Im Land der Dreckschleudern

Seite 2: Deutschland ein weiteres Stück vom Klimaziel 2020 entfernt

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Doch in Deutschland werden nicht nur zu viele Stickoxide in die Luft geblasen, sondern auch weiterhin zu viel Kohlendioxid. Gerade zog die Agora Energiewende eine besorgniserregende Bilanz für den Treibhausgasausstoß im ersten Halbjahr 2017. Denn obwohl die Emissionen rapide sinken müssten, um das Klimaziel für 2020 überhaupt noch annähernd erreichen zu können, hat Deutschland 5 Millionen Tonnen mehr CO2 als im Vorjahreszeitraum ausgestoßen, das entspricht einem Plus von 1,2 Prozent.

Hauptverantwortlich für den Emissionsanstieg war mal wieder der Verkehrssektor, wo seit 1990 keine Fortschritte erzielt werden. Es wurden 6,5 Prozent mehr Diesel, 2,5 Prozent mehr Benzin und 8 Prozent mehr Flugbenzin verkauft als im Vorjahreszeitraum. Aber auch die Braunkohle hat leicht zugelegt.

Bislang ist kaum zu vernehmen, dass die Parteien sich im Bundestagswahlkampf besonders dem Thema Klimaschutz annehmen würden. Angesichts von Überflutungen in Deutschland und Hitzewellen und Waldbränden in Südeuropa wäre dies durchaus ein naheliegendes Thema. 71 Prozent der Deutschen betrachteten in einer Umfrage von Kantar Emnid den Klimawandel jüngst als ihre größte Sorge.

Ein Bündnis von Erneuerbare-Energien- und Umweltverbänden forderte Anfang August, dass Klimawandel und Energiewende Thema Nummer Eins im Wahlkampf sein müssten. Kritisiert an der aktuellen Politik wird unter anderem, dass die Ausschreibungen für Windenergie zu einem viel zu niedrigen Zubau führen, dass das Mieterstromgesetz viel zu kompliziert und eher abschreckend sei und dass die Regierungsparteien sich insgesamt für ein sehr langsames Energiewendetempo aussprächen, konventionelle Energien subventionierten während sie die Einspeisevergütung als zu hohe Subvention angriffen. Der Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. hat zusammen mit weiteren Organisationen eine Liste energiepolitischer Wahlprüfsteine zusammengestellt.

Immerhin erholt sich der Markt für Solaranlagen gegenüber dem Vorjahr, wie der Bundesverband Solarwirtschaft mitteilt. Bis Ende Juni wurden Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtkapazität von 900 Megawatt installiert, rund 75 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2016. Das Ausbautempo sei aber weiterhin zu gering, "um den wachsenden Ökoenergiebedarf im Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor zu decken und die Klimaschutzziele zu erreichen".