Schweine, Cyborgs, Furien

A Machine for Pigs. Bild: Frictional Games

Games-Jahresvorschau, Teil 2: Horror, Science-Fiction, Hack & Slash

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Teil 1: Im Dschungel der Städte: Die wichtigsten Action-Titel

Der wahre Horror entsteht im Kopf des Betrachters: Spätestens seit Hitchcock ist das eine cineastische Binsenweisheit. Nun lassen sich Computerspiele nicht so ohne weiteres mit Kinofilmen gleichsetzen. Dennoch erstaunt immer wieder, dass nur wenige Game-Designer den Weg des subtilen Horrors wählen: Die meisten bauen nach wie vor auf Ekel- und Schockeffekte. Das PC-Spiel Amnesia: The Dark Descent (2011) ist da eine löbliche Ausnahme: Es kultiviert das Gefühl ständiger Bedrohung mit wohldosierten Mitteln, viel läuft dabei über die Geräuschkulisse und den Mangel an Lichtquellen. Der Spieler besitzt keinerlei Waffen und kann sich Gegnern nur durch Flucht oder Verstecken entziehen - auch das ist eher untypisch für ein Survival-Horror-Game.

Von den Kritikern erhielt The Dark Descent damals hervorragende Noten, IGN nannte es gar "eines der unheimlichsten Spiele aller Zeiten". So darf man denn gespannt sein, was der Nachfolger Amnesia: A Machine for Pigs zu bieten hat, der im Frühjahr 2013 erscheint. Unter anderem auch deshalb, weil die schwedische Firma Frictional Games dieses Mal mit dem Indie-Studio thechineseroom kooperiert: Die Briten landeten 2012 mit dem First-Person-Adventure Dear Esther einen Überraschungserfolg. A Machine for Pigs spielt vorwiegend im viktorianischen London des Jahres 1899, direkte inhaltliche Verbindungen zu The Dark Descent gibt es offenbar nicht. Im Zentrum der Handlung steht Oswald Mandus, ein reicher Industrieller. Mandus ist soeben aus Mexiko zurückgekehrt, wo er einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen musste - zuhause verfällt er in Fieberträume, die um eine mysteriöse Maschine kreisen. Als er schließlich aus dem Delirium erwacht, sind mehrere Monate vergangen; das erste, was er hört, ist das Dröhnen startender Motoren... und so nimmt der Albtraum seinen Lauf.

Welche Rolle in A Machine for Pigs die titelgebenden Schweine spielen, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt bestenfalls erahnen. Im Gameplay-Trailer hetzt der Protagonist durch ein Schlachthaus und versteckt sich vor Angst in einem Käfig, während ein markerschütterndes Quieken die Luft erfüllt. Die Spielmechanik soll der des Vorgängers gleichen, allerdings wird es auch einige Neuerungen geben, zum Beispiel Außenareale und eine verbesserte KI. Die Vorausetzungen für einen zünftigen Horrortrip stehen folglich gut - wer sich 2013 ordentlich gruseln möchte, sollte einen Blick auf A Machine for Pigs werfen.

Until Dawn. Bild: Sony Computer Entertainment

Einen ganz anderen, aber ebenfalls vielversprechenden Ansatz verfolgt das Spiel Until Dawn, das 2013 exklusiv für die Playstation 3 erscheint. Die Entwickler bezeichnen Until Dawn als "playable teen horror game", und tatsächlich erinnert der Plot stark an selbstironische Slasher-Filme wie Scream: Eine Gruppe College-Studenten fährt zu einem Party-Urlaub in die verschneiten Berge von British Columbia. Natürlich ist ein Pärchen töricht genug, sich von der Gruppe abzusondern - es wandert zu einer abgelegenen Holzhütte im Wald, die als Liebesnest dienen soll. Unterwegs geschehen allerlei unheimliche Dinge, ehe sich das Geschehen in der Hütte dramatisch zuspitzt. Gesteuert wird Until Dawn mit dem Move-Controller, der zeitweilig als Taschenlampe dient; Schalter und Hebel werden mit Handbewegungen bedient. Obwohl Until Dawn die spielerische Freiheit stark eingrenzt, ist es mehr als ein reines On-Rail-Game; zu überzeugen weiß es vor allem durch seine dichte Atmosphäre. Letzteres dürfte übrigens auch für Asylum gelten: Das argentinische Horror-Adventure spielt in einer unheimlichen, mit Rätseln gespickten Nervenklinik.

Beyond. Bild: Sony Computer Entertainment

Mehr übersinnlicher Thriller als Horrorspiel ist das Projekt, an dem die Heavy-Rain-Macher Quantic Dream gerade arbeiten. Hauptfigur des PS3-Exklusivtitels Beyond: Two Souls ist das Mädchen Jodie, das von einem unsichtbaren Wesen permanent begleitet wird. Der Geist Idan unterstützt Jodie, ist jedoch unberechenbar und agiert autonom. Auf der Computerspielmesse E3 zeigte Quantic Dream eine Demo zum Spiel: Während Jodie auf einer Zugfahrt schläft, wandert Idan durch das Abteil, stößt eine Flasche um und fegt einer Mitreisenden die Zeitung aus der Hand. Dass Jodies zweites Ich über enorme Kräfte verfügt, wird in einer Verfolgungsjagd mit Elitesoldaten deutlich: Idan schlüpft in die Körper der Gegner, lässt Autos durch die Luft wirbeln und einen Militärhubschrauber abstürzen. Die Kämpfe laufen über Quicktime-Events ab; man kennt das bereits von Heavy Rain. Beyond ist letztlich ein interaktiver Film, der mit erstklassigem Motion Capturing beeindruckt - die Hauptfigur wird von der Schauspielerin Ellen Page (Juno) gekonnt verkörpert. Die Handlung wird von der Frage bestimmt sein, was es mit Idan auf sich hat - und ob Jodie für immer in dieser Doppelexistenz gefangen ist.

