Marx ist Murks - Teil 1
Seite 6: Einwand 6: Die Arbeiter können sehr wohl mitreden bei Produktionsentscheidungen
- Marx ist Murks - Teil 1
- Einwand 2: Der Mehrwert ist überhaupt kein Rätsel
- Einwand 3: Mehrwert ist gar kein Kriterium für die Produktion
- Einwand 4: So einen Kapitalismus gibt es nicht
- Einwand 5: Auf Waren kommt es gar nicht an, sondern auf Dienstleistungen
- Einwand 6: Die Arbeiter können sehr wohl mitreden bei Produktionsentscheidungen
- Einwand 7: Geh doch erstmal arbeiten!
- Einwand 8: Marxisten sind Blutsäufer
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Es wurde im Forum bestritten, dass das Kapital allein über die Produktion entscheidet. Den Staat als maßgeblichen Akteur über das Produktionswesen haben wir inzwischen abgehandelt (s. Einwand 4). Als Gegenbeispiel wurde das betriebliche Vorschlagswesen und die Entwicklungsabteilung angeführt. Really?
Der Name "Vorschlagswesen" sagt doch schon von sich aus, welche Rolle hierbei dem Arbeiter zufällt. Er darf halt vorschlagen. Warum auch nicht? Er arbeitet an der Front und weiß aus der so gewonnenen Expertise, wo sich am Arbeitsplatz was verbessern lässt. Dabei kommen Ideen heraus, auf welche die Verwalter des Kapitals von sich aus vielleicht nicht gekommen wären. Wird auf Vorschläge auch eingegangen? Ja klar, sofern sie sich für die vorgeschlagene Maßnahme ökonomisch oder politisch lohnen oder der Staat den Unternehmer dazu zwingt, sie umzusetzen, z.B. in puncto Arbeitsschutz. Wenn die Idee gut ist, wird sie sogar großzügig vergütet. Eine häufige Verlaufsform des Vorschlagswesens ist es aber auch, dass ein Vorgesetzter, als Mittelsmann zwischen Arbeiternehmer und Arbeitgeber, den eingebrachten Vorschlags als eigene Idee vorstellig macht.
Das Wort "Vorschlagswesen" beschreibt sehr gut die Rolle heutiger Gewerkschaften. Sie dürfen dem Kapital helfen, den Standort aufrechtzuerhalten. Sie dürfen Vorschläge machen, wie man z.B. eine Massenentlassung am effizientesten abwickelt und dabei gleichzeitig die Spitzen aus den zugemuteten Härten herausbügelt. So können sie sich also sozialpolitisch beteiligen und dies ihren Mitgliedern als großen sozialen Beitrag vermarkten. Die lassen sich aber nicht lumpen, weshalb die Gewerkschaften seit Jahren unter Mitgliederschwund leiden. Sie haben es ohnehin nicht in der Hand. Das Kapital wandert ins Ausland ab und sie können dabei nur zusehen.
Halt doch! Sie könnten sehr wohl etwas dagegen tun: sich mit der Arbeiterschaft des besagten Auslands solidarisieren, kapitalismuskritische Massenagitation betreiben und Sammlungspunkt einer solchen Bewegung organisieren, den Verkehr lahmlegen (wie es immerhin die Eisenbahnergewerkschaft wenigstens versucht hat), für den Generalstreik mobilisieren, um Druck auf die Politik auszuüben, ja gar mit der Übernahme des Staates drohen bzw. diese tatkräftig angehen, wie etwa die anarchosyndikalistische Confederación Nacional del Trabajo (kurz: CNT) in Spanien zur Zeiten des dortigen Bürgerkriegs, die zu dieser Zeit wohl angeblich die größte Gewerkschaft der Welt war. Sie war eben deshalb so groß, weil sie ihren Mitgliedern etwas anderes als "Lohnsklaverei" versprach.6 (Aber der Lohn ist ein ganz anderes Thema. Wir kommen auf ihn später in der Artikelserie noch zu sprechen).
Und die besagte Entwicklungsabteilung? Neue Ideen zu generieren ist ihr Job. Das ist, wenn man so will, ihr Produkt, ihre Ware. Sie ganze Abteilung steht genauso unter dem Vorbehalt des Mehrwerts wie andere Waren. Wenn die gesamte Entwicklungsabteilung nichts Gescheites auf die Reihe kriegt, wird sie eben eingestampft und man besinnt sich auf das Kerngeschäft oder macht den Laden gleich dicht. Eventuell holt man sich Expertise von außen, dem Geschäftsfeld der externen Consulter wie McKinsey & Co.
Von anderen Forenten gab es den Einwurf, dass die Arbeiter doch immerhin als Konsumenten über die Produktion entscheiden. Wie tun sie das? Indem sie einfach nur die Güter kaufen, die sie wollen. Ums Kaufen kommen sie ja sowieso nicht umhin. Indem sie ja aber ein Produkt kaufen, geben sie ihre Stimme ab: ja, dieses Produkt braucht es! Und indem sie ein Produkt mit einem Umwelt- oder Fair-Trade-Siegel kaufen, diktieren sie eben auch die Produktionsbedingungen. So jedenfalls die Illusion. Diese ganze Abteilung der bürgerlichen Ideologie läuft unter dem Titel "Konsumkritik", ein schwer angesagtes Thema.
Aber es ist zu weit, um es mit einem Absatz abzutun. Vielmehr wäre es eins für eine weitere Artikelserie. Aber wenn man sich tatsächlich für die marxistische Perspektive interessiert auf das Thema, hat man ja jetzt ein Stichwort für die eigene Recherche.
Zu guter Letzt werden noch ein Beispiel für ein ungeschicktes ad-hominem-"Argument" und ein Beispiel für eine Gegenstandsverschiebung, mit denen Marxisten immer wieder konfrontiert werden, vorgestellt.
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