Ist die Fed bankrott?

Seite 9: Welcome in Simbabwe!

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Während naive Banker im Jahr 2007 noch von 200 Milliarden US-Dollar an weltweiten Abschreibungen ausgingen, könnten diese aufgrund der Derivatisierung aller Ökonomien locker die 10 Billionen USD-Grenze überschreiten. Damit wäre das gesamte Weltfinanzsystem faktisch bankrott und das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn bisher kennen, wäre schon eingeleitet.

Amerika als Gralshüter des Kapitalismus hat ausgedient, da längst vor der Zuspitzung der Krise viele kapitalistischen Grundsätze durch sozialistische Maßnahmen ad absurdum geführt wurden. Der bisherige Höhepunkt des amerikanischen Zentralkomitees, bestehend aus Fed und Finanzministerium, war der Bailout der Banken. Mittlerweile ist die Eigenkapitalquote der Fed unter 2 % gefallen ist und hat sich in bedenklicherweise dem Nullniveau nähert. Gleichzeitig hat sich der Hebel der Fed auf mehr als 50 erhöht - mit steigender Tendenz. Bei einer normalen Bank bedeutet dies, dass sich eine Bank (siehe UBS) dem Konkurs annähert. Wird nun nur ein kleiner Prozentsatz der sehr unsicheren Notenbankbilanzaktiva ausfallen, so ist sehr schnell ein negatives Eigenkapital erreicht und der Staat bzw. der Steuerzahler werden einschreiten müssen.

Bei einer Eigenkapitalquote von 2 % hat ein Wertverlust der aufgekauften Papiere von 2 % bereits zur Folge, dass die Fed kein Eigenkapital mehr besitzt. Setzt man einen realistischen Wertverlust von 20 % an, und hier ist der mögliche Abschreibungsbedarf von Freddy Mac und Fannie Mae (hier wurden Garantien für etwa 5.000 Milliarden USD gegeben) noch gar nicht eingerechnet, so wäre die Fed bankrott. Auf die Einlagen der an der Fed beteiligten Banken als zweite Alternative kann man aufgrund von deren desaströser Kapitalausstattung wohl kaum hoffen.

Einziger Rettungsanker scheinen noch die Goldreserven (aktuell zu etwa 42 USD bewertet) zu sein, deren 8.134 Tonnen bei einem Goldpreis von 940 USD etwa 270 Milliarden USD wert sind. Zwar würde der Verkauf aller Goldreserven die Eigenkapitalquote der FED auf wieder über 10 % anheben, jedoch wird dies nichts an der Tatsache ändern, dass man die Weltwirtschaftskrise nur durch höhere Steuern oder massives Drucken neuen Geldes und damit einer Abwertung des US-Dollar wird bewältigen können. Willkommen in Simbabwe!

Geht die Bilanzverlängerung im aktuellen Tempo weiter, würden auch mögliche Goldverkäufe nur ein Tropfen auf einen heißen Stein sein. Da ein sofortiger Verkauf den Goldpreis fallen lassen würde, ist die Größe dieser Stillen Reserven deutlich tiefer anzusetzen.

Wer in Zukunft Prognosen über die Weltwirtschaft machen will, wird seinen Schwerpunkt deshalb von einer Zinsanalyse hin zu einer Bilanzanalyse der Notenbanken verschieben müssen. Zwar helfen kreative Buchhaltungsmassnahmen die Fed kurzfristig vor der Insolvenz zu bewahren, jedoch ist ein Ende dieses finanziellen Grossexperiments abzusehen: der Welt-Bankrott. Denn der Donnerschlag der versteckten Geldentwertung ist der Münchhausensche Lügenansatz zur Rettung des Weltfinanzsystems.

Der ehrlichere Ansatz wäre, dass weltweit alle Gläubiger auf 20 % ihrer Schulden verzichten. Anschließend müssten ein harter Sparkurs gefahren und ein Neuverschuldungsverbot eingeführt werden, denn anders ist das System nicht am Leben zu erhalten. Der vielleicht zukünftig unausweichliche Ansatz wäre, eine neue Weltwährung mit einer unabhängigen Währungsbehörde nach dem Vorbild der Deutschen Bundesbank einzuführen, in die sukzessive alle Länder aufgenommen würden, die die neu zu definierenden Stabilitätskriterien erfüllen. Es liegt auf der Hand, dass die Aufnahme der USA in diesen elitären Club erst dann erfolgen kann, wenn diese strenge Auflagen erfüllt. Es muss sichergestellt werden, dass sich ein derartiger Finanzbetrug, wie ihn die USA vollzogen hat, nie wieder ereignen kann und dieser zukünftig durch wirksames Risk-Management verhindert wird.