Ist die Fed bankrott?

Seite 4: Wunderwaffe Bilanzverlängerung

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Auf der Aktivseite einer Notenbank findet man die Sicherheiten, die von den Geschäftsbanken für die Überlassung von Geld bei der Notenbank hinterlegt werden. Der dramatische Prozess der Verlängerung der Notenbankbilanz begann im Herbst 2008.

Ab dem 17. August 2008 weitete sich die Kreditdauer der Diskontkredite von Übernacht auf 30 Tage aus. Immer mehr hochwertige Staatsanleihen wurden gegen Deckung von minderwertigen Ramschanleihen verliehen. Dadurch wurden die Geschäftsbanken mit US-Staatsanleihen ausgestattet, welche diese ihrerseits als Sicherheiten für Finanzierungen hinterlegen konnten. Damit wurde das Risiko von den Geschäftsbanken an die Notenbank ausgelagert, ohne dass das Risiko jedoch abgenommen hätte. Die Fed verkaufte nicht nur Staatsanleihen, sondern sie verlieh sie auch in Form der TSLF zunehmend ab März 2008. Noch augenscheinlicher wird das Ausmaß, wenn man bedenkt, dass sich der Anteil der Staatsanleihen an der Bilanzsumme von 90 Prozent vor der Krise auf nun unter 20 Prozent verringerte.

Die Pleite von Lehman Brothers verschärfte das Tempo, mit dem die Zentralbank die Staatsanleihen verlieh. Da die verfügbaren Vermögenswerte der Federal Reserve bald ihre Grenze erreichten, konnte durch eine Bilanzverschlechterung das Problem nicht mehr gelöst werden. Der Bestand der hochwertigen und liquiden Aktiva ist entweder konstant geblieben (Gold) oder extrem zurückgegangen (US-Staatsanleihen). Bei gleich bleibender Bilanzsumme sind die reduzierten liquiden US-Staatsanleihen durch Anstieg in anderen, qualitativ minderwertigeren, d.h. vor allem illiquideren Komponenten, ausgeglichen worden. Eine weitere Unterstützung des Bankensystems war deshalb nur noch durch eine Bilanzverlängerung möglich, die vor allem ab dem Herbst 2008 forciert wurde. In den drei Monaten vom 04. September bis 12. November stieg die Bilanzsumme um mehr als 100 Prozent.

Vor der Bilanzverlängerung kompensierte die FED die Aufnahme von minderwertigen Krediten in die Bilanz durch den Verkauf von Staatsanleihen. Zudem verlieh sie in der Term Securities Lending Facility Staatsanleihen. Als es keine Staatsanleihen mehr zum verkaufen gab, musste die Bilanzverlängerung als letzte Wunderwaffe gewählt werden. Am 25.11.2008 gab es für die Geldpolitik der Federal Reserve einen weiteren Meilenstein. An diesem Tag machte Ben Bernanke die Ankündigung von neuen unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen. Anstatt Banken Kredite bei Hinterlegung von Sicherheit zu geben, wurden Kredite nun direkt gekauft. Es wurde angekündigt, zunächst für 500 Milliarden USD hypothekengesicherte Wertpapiere (Mortgage backed securities), welche von Fannie Mae, Freddie Mac und Ginnie Mae ausgegeben wurden, zu erwerben. Die Federal Reserve trägt nun das volle Kreditrisiko, wodurch ein Kreditausfall nun unmittelbar auf das Eigenkapital der Federal Reserve durchschlägt.

Mehr als 500 Milliarden USD Abschreibungsbedarf? Grafik: Econbrowser