Watch Dogs. Bild: Ubisoft

Die genannten Spiele machen es deutlich: Fans von Horror und übernatürlichen Phänomenen kommen im nächsten Jahr voll auf ihre Kosten. Das gilt übrigens auch für Freunde gepflegter Science Fiction, denen die Spieleindustrie 2012 eine ganze Reihe spannender Titel serviert. Ein echtes Highlight könnte das Open-World-Game Watch Dogs von Ubisoft werden: Der Spieler übernimmt die Rolle des Hackers Aidan Pearce, der die vollständige Vernetzung der Stadt Chicago zu seinen Gunsten nutzt. In einem auf der E3 gezeigten Gameplay-Ausschnitt erhält Pearce den Auftrag, einen schwerbewachten Medienmogul zu ermorden, der sich gerade in einem Museum aufhält. Pearce hackt sich zunächst in das zentrale Betriebssystem (ctOS) der Stadt; dadurch erhält er unter anderem Zugriff auf Handynetze, Verkehrssysteme und Überwachungsanlagen. In der Gameplay-Demo sieht man, wie er Handyverbindungen stört, wie er Ampeln manipuliert und sich Informationen von Privatcomputern beschafft. Pearce ist aber nicht nur ein versierter information warrior, sondern auch ein Schleich-, Parkour- und Waffenspezialist; die Kämpfe erinnern mit ihrem Third-Person-Coversystem an Deus Ex: Human Revolution. Einen Koop-Modus wird Watch Dogs offenbar ebenfalls erhalten: Die Gameplay-Demo zeigt einen Helfer, der vom Dach eines Hochhauses die Mission unterstützt.

République. Bild: Camouflaj

Vernetzung und Überwachung sind Themen, die auch das Spiel République behandelt. Ursprünglich für iOS geplant, wird es dank einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne ebenfalls für PC und Mac erscheinen. Schauplatz von République ist ein totalitärer Zukunftsstaat; der Spieler ist ein Hacker, der von einer Gefangenen namens Hope um Fluchthilfe gebeten wird. Damit der Ausbruch gelingen kann, gilt es Überwachungskameras und andere Geräte zu manipulieren; der Spieler muss Hope durch das Gefängnislabyrinth lotsen, ohne dass die Wachen sie entdecken. Eine spannende Prämisse hat auch das dystopische Remember Me, das voraussichtlich im Mai erscheint. Die weibliche Hauptfigur Nilin ist ein memory hunter, der die Erinnerungen anderer Menschen manipulieren kann: Indem sie die Bestandteile neu anordnet, verändert sie die gezogenen Schlussfolgerungen.

Remember Me. Bild: Capcom

In der Metal-Gear-Reihe wimmelt es von Cyborgs und Kampfrobotern - der Schwerpunkt liegt aber nicht auf Hacking, sondern auf handfester Action. Metal Gear Rising: Revengeance - eine Kooperation von Kojima Games und Platinum Games - wird voraussichtlich am 22. Februar in die Läden kommen. In Revengeance übernimmt der Spieler die Rolle des Cyborg-Ninjas Raiden, der eine äußerst wirksame Waffe besitzt: ein Katana-Schwert, mit dem er Autos, Roboter und Riesenräder fein säuberlich zerteilen kann. Die Entwickler betrachten das Spiel als Spin-Off der Serie; im weitläufigen Metal-Gear-Universum ist es kurz nach den Ereignissen von Guns of the Patriots angesiedelt. Ebenfalls von Platinum Games stammt das Action-Spiel Bayonetta 2, das leider ausschließlich für Wii U erscheint. Vorgänger Bayonetta (2010) überzeugte Hack-and-Slash-Fans mit "non-stop climax action": Die namensgebende Superhexe bekämpfte ihre Gegner mit goldenen Lippenstift-Patronen und mit ihren Haaren, die sie in Fäuste und Monster verwandeln kann.

Metal Gear Rising Revengeance. Bild: Konami

Bleiben wir doch beim Thema Hack & Slash: An Bayonettas Seite gesellen sich 2013 zwei ebenfalls sehr schlagkräftige Helden. Da wäre zum einen Dante, der Protagonist von DmC: Devil May Cry: Als junger Mann kämpft er in Limbo City gegen Horden von Dämonen - Fans der Serie werden sich freuen, dass Dante nach fünf Jahren Abwesenheit endlich auf den Bildschirm zurückkehrt (15. Januar).

God of War: Ascension. Bild: Sony Computer Entertainment

Zum anderen gibt es 2013 ein Wiedersehen mit dem Kriegsgott Kratos. God of War: Ascension (13. März, für PS3) ist ein inhaltliches Prequel und der nunmehr siebte Teil der erfolgreichen Häckselserie. Um seinem Erzfeind Ares eins auszuwischen, nimmt Kratos es mit den drei Furien der griechischen Mythologie auf: Rache ist also wie üblich das treibende Handlungsmotiv. Die wohl größte Neuerung des Spiels wird ein Multiplayer-Modus sein, der bei den Kratos-Anhängern allerdings nicht unumstritten ist. Eine Ausnahme im Peitsch- und Prügelgenre stellt übrigens das Spiel Zeno Clash dar: Das surreale Indie-Game aus Chile erhält 2013 ebenfalls eine Fortsetzung.

Zeno Clash 2. Bild: ACE Team

Teil 3: Zwischen Tamriel und South Park - Rollenspiele, Strategie, Adventures