Russischer Vormarsch: "Awdijiwka wird fallen, wenn kein Wunder passiert"
Seite 2: Ukrainische Brückenköpfe bei Cherson
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Demgegenüber gelingt es der ukrainischen Armee seit Wochen, einen Brückenkopf bei Cherson am linken Dnipro-Ufer (Ostufer) zu halten. Nachdem es den ukrainischen Streitkräften schon seit Längerem gelungen war, die Flussinseln zwischen dem Dnipro-Mündungsarm Konka und dem Hauptfluss zu besetzen, konnten sie jetzt an mehreren Stellen den Dnipro vollständig überqueren, so nördlich des Dorfes Pidstepne auf dem Gelände eines Solarkraftwerkes, im westlichen Teil des Dorfes Kosatschi Laheri und im westlichen Teil des Dorfes Krynky.
Bemerkenswert ist die angewandte Taktik – hier schreibt die ukrainische Armee Militärgeschichte: In den dünn besiedelten Flussniederungen setzen die ukrainischen Streitkräfte mit kleinen Stoßtrupps in sehr kleinen Booten über den Fluss. Die Gesamtzahl der ukrainischen Streitkräfte, die derzeit auf der russisch besetzten Seite des Flusses gelandet sind, dürfte eine niedrige vierstellige Zahl nicht überschreiten, wahrscheinlich sind sogar weniger als 1.000 ukrainische Soldaten übergesetzt.
Was diesen Brückenkopf so einzigartig macht, ist die Tatsache, dass es historisch wahrscheinlich der erste Brückenkopf ist, der nur mithilfe von Flugdrohnen (FPV-Drohnen) gehalten wird.
Seit Wochen gelingt es der Ukraine hier, die starken russischen Störsender der elektronischen Kampfführung zu neutralisieren und massiv FPV-Flugdrohnen gegen gepanzerte Fahrzeuge und Truppenmassierungen der russischen Armee einzusetzen.
In den ukrainischen Telegram-Kanälen werden zahlreiche Drohnenvideos veröffentlicht, die die Zerstörung russischer Truppen zeigen. Inzwischen ist es den Ukrainern auch gelungen, eine kleine Anzahl leichter gepanzerter Fahrzeuge und Feldgeschütze überzusetzen.
Der strategische Erfolg des Brückenkopfes bleibt jedoch fraglich, da es zwei gravierende limitierende Faktoren gibt.
Erstens ist es für die ukrainische Armee schwierig, eine stabile Logistik über den Dnipro aufzubauen – deswegen hat die russische Armee Cherson aufgegeben und sich auf das Ostufer des Flusses zurückgezogen.
Zweitens ist das Ostufer des Dnipro nicht die erste russische Verteidigungslinie, sondern nur das Vorfeld. Die tief gestaffelten und für die ukrainischen Streitkräfte während der gescheiterten Sommeroffensive unüberwindbaren Verteidigungsstellungen beginnen erst einige Kilometer weiter südlich.
Derweil beginnt die für den Winter befürchtete strategische Luftkampagne der russischen Streitkräfte, am 11. November waren sechs Oblaste betroffen, Tausende Menschen ohne Strom.
Schlechte Nachrichten für die Ukraine kommen auch aus Brüssel: Laut dem Hohen Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik und Vizepräsident der EU-Kommission, Josep Borell, wird die US-Waffenhilfe für die Ukraine wahrscheinlich zurückgefahren. Die EU solle den politischen Willen aufbringen, die Waffenlieferungen fortzusetzen.
Tatsächlich sind die US-Waffenlieferungen bereits zurückgegangen. Dagegen will die Ampelkoalition die deutsche Militärhilfe für die Ukraine im nächsten Jahr auf acht Milliarden verdoppeln.
