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Mehr lernen über Kim Schmitz
Kim Schmitz ist ein Mann für Superlative. In sehr kurzer Zeit hat der sehr schwere Ex-Hacker sehr viel Geld verdient. Zugleich gelang es ihm mit erstaunlicher Souveränität gleichzeitig die Hacker-Szene, die Wirtschafts-Welt, die Presse und einen Großteil der Deutschen gegen sich aufzubringen.
Seit kurzem will der wohl umstrittenste Geschäftsmann der New Economy gegen Terrorismus kämpfen. Auf seiner Homepage installierte der Münchner Multimillionär kurz nach dem Attentat auf das World Trade Center einen Steckbrief. 10 Millionen Dollar verspricht Schmitz demjenigen, der Usama Ibn Ladin zur Strecke bringt (Terrorgewinnler). Und Schmitz ging weiter, schrieb auf seiner Homepage einen "Brief an die Welt" und einen "an die Regierungen" (Staat dringend gesucht). Permanent betont er: "Das ist keine PR!" Über seine Aktion will er nicht reden, "damit das ganze nicht als Marketing-Aktion missverstanden wird", erklärt seine Sekretärin. Doch glauben will Schmitz kaum jemand.
In Artikeln über seine neusten Offerten schwingen fast immer ironische Untertöne, viele unterstellen ihm unkontrollierte Geltungssucht. Diskussionsforen im Internet werden zugeschüttet mit spöttischen, hämischen und oft beleidigenden Kommentaren. Eine Susanne aus Berlin schrieb einen der nettesten Beiträge: "Wer macht so einen Mist? Warum spendet er nicht?" Dezent verwundert scheint auch Edmund Calvarez aus Mexiko: "we will spread this link in latin america and hopefull to rest of world. what a shame this german do. never heard about it - until cnn issue. unbelivable!" Ein gewisser Stupido gibt sich hingegen unverblümt: "kimble ist wirklich das allerletzte." Kaum jemand ist in der Öffentlichkeit so unbeliebt wie Kim Schmitz. Warum?
Eigentlich hatte der schwer übergewichtige Schmitz alles, um als Hacker legendär und als Geschäftsmann anerkannt zu werden. 1974 in Kiel geboren, begeistert er sich schon im Alter von neun Jahren für Computer, manipuliert als Zwölfjähriger Kopierschutze von PC-Spielen, bricht drei Jahre später erstmals in fremde Firmennetze ein, knackt angeblich die Sicherheitssysteme der Nasa, des Pentagon und der Citibank. Der Hacker Schmitz nennt sich Kimble, bedient sich fremder Kreditkarten und betrügt die Telekom. In der Szene wird er zum Idol, erst recht als er 1994 in München verhaftet wird. Er ist 20 Jahre alt, sitzt zwei Monate in Untersuchungshaft und wird 1998 zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt - unter anderem wegen Bandenhehlerei und Betrug. Schon sinkt sein Stern in der Hackerszene, denn ob des geringen Strafmaßes wirft der Chaos Computer Club Kimble vor, mit dem Verfassungsschutz zu kooperieren - unter Hackern eine Todsünde.
Schmitz wechselt die Fronten, gründet die Firma Data Protect und hilft Firmen ihre IT-Systeme vor Hackern zu schützen. Binnen weniger Monate scheffelt er Millionen, verkauft die Data Protect Consulting GmbH an den TÜV Rheinland (Data Protect: Kim Schmitz will den TÜV verklagen), spekuliert erfolgreich an der Börse. Sein Vermögen wird auf 500 Millionen Mark geschätzt. Bild schreibt: "Kim Schmitz - ein deutsches Hightech-Märchen."
