Kiew lässt politische Opponenten verhaften

Seite 2: Russische Armutsgebiete fordern Hilfe "wie bei der Krim"

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Putins Entschluss, die russischsprachige Bevölkerung in der Ukraine durch die Entsendung von russischen Truppen vor der "anti-russischen" Regierung in Kiew zu schützen, hat nun Bürger in verarmten russischen Regionen inspiriert, es den Menschen auf der Krim gleichzutun. In süffisanten Offenen Briefen an Putin fordern sie ebenfalls Hilfe der russischen Armee und die Vereinigung mit Russland. Damit hoffen sie die Anhebung des Lebensniveaus in ihren Regionen auf den russischen Durchschnitt.

Am 5. März schrieben Bürger des nordrussischen Gebietes Wologda einen Brief an Putin, indem sie erklären, die Rechte der russischsprachigen Bevölkerung würden verletzt: "Unsere Kranken bekommen nicht die für sie nötigen Medikamente, das Niveau unserer Bildung fällt von Jahr zu Jahr, Spiel-Gruppen für Kinder werden geschlossen, die Landwirtschaft ist fast vernichtet. Wir leiden alle sehr." Mit Hilfe "von unehrlichen Wahlen" hätten "Okkupanten die Macht erobert". Das Geld für die Krim solle lieber für den Bau von Straßen, Sportplätzen und Industrie-Ansiedlungen im Gebiet Wologda ausgegeben werden.

Kein Gasanschluss in den Dörfern des Gebietes Twer

Ein paar Tage später meldeten sich in der Novaya Gazeta Bürger aus dem nordwestlich von Moskau gelegenen Gebietes Twer mit einem Offenen Brief an Putin zu Wort. Sie appellieren an den "Schützer der Russen auf der ganzen Welt", so wie für die Krim auch für das Gebiet Twer humanitäre Hilfe und russische Truppen zu schicken und das Gebiet mit Russland "zu vereinen". In den Dörfern liege der Monatsverdienst bei nur 140 Euro, während das Durchschnittsgehalt in Russland bei 600 Euro liegt. Die russischen Soldaten könnten den Pensionären helfen, Holz zu hacken. Denn nicht alle Rentner hätten genug Geld, um sich für 400 Euro das Holz für den Winter zu kaufen. In den Dörfern des Gebietes gäbe es Elektrizität nur mit Unterbrechungen, klagen die Briefschreiber. Die meisten Orte des Gebietes seien nicht an die Gasversorgung angeschlossen. Viele Bürger könnten sich das nicht leisten, denn ein Gasanschluss koste 800 Euro.

Das Gebiet Twer entvölkert sich allmählich. Wer kann, suche sich eine Arbeit in Moskau oder St. Petersburg. Zwischen 1990 und 2012 habe die Bevölkerung im Gebiet um 19 Prozent (über 300.000 Menschen) abgenommen. Eine Änderung der Situation sei nicht in Sicht, weil der "inkompetente Gouverneur" des Gebietes keine unabhängigen Medien zulasse. PR-Kampagnen gegen politische Opponenten würden "mit Millionen Rubel von Haushaltsgeldern" finanziert. Die letzte Hoffnung sei deshalb der Einmarsch russischer Truppen in das Gebiet Twer.