Konferenz in Prag: Hilferuf osteuropäischer Journalisten

Seite 3: Lettland: Journalisten als "Helfer Russlands" angeklagt

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Der Journalist Aleksandr Malnatsch, der in Riga lebt und für das Internet-Portal Baltnews arbeitet, berichtete, er sei zu der Konferenz in Prag gefahren, weil gegen den ursprünglich vorgesehenen Referenten aus Lettland, den Menschenrechtler und Journalisten Aleksandr Gaponenko, der sich für die Rechte der russischen Minderheit einsetzt, ein Ausreiseverbot verhängt wurde.

Aleksandr Malnatsch, Journalist aus Riga, Lettland. Bild: Ulrich Heyden

Ein weites Opfer von Repression sei der Journalist Juri Aleksejew, der vor acht Jahren das populäre Internet-Portal imhoclub gründete. Gegen Aleksejew laufen Verfahren wegen "Schüren von Hass auf andere Nationalitäten", "Tätigkeit gegen Lettland", "Hilfe ausländischer Staaten bei gegen Lettland gerichtete Tätigkeiten", "Lagerung von Waffen" - bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei in einer Lampe eine Patrone - und "Lagerung von Kinderpornographie" - in seiner Wohnung fand mit Fotos von seinen Kindern. Aleksejew wurde jegliche journalistische Tätigkeit verboten.

Jede Kritik an der Regierung könne in Lettland heute als Unterstützung Russland gewertet werden, erklärte der Journalist Malnatsch.

Deutschland - Auswärtiges Amt protestiert nur fallweise

Der Autor dieser Zeilen, berichtete auf der Konferenz (Pressebericht) über die einseitige Ukraine-Berichterstattung der großen deutschen Medien (Überblick zur Verfolgung von Journalisten in der Ukraine ).

Die großen deutschen Medien würden Schlagzeilen über bedrängte - oder angeblich bedrängte - ukrainische Journalisten wie Arkadi Babtschenko nur dann bringen, wenn es sich bei diesen um westlich orientierte Menschen handelt.

Zum Tod des Russland-freundlichen Journalisten Oles Busina, der im April 2015 vor seiner Wohnung in Kiew mutmaßlich von ukrainischen Rechtsradikalen ermordet wurde (Mordanschläge gegen prorussischen Journalisten und Politiker in der Ukraine), schwieg das deutsche Außenministerium. Zum Tod der russophoben Journalistin Jekaterina Gandsjuk im November 2018 gab das Auswärtige Amt dagegen eine Pressemitteilung heraus, in der gefordert wird, dass "die Verantwortlichen für das heimtückische Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden müssen."

Über die Konferenz in Prag, die von etwa 50 Teilnehmern besucht wurde, berichteten verschiedene tschechische Medien, so die Tageszeitung Halo noviny und der Fernsehkanal Prima.

Die Stimmen der neuen Dissidenten in Osteuropa werden in Tschechien also durchaus gehört. Wäre es nicht an der Zeit, dass auch deutsche Medien über die Verfolgung der neuen Dissidenten in Osteuropa berichten? Ulrich Heyden, 3. Dezember 2018