JFK und die Dallas Cowboys

Seite 3: Die Mitglieder der Warren-Kommission ...

… glaubten ihrem Bericht selber nicht: Kommissionsmitglied John Sherman Cooper kritisierte die Folgerungen des Warren Reports von Anfang an sogar öffentlich.

Aus den Aufzeichnungen von Richard Russel folgt ebenfalls große Skepsis. Hale Boggs distanzierte sich später von der Alleintäter-These, pflichtete ihr 1966 wieder bei, dann jedoch attackierte er Hoover und das FBI und bedauerte, dass man in den Nachkriegsjahren eine Art Geheimpolizei zugelassen habe.

John McCloy äußerte sich zur Alleintäterschaft Oswalds zunächst skeptisch, stand aber loyal zu seinem Freund Dulles. Ebenso Ford, der 1976 gegenüber seinem französischen Amtskollegen einräumte, dass die Kommission in Wirklichkeit von einem Komplott ausging.

Als durchgehend überzeugt vom Warren Report gebärdete sich einzig nur Allen Dulles. Angesprochen auf die Widersprüchlichkeiten im Bericht kommentierte Dulles, das amerikanische Volk lese nicht.

Als in den 1970er Jahren erstmals die Mordprogramme der CIA ans Licht kamen, reagierten Mitglieder der Warren Kommission ungehalten darüber, dass ihnen diese verschwiegen wurden.

Auch die späteren Präsidenten und solche, die es werden wollten, äußerten sich hinter vorgehaltener Hand zumeist skeptisch.

Lyndon Baines Johnson

Nachfolger Lyndon B. Johnson verriet Walter Cronkite nach seiner Amtszeit im Vertrauen, dass ihn die Ergebnisse des von ihm beauftragten Warren-Berichts nicht überzeugten, lenkte aber sofort mit einer internationalen Verschwörungstheorie ab, machte ein andermal Kuba verantwortlich – und auch Vietnam, womit Johnson indirekt seinen Krieg rechtfertigte.

John Conally

Gouverneur John Conally hatte sich schon am Tag nach dem Attentat auf die Schussfolge festgelegt, die im Widerspruch zum späteren Befund des Warren Report stand. Nachdem sich Conally vergeblich auch um eine Präsidentschaftskandidatur bemühte hatte, raunte er 1982, dass auch er dem Warren-Bericht keinen Glauben schenke, seine Meinung über den Mord jedoch nie äußern werde. Dem Texaner reichte offenbar die "magische Kugel", von der auch sein Körper mehrfach getroffen worden sein soll.

Richard M. Nixon

Als Präsident Richard Nixon ein Jahrzehnt später wegen der Watergate-Affäre in Bedrängnis geriet, nötigte er den zum CIA-Chef aufgestiegenen Helms zur Loyalität mit dem Hinweis, dass "das ganze Schweinebucht-Ding" Aufmerksamkeit erfahren könne, etwa unter dem "Wer erschoss John?-Blickwinkel". Auf einer Aufnahme seiner knapp 4.000 Stunden gesperrter Tonbandaufzeichnungen soll sich Nixon erheblich deutlicher zum Kennedy-Mord geäußert und Namen genannt haben.

Gerald Ford

Als Mitglied der Warren Kommission war Gerald Ford bereit gewesen, eine Einschussstelle vom Rücken zum Nacken zu verlegen, damit die Flugbahn zum Hals passte. Nach Watergate aufgeflammte Zweifel versuchte er als Präsident erneut durch einen politischen Untersuchungsausschuss zu beschwichtigen.

Gegenüber dem französischen Präsidenten Valéry Giscard d'Estaing gestand Ford 1976 jedoch, die Kommission sei sich sicher gewesen, dass es sich um ein abgekartetes Spiel gehandelt habe, man habe jedoch die Hintermänner nicht ausmachen können.

Nelson Aldrich Rockefeller

Keine Kritik kam von Vizepräsident Nelson Rockefeller. Der einflussreiche Republikaner und Miterbe eines Milliardenkonzerns hatte im Zweiten Weltkrieg auch für das Außenministerium gearbeitet, wurde jedoch wegen seiner Präferenz für Diktatoren in Argentinien und Algerien von Truman entlassen.

Nelson Rockefeller brachte es zum Gouverneur von New York, saß im Geheimdienstausschuss der Regierung, finanzierte generös verdeckte CIA-Operationen seines Freundes Allen Dulles und bemühte sich selbst vergeblich um das Präsidentenamt.

Die Rockefellers hassten die Kennedys, weil diese ihre koloniale Unternehmenspolitik in Lateinamerika und Indochina nicht unterstützten, sowie für deren Steuerpolitik. Außerdem hatten sie eine Raffinerie auf Kuba an Castro verloren, gegen den Kennedy ihnen nicht hart genug war.

Nach Watergate berief Ford Rockefeller zum Vizepräsidenten. Der nach Rockefeller benannte Ausschuss, der den Warren Report prüfen sollte, verheimlichte der Öffentlichkeit die ihm bekannte Tatsache, dass die CIA fremde Staatschefs ermordete, durchaus also über Erfahrung im klandestinen Töten verfügte.

Hierzu unterschlug er 86 Seiten, auf denen die Morde und Mordversuche an Patrice Lumumba, Ngô Đình Diệm, Rafael Trujillo und Fidel Castro nachzulesen sind. Rockefeller hielt dem Warren Report die Treue, konnte sich aber nicht mit seinem Anliegen durchsetzen, den Verdacht auf Kuba zu lenken.

Ronald Reagan

Als Mitglied von Rockefellers verlogenem Ausschuss pflichtete Ronald Reagan dem Warren Report bei. Der patriotische Schauspieler hatte sich bereits in den 1950er Jahren für die CIA in TV-Spots als zuverlässiger Propagandist gegen den Kommunismus bewährt.

George H.W. Bush

In Reagans Windschatten gelangte George H. W. Bush zunächst als als Vizepräsident ins Weiße Haus. In Bushs Amtszeit als Präsident fiel 1992 der Spielfilm JFK, der zur Einsetzung eines neuen Ausschusses führte. Bush selbst wollte sich nicht einmal daran erinnern können, wo er sich befand, als er vom Kennedy-Mord hörte.

Zum 50. Jahrestag räumte 2013 auch der offizielle CIA-Historiker David Robarge ein, dass die CIA die Warren-Kommission belogen hatte.