Pentagon will Menschen aus der Ferne am Geruch erkennen

In einer Ausschreibung der US-Army für eine "elektronische Nase" zur biometrischen Identifizierung wird auch davon ausgegangen, dass man am Geruch auch erkennen kann, ob eine Person an einem Ort gewesen ist

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Die US-Army ist begeistert von den Möglichkeiten der biometrischen Identifikation von Personen. Im Irak wurde nach dem Sturm auf die Stadt Falludscha damit begonnen, alle Menschen, die wieder in die zuvor geräumte, von einem Sicherheitswall eingeschlossene Stadt wollten, mittels Fingerabdrücken, Iris-Scans und Portraitfotos zur Gesichtserkennung zu erfassen (Die Schlacht um Falludscha als Hollywoodfilm). Später wurden die Menschen, wenn sie an Kontrollstellen kamen, sich bei der Regierung zur Arbeit bewarben oder wenn sie festgenommen wurden, biometrisch identifiziert. Das habe sich als sehr nützlich für die Sicherheitskräfte erwiesen.

In Afghanistan wurde die Biometrisierung der Bevölkerung natürlich auch umgesetzt. Das kann, wie unlängst geschehen, schon auch mal dazu führen, dass die Soldaten Tote als vermeintlich verdächtige Aufständische identifizieren, nur weil ihre Daten in der zentralen biometrischen Datenbank Automated Biometric Identification System (ABIS) zu finden sind, während es sich um Zivilisten, in diesem Fall um Jugendliche, handelt (Die biometrische Datenbank des Pentagon für Aufständische).

Wie die Army nun in einer Ausschreibung (A10-85) mitteilt, setzen die bisherigen biometrischen Mittel die Mitarbeit voraus bzw. müssen diese zur Auf- oder Abnahme gezwungen werden. Man würde aber gerne auch in den Overseas Contingency Operations (OCO's) nicht-kooperierende Menschen aus der Ferne erkennen, weil offenbar in Afghanistan die Menschen weniger zur Abgabe biometrischer Daten bereit sind als im Irak. Die Army wünscht sich eine Technik, mit der sich eine Identifikation durch den individuellen Geruch einer Person aus der räumlichen und/oder zeitlichen Ferne realisieren lässt: Identification Based on Individual Scent (IBIS).

Die Militärs würden also auch feststellen, ob sich beispielsweise eine Person, deren Geruchsprofil gespeichert wurde, an einem bestimmten Ort aufgehalten hat, oder umgekehrt, womöglich Geruchsprofile der unbekannten Personen erfassen, die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort waren, um sie später identifizieren zu können. Das könne dann auch für die Polizei praktisch werden, um Täter zu überführen. Die Wissenschaft habe gezeigt, so heißt es, dass die individuellen Gerüche aus flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) bestehen, die unter normalen atmosphärischen Bedingungen bis zu einem Monat zurückbleiben können. Man habe auch zeigen können, dass VOCs im Urin von Mäusen, die von Genen des Haupthistokompatibilitätskomplexes (MHC) reguliert werden, sich nicht durch die Art der Ernährung ändern sollen.

Die Möglichkeit, Personen anhand ihres einzigartigen Geruchs identifizieren zu können, sei auch die Grundlage dafür, warum Bluthunde so gut Menschen verfolgen können. Und ganz ähnlich will man dies auch mit einer ersten "elektronischen Nase" können, die den Geruch aus der Achselhöhle erfasst und die Gerüche von zwei verschiedenen Menschen unterscheiden kann. Das klingt freilich noch nicht nach großer Entfernung, aber schließlich müssen ja erst einmal die technischen Grundlagen geklärt werden, weswegen es in der ersten Phase der Ausschreibung darum geht, überhaupt erst einmal eine technische Durchführbarkeitsstudie zu erstellen, um die notwendigen VOCs und ihre Konzentration zu bestimmen sowie die Algorithmen zur Identifizierung zu entwickeln.

Die biometrische Identifizierung aus der Ferne dürfte aber mittels Gesichtserkennung leichter fallen. Auch hier wünscht die Army eine bessere Technik (A10-100). Es soll ein kompaktes Aufnahmesystem sein, mit dem man bis zu einer Entfernung von 100-200 m sich bewegende Menschen zu jeder Zeit Daten zur Gesichtserkennung in hoher Qualität machen und die Daten automatisch mit einer Liste abgleichen kann. Zudem sollen daraus auch 3D-Gesichtsmodelle gemacht werden können, um große Datenbanken zu durchsuchen.

Und gewünscht wird auch ein System, das mit Wärmebildern arbeitet, um aus der Ferne Gegner und neutrale bzw. freundlich Gesinnte auch unter ungünstigen Bedingungen wie in Menschenmengen unterscheiden sowie Stress, Angst und auffällige physiologische Zeichen für Aggressivität oder feindliche Absichten erkennen zu können (A10-104: Human Signature Collection and Exploitation via Stand-Off Non-Cooperative Sensing).