Gasmarkt in Deutschland: Warum die Netze teurer werden

Deutschlands Gasnetze stehen vor großen Herausforderungen. Sinkender Verbrauch treibt die Kosten und belastet Verbraucher. Ihre Zukunft bleibt ungewiss.

Der Gasmarkt in Deutschland befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Die ehemals günstigen Erdgasimporte aus Russland gehören längst der Vergangenheit an und der Markt orientiert sich zunehmend an volatilen LNG-Quellen. Diese Abhängigkeit von der globalen Marktsituation und den politischen Entwicklungen in den Herkunftsländern bringt eine neue Dynamik mit sich.

Erdgasverbrauch im Wandel: Was bedeutet das für uns?

Die Nachfrage nach Erdgas für Heizzwecke hat sich bereits vor dieser Entwicklung verändert. Dank verbesserter Wärmedämmung von Gebäuden und der CO2-Bepreisung fossiler Brennstoffe endet das Erdgaszeitalter.

Das wirtschaftliche Interesse am deutschen Gasmarkt hat deutlich abgenommen. Dies zeigt sich daran, dass sich der Gasimport zunehmend auf wenige Akteure wie Uniper und Sefe konzentriert. Beide sind für knapp 60 Prozent der Gasimporte verantwortlich und ihre wirtschaftliche Stabilität wird mehr oder weniger direkt durch den deutschen Steuerzahler garantiert.

LNG-Importe aus den USA: Hoffnung oder Illusion?

Die Hoffnungen für LNG-Importe ruhen auf den USA. Doch die Zweifel wachsen, ob sie sich noch erfüllen werden. Gerade erst berichtete die New York Times (NYT), dass US-Präsident Joe Biden das wichtige CP2-Projekt vorerst auf Eis gelegt hat. Zuvor war der Druck auf Biden wegen seiner Energiepolitik deutlich gestiegen.

Wärmedämmung und effiziente Gebäudetechnik verringern Gasbedarf

Mit fortschreitender Wärmedämmung und effizienterer Gebäudetechnik sinkt der Heizenergiebedarf. Die Nutzung von Umweltwärme durch Wärmepumpen verstärkt diesen Trend und führt zu einem weiteren Rückgang des Gasverbrauchs.

Gasnetze unter Druck

Sinkt der Gasverbrauch, bleiben die Netzkosten dennoch bestehen und müssen auf die reduzierte Gasmenge umgelegt werden. Dadurch wird der Gasbezug für die verbleibenden Kunden teurer und damit weniger wettbewerbsfähig gegenüber einer elektrifizierten Wärmeversorgung oder gegenüber Nah- oder Fernwärmesystemen, die auf unterschiedliche Wärmequellen zurückgreifen können.

Die Kostenexplosion: Wer zahlt für das Gasnetz?

Wenn die Netzkosten zunächst auf eine geringere Gasmenge und schließlich auf immer weniger Kunden verteilt werden, wird der Preis pro Kunde deutlich steigen.

Die Idee, durch den Umbau bestehender Erdgasnetze zu Wasserstoffnetzen für eine bessere Auslastung der Netzinfrastruktur zu sorgen, scheitert an zwei Problemen: zum einen am auf absehbare Zeit geringen Angebot an grünem Wasserstoff, zum anderen an der noch geringen Nachfrage und der Konkurrenz durch andere Energieträger.

Für eine gewisse Zeit können die überdimensionierten Gasnetze noch als über das Land verteilte Speicher genutzt werden, indem auf die sogenannte Netzatmung zurückgegriffen wird. Längerfristig sind die Kosten dafür jedoch zu hoch, da der minimale Netzinhalt nicht verkauft werden kann.

Rückbau der Gasnetze: Wer kommt für die Kosten auf?

Wenn der Gasabsatz durch die Wärmewende so stark zurückgeht, dass ein Weiterbetrieb der Netze wirtschaftlich nicht mehr darstellbar ist, stellt sich die Frage: Wer finanziert den Rückbau?

Fracking in Deutschland: Eine umstrittene Alternative

Die Gaswirtschaft macht sich derzeit noch wenig Gedanken über einen Rückbau der Netze und hofft offensichtlich darauf, dass der Gasbedarf nicht sinkt und die Versorgung entweder aus ausländischen Quellen langfristig gesichert ist oder unkonventionelles Fracking hierzulande wieder zugelassen wird. Dafür würden sich Quellen in Niedersachsen, aber auch in Bayern eignen.

Dies würde nicht nur ein politisches Umdenken erfordern, sondern auch entsprechende Fördermittel für den Aufbau einer Infrastruktur für unkonventionelles Fracking. Nach dem Verbot im vergangenen Jahrzehnt sind die dafür notwendige Technologie und das entsprechende Know-how verloren gegangen.

Unabhängig davon, ob die Gasnetze in der Hoffnung auf einen erneuten Bedarf erhalten bleiben oder zumindest teilweise zurückgebaut werden sollen, dürfte die Finanzierung ohne staatliche Subventionen nicht gelingen. Ziehen sich die heutigen Netzbetreiber aus diesem Geschäftsfeld zurück, bleiben die Folgekosten mit hoher Wahrscheinlichkeit an der öffentlichen Hand, also den betroffenen Gebietskörperschaften, hängen.

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