten baltischer Hardliner beeindrucken lässt, wird sie kaum gegen EU-Beschlüsse opponieren. Die Sanktionen werden weiter befolgt, wenn auch widerwillig und mit der Hoffnung auf ein baldiges Ende. Da sich finnische Firmen gegenwärtig im Gefolge ihrer Politiker in Startlöchern postieren, um verlorenes Terrain zurückzugewinnen, betrachten sie die Lage offenbar mit Optimismus.