Satt essen und abnehmen – wie geht das?

Seite 5: Was ist mit Bewegung und Sport zur Gewichtsabnahme?

Auf S. 18/19 des Buches wird ausgeführt, dass "Bewegung und Sport beim Abnehmen massiv überschätzt werden". Das stimmt aber nur, wenn man Sport und Bewegung isoliert und als einzige zu praktizierende Maßnahme zur Gewichtsreduktion bei Adipositas betrachtet, was aber keine realistische Annahme ist.

Es ist eine gesicherte Erkenntnis der letzten Jahrzehnte, dass sich regelmäßige körperliche Aktivität durch den Kalorienmehrverbrauch günstig auf viele kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Blutfette, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und auch auf Übergewicht bzw. Adipositas auswirken kann. Deshalb wird in der Reha-Medizin die körperliche Aktivität als eine zweite Säule der Adipositas-Behandlung angesehen, und aus meiner Sicht zu Recht.

Dabei ist aber zu berücksichtigen: Zwischen der Bewegung und dem Essen besteht eine Wechselwirkung dergestalt, dass kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel (z. B. Brot oder Obst) eine Insulin-stimulierende Wirkung haben. Ein Insulinanstieg im Blut führt jedoch dazu, dass der Fettabbau für einige Zeit gestoppt wird, während körperliche Aktivität im nüchternen Zustand den Fettabbau anregt.

Aus der Sicht der Reha-Medizin gehört deshalb zum Bemühen um eine Gewichtsreduktion bei Adipositas eine regelmäßige körperliche Aktivität, die Spaß macht und möglichst täglich 30-60 Minuten betrieben werden kann, etwa Spazierengehen, Walking, Fahrradfahren, Schwimmen oder auch Skiwandern. Diese körperlichen Aktivitäten sollten aber am besten morgens vor dem Frühstück oder zwei bis drei Stunden nach der letzten Mahlzeit durchgeführt werden, da dann der Fettabbau nicht beeinträchtigt wird.

Auch dadurch kann ein nennenswerter Beitrag zur Gewichtsreduktion erzielt werden. So kann ein Kalorienmehrverbrauch durch körperliche Aktivität von ca. 150 kcal pro Tag entsprechend ca. 30 Minuten Walking rechnerisch zu einer Gewichtsabnahme von etwa 0,5 kg pro Monat betragen.

Langfristige Compliance für den Erfolg entscheidend

Die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Adipositas-Behandlung ist jedoch die langfristige Compliance. Das gilt ganz besonders für die Ernährungstherapie.

Deshalb müssen die individuellen Gewohnheiten des Patienten bei den Ratschlägen zur Umstellung des Essverhaltens unbedingt berücksichtigt werden. Gewohnheiten, die sich über Jahrzehnte im täglichen Leben als angenehm erwiesen haben, werden nicht in kurzer Zeit aufgegeben, insbesondere dann nicht, wenn die neuen und besseren Ernährungsgewohnheiten eher als weniger angenehm eingeschätzt werden.

Aus diesem Grunde sollte die Ernährungsumstellung individuell und mit Bedacht erfolgen und sich in Abstimmung mit den Patienten zunächst auf die Lebensmittel konzentrieren, die die höchste Energiedichte aufweisen.

Somit handelt es sich bei dieser Form der Ernährungstherapie nicht um eine "Diät", sondern um eine individuelle Anpassung der Ernährung an den Energieverbrauch des Patienten unter Berücksichtigung der Energiedichte der zu verzehrenden Lebensmittel.

Ergänzend sei aus meiner Sicht gesagt, dass eine regelmäßige körperliche Aktivität als zweite Säule einer Adipositas-Behandlung dazu gehört und einen Beitrag zur Gewichtsreduktion zu leisten vermag.

Die praktische Durchführung der Ernährungstherapie sollte in Zusammenarbeit mit einer Ernährungsfachkraft erfolgen, die motivierte Patienten, z. B. in kleinen Gruppen bis zu fünf Patienten pro Beratungsstunde, einmal im Monat qualifiziert betreut. Für die meisten adipösen Patienten würde es wahrscheinlich ausreichen, wenn derartige Beratungen in der Phase der Gewichtsreduktion über ein bis zwei Jahre durchgeführt werden.

Was kann man mit diesem Konzept erreichen?

Auf S. 212 ff. des Buches sind einige Therapieergebnisse der TU München aufgeführt. So wurden für 500 Patienten der Gewichtsverlauf ausgewertet: Im Schnitt verloren sie in 10 Monaten im Durchschnitt 5,5 kg. Danach arbeiteten sie ohne Beratung weiter und nahmen zusätzlich in den folgenden 2½ Jahren 3 kg ab.

Bei 160 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 innerhalb dieser Gruppe war der Erfolg größer, sie verloren durchschnittlich 10 kg im Rahmen der Therapie und auch ihre Blutwerte verbesserten sich. Darunter konnten aus ursprünglich 40 Patienten, die Insulin spritzen mussten, 35 am Ende die Spritzen völlig loswerden. Nur fünf benötigten gelegentlich noch Insulin in geringen Dosen.

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