Parfum-Influencer Jeremy Fragrance und extreme Rechte: Ein braunes Düftchen
Aldi und Sender Sky beenden Kooperation. Der Grund: Auftritte mit Vertretern der rechtsextremen Szene. Dabei warnen Experten schon lange vor Nationalen im Netz.
Der Social-Media-Star und Parfum-Influencer Jeremy Fragrance, bürgerlich Daniel Schütz, ist erneut in die Schlagzeilen geraten, diesmal aber eher ungewollt. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel und andere Medien berichtete über Kontakte des Medienaktivisten in die deutsche rechtsextreme Szene. Mehrere Geschäftspartner haben die Zusammenarbeit mit dem 1989 geborenen Influencer beendet.
Mit über 2,19 Millionen Followern auf seinem YouTube-Kanal und 7,3 Millionen auf TikTok hat sich Fragrance einen Namen in der digitalen Welt gemacht. Jedoch sorgen seine jüngsten Instagram-Storys für Aufsehen, in denen er sich mit prominenten Vertretern der rechtsextremen Szene ablichten ließ.
Am Wochenende veröffentlichte Fragrance Fotos, auf denen er in seinem charakteristischen weißen Outfit mit Alexander Kleine (auch bekannt als Alex Malenki) und David Bendels posiert, zwei Figuren, die der rechtsextremen "Identitären Bewegung" und dem Deutschlandkurier angehören.
Verbindungen zum Deutschlandkurier
Alexander Kleine ist bekannt für seine Aktivitäten in rechtsextremen Projekten und betreibt eine Medienagentur, während David Bendels der Herausgeber des Deutschlandkuriers ist, einer Zeitung, die der AfD im Wahlkampf illegal unterstützte.
Die brisante Zusammenarbeit löste Kritik aus, insbesondere nach Fragrances umstrittenem Auftritt auf der Messe Online Marketing Rockstars im Mai. Dort prahlte er mit seiner vermeintlichen Ethik und mache fragwürdige Aussagen, heißt es im Autorenbericht des Spiegels.
Aldi Nord distanzierte sich daraufhin von Fragrance, und die Wirtschaftswoche kritisierte den Influencer wegen "zur Schau getragenen Chauvinismus".
Fragrance auch bei US-Rechten zu Gast
Neben seinen Kontroversen im Inland scheint Fragrance auch internationale Verbindungen zu suchen. Auf einer Gala des äußerst rechten New York Young Republican Clubs äußerte er sich positiv über einen reaktionären Priester. An dieser Gala nahmen auch deutsche AfD-Politiker teil, darunter Maximilian Krah und Kay Gottschalk.
Trotz dieser Kontroversen setzt der Pay-TV-Kanal Sky die Dreharbeiten zu Fragrances Realityshow "Jeremy Fragrance – Power, Baby!" fort. Die Sendung soll ab dem 16. Oktober auf Sky Deutschland ausgestrahlt werden und thematisiert Fragrances Erfolgsstrategie, seinen Glauben und seine beruflichen Ambitionen in den USA.
Die aktuellen Enthüllungen könnten jedoch Fragrances Werbepartnerschaften gefährden. Mehrere Unternehmen, die mit dem Influencer gearbeitet haben, müssen nun entscheiden, ob sie ihre Verbindungen zu einem Influencer aufrechterhalten möchten, der in Verbindung mit rechtsextremen Persönlichkeiten steht.
Sky Deutschland setzt Sendung ab
Zumindest bei Sky Deutschland haben die Aufnahmen mit extremen Rechten jetzt Folgen: Der Streaming-Anbieter kündigte gegenüber dem Branchenmedium Quotenmeter an, die Sendung aus allen Angeboten des Senders zu entfernen. "Wir distanzieren uns klar von jeglichen rechtsextremen Inhalten oder Äußerungen", so ein Sprecher. Die Fortsetzung der Sendung sei schon zuvor nicht mehr geplant gewesen.
Der "Fall Fragrance" wirft ein Schlaglicht auf eine inzwischen etablierte rechte Influencerszene. "Beinahe unbemerkt von der breiteren Öffentlichkeit sei in sozialen Netzwerken eine eigene, sehr erfolgreiche Szene rechtsextremer Influencer gewachsen", schrieben die Experten bereits zu einer Veranstaltung auf der Szenekonferenz Re:publica 2019.
Die rechten Influencer nutzen Algorithmen, kennen die Tricks und Kniffe, die ihnen und ihren Inhalten Reichweite verschaffen, schrieben Patrick Stegemann und Sören Musyal:
Nähe und Authentizität verbinden sie mit schönen Bildern und knackigen Geschichten. Nur eben mit radikaler politischer Agenda. Ihre Inhalte erreichen Millionen, weit über die eigene Kernklientel hinaus.
Die Affinität und der Erfolg der Rechten in sozialen Medien solle aber nicht überraschen, so Muysal und Stegemann: "Das Internet war immer schon ein Ort von Gegenkulturen – und damit auch für politische Bewegungen der extremen Rechten."
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