Schaltbare Wärmedämmung

Plusenergiewand. Grafik: I[n]solation UG

Ein Bielefelder Unternehmen hat eine Technologie entwickelt, die Isolierung und Sonnenenergienutzung verbindet

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Die Dämmung von Häusern ist eine vielversprechende Methode, Energie zu sparen, führt jedoch beim derzeitigen Stand der Standardtechnik häufig zu Problemen (vgl. Langsam dämmert es den Dämmern). Allerdings gibt es auch Unternehmen, die nicht bei der Herstellung von Styroporplatten verharren, sondern Dämmtechnologie weiter entwickeln und "intelligenter" machen wollen. Eines dieser Unternehmen ist die in Bielefeld ansässige Firma I[n]solation UG.

Der Name setzt sich aus den Worten "Isolation" und "Insolation" zusammen. Isolation steht für Reduzieren von Wärmeverlusten, Insolation für die Nutzung von Sonnenenergie. Sergej Kvasnin, der Geschäftsführer der I[n]solation UG glaubt, dass sich die Politik in Deutschland in der Vergangenheit zu sehr auf die Isolation konzentriert und dabei die Möglichkeiten der Insolation aus den Augen verloren hat. "Mit jeder weiteren Novelle der EnEV [Energieeinsparverordnung]", so Kvasnin, "schotten wir uns immer mehr von der natürlichen Wärme ab" - und das führt seinen Worten nach dazu, "dass wir anschließend über einen immer verlustreicheren Umweg bloß einen Bruchteil der eigentlich reichen Sonnenenergie wieder ins Haus holen", was seiner Ansicht nach "nur bedingt" nachhaltig und umweltschonend ist.

Kvasnins zusammen mit der Fraunhofer-Gesellschaft und der Fachhochschule Bielefeld entwickeltes Dämmsystem Plusenergiewand will deshalb Wärmedämmung und Sonnenenergienutzung verbinden. Das geschieht dadurch, dass sich die Dämmung an- und abschalten lässt. Ist sie abgeschaltet, wird die Wand von der Sonneneinstrahlung erwärmt. Schaltet man sie (automatisiert oder manuell) an, reflektiert sie die Sonnenstrahlen und man spart sich die Klimaanlage.

Das An- und Abschalten wird dadurch möglich, dass man zur Dämmung kein Styropor, sondern mehrere Schichten aluminiumbeschichtete Polyethylenterephthalatfolien verwendet, die wie Rolläden bewegt werden. Der auch unter seiner Abkürzung PET bekannte Kunststoff hat den Vorteil, dass er sehr billig ist, was sich auch positiv auf den Anschaffungspreis des Systems auswirkt, dass Kvasnin nach nicht nur an Wohnegbäuden mit herkömmlichen Fassaden und Fenstern, sondern auch an Glasfassaden installiert werden kann. Dadurch ergibt sich seiner Rechnung nach im Vergleich zu herkömmlicher Wärmedämmung ein Preisvorteil von 20 Euro pro Jahr und Quadratmeter und eine Kohlendioxideinsparung von bis zu 40 Kilogramm.

Problem Denkmalschutz

Nicht einsetzbar dürfte das System an zahlreichen denkmalgeschützte Bauten sein, die in Deutschland immer mehr zunehmen (vgl. Der Staat als Messie). Für solche Häuser hat die Firma Hasit in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA einen Aerogelputz entwickelt, dem luftgefüllte Silikatkügelchen beigemischt sind, die isolieren. Er darf aber nur dann eingesetzt werden, wenn Denkmalschutzbehörden nicht auf die Verwendung von traditionellem Sandputz bestehen, wie man ihn in den Jahrhunderten verwendete, in denen die Gebäude entstanden.

Innendämmungen, die manche Denkmalschutzbehörde als Alternative genehmigen, haben den Nachteil, dass sich leicht Feuchtigkeit an den Innenwänden anreichert und zu giftiger Schimmelbildung führt. Diesem Effekt versuchen Dämmplattenanbieter mit kapillaraktiven Werkstoffen wie beispielsweise Kalziumsilikatplatten entgegenzutreten, an deren Innenseite sich jedoch unschöne Kristalle bilden können. Meinen Wirtschafts- und Umweltministerium ihr unlängst veröffentlichtes Ziel ernst, Altbauten bis 2050 so umbauen zu lassen, dass sie "weitestgehend klimaneutral" sind, werden sie deshalb wahrscheinlich nicht an einer deutlichen Lockerung der Denkmalschutzvorschriften vorbeikommen.

Home Automation

Eine Ergänzung oder Alternative zur Dämmung von Häusern ist die Automatisierung von Lüften und Heizen, wie sie der Botropper Professor Viktor Grinewitschus propagiert. Er vergleicht die Einsparungen, die dabei möglich sind, mit denen, die intelligente Systeme in Automobilen bewirkten: Menschen wissen nämlich theoretisch, was sie tun müssten, um Heizkosten zu sparen, aber sie machen es nicht konsequent, weil sie mit anderen Dingen beschäftigt sind. Deshalb setzt Grinewitschus auf eine "Home Automation", die den Bewohnern diese Aufgabe abnimmt.

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