Ausblick und Kommentar
Die Lage für die ukrainischen Verteidiger wird immer schwieriger. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Bundesregierung zu ihren Zusagen steht und weiterhin wertvolle Rüstungsgüter an eine unterlegene Kriegspartei liefert. Die versprochenen Waffen sind nicht nur teuer, sondern auch schwer zu ersetzen.
Glaubt man den offiziellen Verlautbarungen, hat die deutsche Rüstungsindustrie ihre Produktion nicht wesentlich gesteigert. Wenn Deutschland weiter auf strategische Rüstungsgüter verzichtet, wird es immer schwieriger, den eigentlichen Kernauftrag der Bundeswehr glaubwürdig zu erfüllen: Die Abschreckung potenzieller Angreifer.
Militärisch nicht nachvollziehbar wird stattdessen seit letztem Jahr die NATO-Waffenhilfe an die Ukraine in der Weise geleistet, dass Waffen in nicht ausreichender Zahl und zudem über lange Zeiträume gestreckt in die Ukraine gelangen. So können diese Waffen von einer inzwischen gut organisierten und ausgerüsteten russischen Armee sukzessive vernichtet werden.
Damit wird nicht nur der Krieg verlängert und die Ukraine ausgeblutet, sondern auch die Arsenale der Bundeswehr und anderer europäischer Staaten in militärisch unverantwortlicher Weise geleert. Und seit Beginn des Krieges setzt die Bundesregierung voll auf Konfrontation statt auf Verhandlung.
Die hier zusammengestellten Informationen speisen sich aus folgenden OSINT-Quellen: Weeb Union, Military Summary Channel, Suriyakmap, Deepstatemap, Red Fish Bubble 2.1 (geschlossene Gruppe)
Anmerkungen der Redaktion: In einer älteren Fassung des Artikels wurde ein Video angeführt, dass ukrainische Soldaten zeigen soll. Im Beitrag hieß es:
Die Lage der ukrainischen Armee scheint äußerst angespannt zu sein. Soldaten der 110. Mechanisierten Brigade haben einen dramatischen Video-Appell an den Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, gerichtet:
Oberbefehlshaber. Herr Präsident, wir sind keine Verräter oder Deserteure, aber unter den Bedingungen, die wir auf unserer Station vorfinden, sind wir nicht in der Lage, unsere Aufgaben zu erfüllen. Warum ist das so?
Lassen Sie mich das erklären: Wir werden jeden Tag zur Erstürmung von TERRICON (Schlackehalde der AKHZ-Kokerei) geschickt, unser Befehlshaber ist nicht in der Lage, uns mit der erforderlichen Menge an Munition zu versorgen. Jeden Tag sterben Dutzende von Soldaten bei sinnlosen Angriffen, weil die Sturmtrupps nicht ausreichend durch Artillerie unterstützt werden. Die gesamte Umgebung wird beschossen, Dutzende, vielleicht Hunderte von Leichen unserer Kameraden liegen herum, die niemand abtransportiert.
Das Kommando kümmert sich nicht darum, niemand kümmert sich um dieses Problem, außerdem, bitte erklären Sie uns, einfache Leute, wie es dazu kam, dass nachts, heimlich vom Personal, der gesamte Stab unseres Kommandos aus der Stadt evakuiert wurde. Wir bitten Sie, in dieser Situation zu intervenieren".
Sollten sich die Meldungen über den Rückzug der Stäbe aus der Stadt bewahrheiten, hätte dies erhebliche Auswirkungen auf die Kampfmoral der einfachen Soldaten, die die Stadt noch verteidigen.
Die betreffende Einheit hat sich allerdings auf Facebook von diesem Video distanziert und es als Fake bezeichnet. Jammern sei eine Eigenschaft der Russen und nicht der Ukrainer, heißt es dazu auf Facebook.
In der Vergangenheit gab es schon eine Vielzahl ähnlicher Videos, was für seine Authentizität sprach. Letztlich lässt sie sich aber weder bestätigen noch ausschließen. Deshalb haben wir die betreffende Textstelle aus dem Artikel entfernt.
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