Ist die Fed bankrott?
Seite 7: Monetäre Zwangsernährung
- Ist die Fed bankrott?
- Verschuldungsinnovationen
- Buchhaltungstricks und Aushöhlungsstrategien
- Wunderwaffe Bilanzverlängerung
- Der schöne Schein und weitere Zeitbomben
- Die Macht der langen Zyklen
- Monetäre Zwangsernährung
- Gibt es Alternativen zur Bilanzverlängerung?
- Welcome in Simbabwe!
- Glossar
- Auf einer Seite lesen
Da das traditionelle Instrumentarium der Notenbanken wie Zinssenkungen und Mindestreservehaltung für eine Verwerfung mit dem Ausmaß einer Weltwirtschaftskrise nicht ausreicht, mussten neue Maßnahmen erfunden werden. Das Problem der damit geschaffenen Liquidität war jedoch, dass die maroden Banken diese nicht zu günstigen Preisen an die Wirtschaft weitergeben, weil die Risikoprämien für sie zu groß geworden waren.
Bei einem Zinssatz von Null steckt die Wirtschaft wie im Japan der 90er Jahre in einer „Liquiditätsfalle“, die John Maynard Keynes bereits in den 1930er Jahren beschrieb. In einem solchen Umfeld ist es nicht möglich, über geldpolitische Eingriffe positive reale Effekte zu bewirken, das heißt, dass die Möglichkeiten der Notenbanken durch Zinssenkungen die Wirtschaft zu stimulieren, an Grenzen stößt. Ist die Liquiditätsfalle von längerer Dauer, so sind ausufernde Budgetdefizite die Folge, was ohne Anhebung der Steuern eine ausufernde Erhöhung der Staatsverschuldung bedeuten würde.
Während man in den 1970er und 1980ern bei der Beurteilung der Geldpolitik in erster Linie auf Geldmengeinstrumente achtete, kam es in den 1990ern unter Alan Greeenspan zu einem Wechsel hin zu den Notenbankzinsen als wesentlicher Steuerungsgröße der Wirtschaft. Wenn aber die Geldmenge keine Rolle mehr spielt und auch der Zinssenkungsspielraum wegfällt, dann bleibt den Notenbanken nur noch eine Maßnahme: die Erweiterung der Fed-Bilanz.
Mit einem an das US-Pentagon erinnernden Buchstabensalat hat Ben Bernanke die Krise in Angriff genommen. Die Akronyme "TAF", "TSLF", "MMIFF", "AMLF", "PDCF" und "CPFF" erinnern mehr an Star-Wars-Wunderwaffen als an ökonomische Medizin. Je mehr einzelne Marktbereiche implodierten, desto speziellere Maßnahmen wurden notwendig, um den Kollaps der jeweiligen Marktssegmente entgegenzuwirken. Als sogar die Geldmärkte zu kollabieren drohten, musste man das Undenkbare denken und selbst diese im Rahmen des MMIFF stützen.
Die Fed setzt dabei auf eine Art monetäre Zwangsernährung der Wirtschaft, bei der sie auf dem Finanzmarkt Wertpapiere aller Art am Markt aufkauft. Weil sie mit Dollar bezahlt, entsteht automatisch neues Geld. Diese unkonventionelle Geldpolitik, auch "quantitative Lockerung" genannt, soll genügend Liquidität für den Markt bereitstellen. Zwar hat dies in Japan zu einer Milderung der deflationären Effekte geführt, jedoch ist Japan ein Exportüberschussland, während Amerika in dieser Hinsicht immer größere Minussalden hervorgebracht hat.
Als Notenbank nimmt sich die Fed das Recht, so viel Geld zu schaffen, wie nötig ist, um marode Wertpapiere aufzukaufen. So hat die Fed seit Anfang 2008 mit solchen Aktionen ihre Bilanzsumme von 900 Milliarden Dollar bereits auf 2 200 Milliarden aufgepumpt und plant mittlerweile sogar den Ankauf von US-Staatsanleihen. Was damit jedoch letztlich getan wird, ist nichts anderes, als die Staatsschulden über die Notenpresse zu finanzieren und in einen Zustand der Hyperinflation zu überführen.