Und dann verfällt Schmitz in Großmannssucht. Seine Homepage mutiert zum protzigen Ego-Schrein. Hunderte Fotos zeigen den 150-Kilo-Mann breit grinsend vor seinem Privat-Jet, an den schönsten Ecken der Welt, mit teuren Autos, Prominenten und schönen Frauen. Der gewichtige Unternehmer mit dem weichen Jungengesicht gibt sich als Schlichtling, trinkt Ketchup aus Flaschen, rast mit seinem Mercedes S-Klasse und dicken Geld-Bündeln von einer Promi-Party zur nächsten und sagt Sätze wie: "Ich will in zehn Jahren einer der reichsten Männer der Welt werden." Die Öffentlichkeit empört sich, kritische Artikel werden veröffentlicht und manch einer beschreibt ihn als geltungssüchtigen, dicken Jungen, der sich seine Freunde kauft. Kimble entrüstet. "Neid" ist sein Wort der Stunde.
Nebenbei gründet er das Unternehmen megaCar, mit dem er aus einem Mercedes S 500 eine aufgemotzte Firmenzentrale auf Rädern macht - mit Breitreifen und modernsten Kommunikationsmitteln. Wert: 500.000 Mark. Über die Anzahl der bereits verkauften Wagen will sich Schmitz nicht äußern. Sein Hauptunternehmen heißt Kimvestor, laut Presseinfo "eine Startup-Factory, die zukunftsträchtige Technologien entwickeln und in eigenständigen Unternehmen vermarkten wird."
Davon war bisher jedoch weder zu sehen noch zu hören. Nur einmal war Kimvestor groß in den Schlagzeilen: Anfang diesen Jahres kündigt Schmitz an, den börsennotierten Online-Händler www.letsbuyit.com mit 50 Millionen Euro vor der Pleite zu retten. Doch Experten warnen: "Kim Schmitz ist vor allem ein geschickter Selbstdarsteller, der hauptsächlich daran interessiert ist, sich selbst ins Gespräch zu bringen. Anleger sollten seinen Versprechungen erst Glauben schenken, wenn tatsächlich Geld geflossen ist", schreibt die Telebörse. Schmitz empört sich, redet von Verleumdung und droht mit Klagen. Seine 50 Millionen Euro überweist er nie. Spätestens seit dem ist Kim Schmitz für die meisten Deutschen ein Aufschneider und Angeber. Der Spiegel bezeichnete ihn als "die Jenny Elvers der New Economy", für die Bild-Zeitung ist er mittlerweile "Deutschlands Großmaul Nr. 1".
Schuld haben natürlich die anderen: "Für viele Deutsche bin ich ein Fettsack und Großmaul, ein Wichtigtuer und Angeber. Das sind die, die neidisch sind. Die anderen betrachten meine Lebensweise als Motivation selbst etwas auf die Beine zu stellen. Für diese Minderheit raff ich mich immer wieder auf und erlebe die geilsten Sachen, die ich dann auf meiner Website präsentiere", schreibt Schmitz in einer Email.
Am Telefon will er nicht mit Journalisten reden, denn von der Öffentlichkeit fühlt er sich unverstanden: "Das hängt aber hauptsächlich von der Meinungsmache der deutschen Presse ab. In meinen Augen ist die Dummheit der deutschen Journalie noch unendlicher als das Universum", so der Geschäftsmann, der nicht viel von Unternehmens-Transparenz hält.
Wer gezielt nach den Erfolgen von megaCar und Kimvestor fragt, bekommt als Antwort: "Das geht mir zu weit. Ich bringe es mit einem Satz auf den Punkt: Ich habe Investments getätigt, deren Returns um ein vielfaches größer als die Investments waren. Ich habe während des Aktienbooms gut investiert und während des Crashes gut geshorted. Es ist keine Kunst, sehr schnell sehr viel Geld zu verdienen, wenn man das nötige Know-how und etwas Spielgeld hat."
Zum Thema Reichtum: "Geld ist das Werkzeug mit dem ich meine Visionen erbauen kann." Mehr über den Menschen Kim Schmitz erfährt, wer sich durch seine Fotogalerie klickt. Auf einem Bild ist eine hübsche junge Frau am Strand von Rio de Janeiro zu sehen. Darunter steht: "letsbuyher.com".