Russischer Vormarsch: "Awdijiwka wird fallen, wenn kein Wunder passiert"
- Russischer Vormarsch: "Awdijiwka wird fallen, wenn kein Wunder passiert"
- Ukrainische Brückenköpfe bei Cherson
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Herbstoffensive der russischen Armee hat begonnen. Die Lage der Ukrainer verschärft sich durch neue Drohnen und unsichere Waffenhilfe. Das sollten Sie wissen.
Die russischen Streitkräfte rücken im Raum Awdijiwka weiter vor. Obwohl die ukrainische Seite offenbar erhebliche Truppenkontingente von anderen Frontabschnitten in und um die bedrohte Frontstadt verlegt, ist es der russischen Armee nun gelungen, an mehreren Abschnitten nördlich und südlich von Awdijiwka vorzudringen.
Schwerpunkt der russischen Bemühungen ist, wie hier berichtet, die Kokerei AKHZ im Norden der Stadt. Hier konnten russische Truppen auf einer Breite von etwas mehr als 2,5 Kilometern die Bahngleise in Richtung Westen überqueren.
Der Einbruch erstreckt sich vom nördlich an AKHZ angrenzenden Rangier- und Verladebahnhof der Kokerei bis weiter nördlich zu einer verlassenen Datschensiedlung. Mit der Eroberung des östlichen und zentralen Teils des Dorfes Stepove dürfte ein wesentlicher Erfolg über die ukrainischen Verteidigungsstellungen gelungen sein.
Von dort sind es noch etwa 4,2 Kilometer bis zur einzigen befestigten Versorgungsstraße, die in die belagerte Stadt führt. Die russischen Truppen haben keinen direkten Sichtkontakt auf die besagte Straße O0542, da Waldstreifen die Sicht versperren. Russische Operatoren versuchen jedoch, den Nachschub mittels Drohnen zu stören.
"Awdijiwka wird fallen, wenn kein Wunder passiert, wie zum Beispiel ein massierter Gegenangriff", befürchtet der österreichische Ukraine-Experte Oberst Markus Reisner gegenüber Telepolis. "Verfügbare ukrainische Kräfte für einen Gegenangriff sind die 47ste Mechanisierte Brigade mit ihren Leopard und Bradley oder die 1. Panzerbrigade. Beide Einheiten leiden unter Verlusten, haben aber noch gepanzerte Angriffselemente", so Reisner weiter. "Um es ganz klar zu sagen: Wenn es keinen erfolgreichen Gegenangriff gibt, wird Awdijiwka eingekesselt werden und schließlich fallen", analysiert der österreichische Militärhistoriker.
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Dabei konnte die russische Seite weitere Geländegewinne um das Dorf Krasnohorivka, nördlich der Eisenbahnlinie Pokrowsk – Horliwka in Richtung des von der ukrainischen Armee gehaltenen Dorfes Novokalynove erzielen. Auch westlich von Krasnohorivka konnten einige Felder erobert werden. Ziel der russischen Führung ist es, die Flanken für einen Angriff auf die Kokerei AKHZ zu sichern, um mögliche ukrainische Gegenangriffe abwehren zu können.
Westlich von Awdijiwka konnten sich russische Truppen südlich des Dorfes Sjeverne festsetzen und ein weiteres Feld erobern. Sjeverne liegt nur etwa zwei Kilometer von der oben erwähnten O0542 entfernt, der einzigen verbliebenen befestigten Straße nach Awdijiwka. An der engsten Stelle ist der Halbkessel nur noch 6,5 Kilometer breit.
In Awdijiwka soll auch eine Parallelentwicklung der erfolgreichen Lancet-Drohne, die Scalpel, eingesetzt werden. Die neue Kamikaze-Drohne sieht aus wie eine Kopie der Lancet, soll aber wesentlich günstiger in der Herstellung sein.
Der Herstellungspreis der Lancet wird auf Wikipedia mit ca. 35.000 US-Dollar angegeben. Entwickelt und hergestellt vom Vostok Design Bureau kann die neue Scalpel-Drohne wie die Lancet einen 5 Kilogramm schweren Gefechtskopf ins Ziel bringen. Bei einer Marschgeschwindigkeit von 120 km/h hat sie eine maximale Reichweite von 40 Kilometern.
Sie soll sich seit Oktober in der Serienproduktion befinden. Da die Lancet extrem schwer zu entdecken und zu bekämpfen ist, stellt sie die ukrainischen Streitkräfte vor große Probleme. Erst kürzlich berichtete die ukrainische Online-Zeitung The Kyiv Independent über die russische Kamikaze-Drohne als herausragende Waffe im fortdauernden Ukraine-Krieg:
In vielen der russischen Videos sticht ein Urheber hervor, der für Dutzende von bestätigten Treffern auf ukrainisches Gerät verantwortlich ist: die Kamikaze-Drohne Lancet, hergestellt von der ZALA Aero Group, einer Tochtergesellschaft des russischen Waffenriesen Kalaschnikow- Konzerns.
Welche Auswirkungen die neue Scalpel-Drohne auf das Frontgeschehen haben wird und wie hoch ihre Produktionszahlen sind, bleibt abzuwarten.
Russische Herbstoffensive
Aufgrund des Ausmaßes der russischen Militäroperationen in der Ostukraine kann insgesamt von einer russischen Herbstoffensive gesprochen werden. Denn Russland geht nicht nur im Raum Awdijiwka in die Offensive, sondern ist derzeit z. B. auch im Raum Bachmut in der Lage, Gelände zurückzugewinnen, hier nördlich von Bachmut beim Reservoir Berchiwka und bei Orikhovo-Vasylivka. Südlich von Bachmut gelang dies auch bei Klischtschijiwka und Andriivka.
Die schwierige Lage der ukrainischen Streitkräfte zeigt sich laut dem prorussischen Youtube-Kanal Military Summary Channel exemplarisch im Raum Welyka Nowosilka. Dort waren im Rahmen der gescheiterten ukrainischen Sommeroffensive mehrere Dörfer eingenommen worden. Nun aber, so der zitierte Youtube-Kanal, seien bei Welyka Nowosilka mehrere Brigaden abgezogen worden, die Mechanisierten Brigaden in Richtung Awdijiwka und die Marinebrigaden in Richtung Cherson. Dies hinterlässt einen äußerst verwundbaren Frontabschnitt mit wenigen Kräften, der für russische Vorstöße anfällig ist.
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