Friedenspoker im Ukraine-Krieg: Wer gewinnt, wer verliert?

Auf das Gespräch am Dienstag sollen weitere Verhandlungen folgen
(Bild: Below the Sky/Shutterstock.com)
Noch lehnt Moskau eine umfassende Feuerpause ab. Angriffe auf die Energieinfrastruktur sollen jedoch eingestellt werden. Die Verhandlungen gehen weiter.
Bei einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump hat Russlands Präsident Wladimir Putin am Dienstagnachmittag erstmals einer begrenzten Waffenruhe in der Ukraine zugestimmt.
Wie der Kreml mitteilte, erklärte sich Putin damit einverstanden, Angriffe auf die Energieinfrastruktur einzustellen, sofern die Ukraine dasselbe tut.
In dem Gespräch wurde desweiteren der Austausch von 175 Gefangenen vereinbart. Als "Geste des guten Willens" will Moskau 23 zudem schwer verwundete ukrainische Kriegsgefangene freilassen.
Beide Seiten profitieren von begrenzter Waffenruhe
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, erteilte Moskau einer von den USA und der Ukraine vorgeschlagenen 30-tägigen vollen Feuerpaus eine Absage.
Sollten die Angriffe auf die Energieinfrastruktur tatsächlich beiderseits eingestellt werden, wäre dies jedoch die erste einvernehmliche Aussetzung von Angriffen seit Beginn des Krieges. Das Weiße Haus bezeichnete dies als ersten Schritt in Richtung eines umfassenderen Friedens.
Eine teilweise Waffenruhe käme indes nicht nur der Ukraine zugute, die seit Jahren unter den wiederholten russischen Angriffen auf ihr Energienetz leidet. Auch der Kreml würde davon profitieren, da die Ukraine regelmäßig Angriffe auf Öl- und Gasanlagen tief im russischen Kernland durchführt und damit Moskaus wichtigste staatliche Einnahmequelle gefährdet.
Putin besteht auf Einstellung von Waffenhilfe
In dem Telefonat am Dienstag bestand Putin darauf, dass ein dauerhafter Frieden von einer vollständigen Einstellung der ausländischen militärischen und nachrichtendienstlichen Unterstützung für Kiew abhänge.
Im Wesentlichen forderte Putin damit ein Ende der gesamten militärischen Unterstützung für die Ukraine durch die USA und ihre Verbündeten, die in den letzten drei Jahren geleistet wurde.
Trump und Vizepräsident JD Vance haben die Milliarden von Dollar, die die USA für den Krieg ausgegeben haben, stark kritisiert. Das Weiße Haus ging jedoch in seiner vage formulierten Darstellung des Gesprächs nicht auf diesen Teil der Diskussion ein.
Auch über die Frage, welches Territorium Russland nach der Eroberung von etwa 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets, beginnend mit der Annexion der Krim im Jahr 2014, behalten könnte, schwieg sich das Weiße Haus aus.
Noch ist nicht klar, ob Kiew dem Abkommen über die teilweise Waffenruhe zugestimmt hat. Zuvor hatte die Ukraine einen ähnlichen Vorschlag gemacht.
Scholz begrüßt geplante Waffenruhe
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz begrüßte die geplante begrenzte Waffenruhe als "ersten wichtigen Schritt" auf dem Weg zu einem "dauerhaften und gerechten Frieden für die Ukraine". Der nächste Schritt müsse ein vollständiger Waffenstillstand sein, "und das möglichst schnell", so Scholz.
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Noch sind nicht alle Details des Gesprächs zwischen Putin und Trump öffentlich, vieles dürfte erst in den kommenden Tagen weiter ausbuchstabiert werden.
In seiner Erklärung teilte das Weiße Haus mit, Trump und Putin hätten sich darauf geeinigt, "technische Verhandlungen" über eine umfassendere Waffenruhe im Schwarzen Meer, wo russische Schiffe derzeit kaum operieren können, und eine "vollständige Waffenruhe und einen dauerhaften Frieden" aufzunehmen. Es hieß, diese Gespräche würden "sofort im Nahen Osten beginnen".