Herkunft der Rizin-Briefe wieder offen

Aber es scheint einen neuen Verdächtigen und einen neuen Giftbrief in einem Luftwaffenstützpunkt zu geben

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Der Anschlag in Boston scheint mit dem Tod des einen Bruders und der Festnahme des anderen weitgehend geklärt zu sein. Noch ist unklar, ob die beiden Brüder wirklich alleine gehandelt haben, wie Dschochar Zarnajew bei einer ersten Vernehmung gesagt haben soll. Motiviert worden seien sie durch die US-Kriege in Afghanistan und im Irak und die Ansicht, dass der Islam bedroht sei. Offen ist jedoch wieder der Parallelanschlag mit Rizin-Briefen, der die Angriffe mit Milzbrandbriefen nach den 9/11-Anschlägen wiederholt.

Paul Kevin Curtis, der unter dem Verdacht festgenommen wurde, die Briefe mit dem Gift ans Weiße Haus, einen Senator und einen Richter geschickt zu haben (Brief mit verdächtiger Substanz an US-Präsident Obama entdeckt), musste mangels Beweisen wieder freigelassen werden, allerdings musste er eine Kaution hinterlegen, die Anklage ist also nicht erledigt. Allerdings war weder in seinem Haus noch anderswo bislang nichts Verdächtiges gefunden worden, auch kein Rizin oder Samen der Rizinusstaude. Gleichzeitig wurde bekannt, dass angeblich in einem Luftwaffenstützpunkt in Washington weiteres Rizin gefunden wurde. Eine FBI-Sprecherin bestätigte, dass man einen verdächtigen Brief überprüfe.

Auch bei den Anthrax-Briefen war dies ähnlich gewesen. Die waffenfähigen Sporen sollen aus einem Militärlabor gekommen sein, verdächtig wurde ein Wissenschaftler, der mit Biowaffenforschung beschäftigt war. Zweifel blieben, ob er wirklich der Täter war, er hat sich das Leben genommen (Das Anthrax kam vom Militär). Das FBI verfolgt offenbar im Rizin-Fall eine weitere Spur und hat das Haus von Everett Dutschke untersucht. Er sei aber unschuldig, sagte er und wisse nichts über Rizin. Dutschke und der Bruder von Curtis kennen sich, irgendwie scheinen Dutschke und Paul Kevin Curtis einen Streit über Emails ausgefochten haben, Dutschke ist auf Kaution frei, er wird verdächtigt, Kinder sexuell belästigt zu haben. Warum Dutschke im Rizin-Fall unter Verdacht geraten ist, ist noch nicht bekannt. Möglicherweise gehet das FBI davon aus, dass er mit dem Versenden der Briefe Curtis belasten wollte.

Rizin, das unschwer zu besorgen oder herzustellen ist, kann zwar tödlich sein, wenn es in den Körper gelangt, als Terrormittel ist es aber eigentlich kaum einsetzbar, da es nur für einen individuellen Angriff tauglich ist. Milzbrandsporen lassen sich hingegen prinzipiell leicht über Menschenmengen oder Räume verteilen und müssen nur eingeatmet werden, um eine Infektion auszulösen.