Forscher: Präsenz des Menschen kann Biodiversität verbessern

Wildblumenwiese mit rotem Klatschmohn

Auch mit Mensch möglich: Biodiversität. Bild: Maren Winter, Shutterstock.com

Studie: Menschliche Kulturen können zur Biodiversität beitragen. Mensch schadet Ökosystemen nicht grundsätzlich. Rückschlüsse für Erhalt von Artenvielfalt.

Die Anwesenheit von Menschen kann die Vielfalt und Komplexität von Ökosystemen erhöhen und sich oft positiv auf deren Artenvielfalt auswirken. Das ist das Ergebnis einer Studie von Dr. Shumon T. Hussain von der Universität Köln und Dr. Chris Baumann von der Universität Tübingen. Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift Philosophical Transactions of the Royal Society B veröffentlicht.

Kulturelle Vielfalt fördert Biodiversität

Die Forscher argumentieren, dass kulturelle Vielfalt insgesamt wahrscheinlich einen positiven Einfluss auf die Biodiversität von Ökosystemen hat. Sie sehen in der Homogenisierung menschlicher Lebensformen einen entscheidenden Faktor für die großen Aussterbeereignisse im Zeitalter des Menschen, dem Anthropozän.

Die Studie untersucht die Rolle des Menschen in der Evolution und in der Entwicklung der Biodiversität. Dabei weisend die Autoren die weitverbreitete Vorstellung zurück, der Mensch habe als Jäger und Sammler in Harmonie mit der Natur gelebt. Sie argumentieren, dass diese Sichtweise das Grundproblem der menschlichen Interaktion mit Ökosystemen falsch darstellt.

Menschliche Aktivitäten und Biodiversität

Die Forscher stellen fest, dass die Beziehung zwischen Menschen und Ökosystemen schon immer komplex und vielschichtig war. Sie betonen, dass menschliche Aktivitäten auch regelmäßig positive Auswirkungen auf die Biodiversität hatten. "Man kann sogar sagen, dass menschliche Aktivitäten oft lokal zu Biodiversitätsverlusten führen, während sie andernorts die Biodiversität stark fördern", erklärt Dr. Hussain.

Die Studie basiert auf verschiedenen Fallstudien aus dem späten Pleistozän, also etwa vor 120.000 bis 11.800 Jahre. Zugleich ziehen die Autoren eine ihrer jüngsten Studie über eiszeitliche Rabenvögel an.

Diese Untersuchung zeigt, dass diese Vögel bereits vor etwa 30.000 Jahren vom Menschen als Nachbarn profitierten, vor allem durch die Nahrungsquellen, die Jäger und Sammler diesen Tieren zur Verfügung stellten.

Einfluss des Menschen auf die Biodiversität

Die Forscher argumentieren, dass menschliche Aktivitäten lokal zu einer Erhöhung der Biodiversität führen können. Einige Tiere profitieren vom menschlichen Einfluss, während andere, wie größere Raubtiere, die lokal vom Menschen verdrängt werden, in andere Regionen ausweichen. Dies erhöhe die Heterogenität und Komplexität der Ökosysteme und wirke sich oft positiv auf die gesamte Biodiversität aus.

"Biodiversitätsregime können nicht von menschlichen Einflüssen getrennt werden, und nicht alle diese Einflüsse sind immer negativ", erklärt Dr. Hussain. Er fügt hinzu, dass die Vielfalt menschlicher Lebensformen sich wahrscheinlich insgesamt positiv auf die Biodiversität auswirkt.

Ein entscheidender Faktor für die Biodiversitätskrise im Anthropozän ist nach Ansicht der Forscher die Homogenisierung des menschlichen Lebens in und mit der Natur.