Outdoor-Kleidung oder sauberes Trinkwasser: PFAS fordern Umwelt und Industrie heraus

Seite 2: Warum der deutsche Maschinenbau um seine Existenz fürchtet

Dieser wissenschaftsbasierte Prozess dauert den Vertretern des deutschen Maschinenbaus im VDMA zu lange und birgt die Gefahr, dass man mit den üblichen politischen Aktivitäten derzeit nicht in den Prozess eingreifen kann, weil auf politischer Seite niemand für den Prozess zuständig ist und sich derzeit auch kein Politiker traut, in einem verminten Gelände sein Gewicht für eine Industriepolitik in die Waagschale zu werfen, die eindeutig eine vorsorgende Umweltpolitik dominiert.

Hintergrund der PFAS-Problematik ist die Langlebigkeit von PFAS, die einerseits zur Charakterisierung als Ewigkeitschemikalie geführt hat, andererseits aber auch der wesentliche Vorteil beim Einsatz im Maschinenbau hierzulande ist. Leider hat derzeit niemand einen wirklichen Überblick, wo die geschätzten 10.000 PFAS-Varianten eingesetzt werden. Daher gibt es bisher keine systematische Whitelist für unvermeidbare Anwendungsfälle, bei denen die Umwelt nicht belastet wird.

Dies müsste mit einer Erklärung einhergehen, wie verhindert wird, dass diese Stoffe in die Umwelt gelangen. Die Zusicherung, dass PFAS nicht ins Abwasser gelangen, ist längst von der Realität eingeholt worden. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Studien, die Abwässer oder Flüsse unterhalb von Kläranlagenabläufen untersucht und darin verschiedene PFAS gefunden haben. Auch in Abwässern von Anlagen, in denen PFAS hergestellt werden, konnten PFAS-Einträge nachgewiesen werden, wie eine Studie aus Frankreich zeigt.

Der deutsche Maschinenbau sorgt sich um seine Position auf dem Weltmarkt, denn schon heute führt das ECHA-Verfahren zu einer Verunsicherung im Markt, die beispielsweise dazu führen kann, dass Versicherungen eine PFAS-bezogene Police ablehnen oder Fluggesellschaften den Transport von PFAS-haltigen Produkten verweigern.

Die hierzulande grassierende Angst vor einer Deindustrialisierung Deutschlands könnte der Industrie nun einen guten Hebel bieten, damit sich die Politik klar für die Zukunft des deutschen Maschinenbaus und gegen den Umweltschutz positioniert. Sollten sich dann andere Länder gegen die uneingeschränkte Verwendung von PFAS aussprechen und den Import dieser Stoffe verbieten, könnte dies vor dem Hintergrund der europäischen Entscheidung als Protektionismus angeprangert werden. Deutschland muss sich jetzt entscheiden.

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