Ohne Glanz und Gloria: Geht Donald Trump vor den Medien in Deckung?

Gestern traf sich Trump einmal wieder mit der CoronaVirus Task Force. Bild: Weißes Haus

Die Republikaner irrlichtern durch den Wahlkampf. Selbst die Planungen für den Parteitag sind chaotisch.

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Üblicherweise handelt es sich bei U.S.-amerikanischen Parteitagen um massenaffin inszenierte Medienrituale, in denen alle Register gezogen werden, um die jeweilige Anhängerschaft in Begeisterung zu versetzen. Glanz und Gloria spielen in amerikanischen Wahlkämpfen spätestens seit der Verbreitung des Fernsehens eine zentrale Rolle.

Nicht immer läuft alles glatt. Beim letzten Parteitag der Republikaner im Juli 2016 kam es zu Tumulten als Befürworter und Gegner von Donald Trump sich wütende Schreigefechte lieferten. Bis zuletzt versuchten die Gegner seine Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten zu verhindern. Einig war man sich im wesentlichen nur in der Ablehnung der politischen Gegnerin. Trumps Kandidatur hatte sogar seine eigene Partei polarisiert.

Selbst das bei solchen Medienevents sonst übliche Staraufgebot ließ zu wünschen übrig. Zwar scheint die republikanische Partei generell an einem Star-Defizit zu leiden. Doch bei Trumps Krönungszeremonie waren nicht nur die Größen der Popkultur absent, es gelang nicht einmal, die beiden damals noch lebenden republikanischen Ex-Präsidenten zur Teilnahme zu bewegen. Das Highlight des Parteitages 2016 war ein Auftritt von Trumps Ehefrau, die mit einer Rede von sich reden machte, die in Teilen von einer Rede ihrer Vorgängerin Michelle Obama abgekupfert gewesen zu sein scheint.

Weniger Publikum, mehr Desinfektionsmittel

Vier Jahre später und eine Pandemie weiter plagen die Republikaner ganz andere Sorgen. Ihnen gelingt es kaum, einen ordentlichen Parteitag zu organisieren. Monatelang herrschte Verwirrung darüber, an welchem Ort die Republican National Convention 2020 überhaupt stattfinden soll. Seit zwei Jahren war die Convention für die Stadt Charlotte im Bundesstaat North Carolina geplant. Doch Anfang Juni erklärte Trump, die Republikaner seien gezwungen, nach einem anderen Ort zu suchen.

Der Gouverneur von North Carolina hatte erklärt, dass man aufgrund von COVID-19 die Sicherheit der geplanten Großveranstaltung nicht garantieren könne. Deswegen hatte er die Durchführung des Parteitages an erhöhte Sicherheitsauflagen geknüpft. Daraufhin kündigten die Republikaner am 11. Juni an, dass der zeremonielle Teil des Parteitages, darunter auch Trumps Dankesrede, nach Jacksonville im Bundesstaat Florida verlegt werden solle. Als Veranstaltungsort in Jacksonville war eine Mehrzweckhalle mit 15.000 Sitzplätzen vorgesehen. Der geschäftsmäßige Teil des Parteitages sollte weiterhin in Charlotte verbleiben.

Aufgrund des stark angestiegenen Infektionsrisikos war das Republican National Committee Mitte Juli jedoch gezwungen, die Pläne für die Convention stark zurückzufahren. Um sicherzustellen, dass die Veranstaltung überhaupt stattfinden könne, wurden angesichts steigender Corona-Zahlen weniger Publikum und weniger Redner, dafür mehr Handdesinfektionsmittel und mehr Gesichtsmasken angekündigt.

Am 23. Juli schließlich erklärte Trump, er habe die Veranstaltung in Florida abgesagt. Aufgrund der stark gestiegenen Zahl der Infektionen hatten sich auch die Behörden in Florida zu Social Distancing und weiteren Corona-Auflagen gezwungen gesehen. "Es ist jetzt eine andere Welt", sagte der noch amtierende Präsident, "und so wird es auch eine Weile bleiben."

Erst Publikumsschwund, dann Parteitagsschrumpfung

Eine Rolle in Trumps Entscheidung, die Veranstaltung abzusagen, könnte auch die Sorge gespielt haben, dass seine Nominierungsshow unter zu geringem Publikumszulauf leiden könnte. Bereits im Juni war sein für eine Rede in Tulsa, Oklahoma, angekündigtes "Comeback" nach der vermeintlichen Corona-Pause durch Publikumsschwund aufgefallen. Geschwunden schien auch das Interesse mehrerer führender Republikaner, zum Parteitag in Florida unter dem Medien-Spotlight in einem Corona-Hotspot zu stehen.

"CNN" berichtet, dass führende Wahlkampf-Strategen der Republikaner dem amtierenden Präsidenten mitgeteilt hätten, dass die Absage der Parteitagsveranstaltungen in Florida eine Gelegenheit sei, um Führungsstärke zu beweisen. Offensichtlich hat Trump eingelenkt, sonst hätte er sich nicht für die Schrumpfung des Parteitages entschieden. Dass er seinen wohl wichtigsten öffentlichen Auftritt vor Publikum im diesjährigen Wahlkampf gerne geopfert hat, ist unwahrscheinlich.

Anfang August, weniger als drei Wochen vor dem Parteitag ist noch immer nicht klar, wie das Format der Veranstaltung wirklich aussehen soll. Für Charlotte in North Carolina ist nur noch eine Rumpfveranstaltung geplant, in der am 24. August die formelle Nominierung von Trump zum Präsidentschaftskandidaten über die Bühne gehen soll.

Der Showteil des Parteitages, der für Jacksonville vorgesehen war, so auch Trumps Rede, soll nun anscheinend im Internet oder mit einer Beteiligung von Anhängern per Telefon stattfinden. Wahlkampf per Telefon-Konferenz betreibt Trump schon seit einigen Wochen (Populist ohne Pöbel).