Sicherheit von Covid-19-Impfstoffen: Offene Fragen zu Vaxzevria

Seite 4: Todesfälle nach Impfungen

Der Sicherheitsbericht stellt fest, dass dem PEI 873 Todesfälle (0,0024 Prozent der geimpften Personen) in unterschiedlichem zeitlichem Abstand zur Impfung bei Personen im Alter von 24 bis 102 Jahren gemeldet wurden (S. 12 ff). Der Median des Alters betrug 81 Jahre, das mittlere Alter 77 Jahre.

674 Todesfälle betrafen Personen, die mit Comirnaty geimpft worden waren. In 19 Fällen verstarben Personen nach Impfung mit dem Covid-19-Impfstoff Moderna, in 162 Fällen nach Impfung mit Vaxzevria und in fünf Fällen nach Impfung mit dem Covid-19-Impfstoff Janssen.

73 der 873 gemeldeten Todesfälle bezogen sich nicht auf eine Impfnebenwirkung, sondern auf eine Covid-19-Erkrankung, davon 49 nach Comirnaty und 24 nach Vaxzevria.

Bei der überwiegenden Mehrzahl der verstorbenen Personen bestanden multiple Vorerkrankungen, wie etwa Karzinome, Niereninsuffizienz, Herzerkrankungen und arteriosklerotische Veränderungen, die vermutlich todesursächlich waren. Ein jüngerer Patient verstarb nach Impfung mit Comirnaty vermutlich an den Folgen seines Drogenkonsums.

21 Patienten, die mit Vaxzevria geimpft wurden, verstarben in der Folge eines TTS (siehe unten). Tödlich verlaufende Blutungen werden im Folgenden gesondert dargestellt (siehe unten).

Thromboembolische Ereignisse und Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS)

Vaxzevria

Insgesamt erhielt das PEI 860 Fallberichte thromboembolischer Ereignisse in unterschiedlichem zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung mit Vaxzevria, die mehrheitlich auf die Grunderkrankung zurückgeführt wurden (S. 14 ff).

In 106 Fällen (letzter Bericht: 67 Fälle) wurde ein Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS) als Nebenwirkung von Vaxzevria identifiziert. Dies betraf 70 Frauen im Alter von 22 bis 79 Jahren und 35 Männer im Alter von 20 bis 81 Jahren. Bei zwei Männern und einer Frau war das genaue Alter nicht bekannt. Einen Fall betraf einen Mann in der Altersgruppe 60 plus, der an den Folgen des TTS verstarb.

Zum Zeitpunkt der Auswertung hatte das Paul-Ehrlich-Institut Kenntnis über 21 tödlichen Verläufe (19,8 Prozent der betroffenen TTS-Patientinnen und -Patienten).

Eine Auflistung der Meldungen nach Altersgruppe und Geschlecht findet sich in der vierten Tabelle des Sicherheitberichts (S. 14). Nicht berücksichtigt wurden zwei Todesfälle bei Männern im Alter von 38 und 70 Jahren, die nach der ersten Impfung tot aufgefunden worden waren und bei denen im Rahmen der Obduktion eine Sinusvenenthrombose und Hirnblutung festgestellt wurde.

Eine zuverlässige Bestimmung der Thrombozytenzahl ist post mortem zumeist nicht möglich. In beiden Todesfällen ist aber wegen des plausiblen zeitlichen Zusammenhangs mit der Impfung und dem Fehlen von Risikofaktoren ein kausaler Zusammenhang mit der Impfung möglich.

Hirnvenenthrombosen wurden bei mehr als der Hälfte der TTS-Patientinnen und -Patienten (56,6 Prozent) festgestellt. Tödliche Verläufe waren überwiegend mit Hirnvenenthrombosen und Hirnblutung als Komplikation einer Hirnvenenthrombose assoziiert.

Insgesamt wurden Hirnblutungen bei 31 Patientinnen und -Patienten berichtet. Die Häufigkeit tödlicher Verläufe bei Personen, die eine Hirnvenen-/ Sinusvenen-Thrombose entwickelten, ist mit 28,3 Prozent höher als in der Literatur (für ungeimpfte Personen) beschrieben (drei Prozent).

Weitere Lokalisationen des TTS waren Lungenembolien (n=21), venöse Thrombosen im Mesenterialgebiet, einschließlich Lebervenenthrombosen und Pfortader-, Mesenterialvenenthrombosen (n=11) sowie tiefe Beinvenenthrombosen (n=10). Insgesamt traten vorwiegend venöse und in 13 Fällen auch arterielle Thromben auf.

Bei 22 (20,6 Prozent) Patientinnen und Patienten wurden Thrombosen in mehreren Organsystemen festgestellt, zum Beispiel Sinusvenenthrombose plus Lungenembolie.

Bis auf eine Meldung betrafen alle Berichte eines TTS die erste Impfung. Bei einem Mann Ende 40 wurde ein TTS (Sinusvenenthrombose) nach zweiter Vaxzevria-Impfung berichtet. Die erste Impfung war zwei Monate zuvor erfolgt.

Nach der ersten Impfung hatte der Mann unabhängig von der Impfung eine Lungenentzündung entwickelt. Innerhalb von 21 Stunden nach zweiter Impfung entwickelte der Patient dann Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und einen generalisierten Krampfanfall.

Die Diagnostik mittels Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) ergab eine ausgeprägte Sinusvenen-Thrombose und eine relative Thrombozytopenie (bei vorhergehender Thrombozytose im Rahmen der Pneumonie). Die Diagnostik der Heparin-induzierten Thrombozytopenie war unauffällig, während der Plättchen Faktor 4-Antikörper im Elisa stark positiv war.

Es wurde eine Therapie mit Immunglobulinen und eine Antikoagulation eingeleitet, die zur Besserung der Erkrankung führte. Ob die vorhergehende Pneumonie und Inflammation zur Nebenwirkung beigetragen hat, kann nicht abschließend beurteilt werden.

Bemerkenswert ist die kurze Latenzzeit zwischen Impfung und Symptomen, wie sie auch bei Heparin-induzierter Thrombozytopenie nach Reexposition mit Heparin beobachtet wird. Bei Fällen eines TTS nach erster Impfung treten erste Symptome demgegenüber nach einer Latenzzeit von wenigen Tagen auf.

Beachtenswert ist ein weiterer Fall eines zweizeitigen TTS. Ein Mann Anfang 60 entwickelte zwölf Tage nach der ersten Impfung eine Lungenarterienembolie mit Thrombozytopenie. Eine Antikoagulation mit Rivaroxaban wurde eingeleitet. Zwischenzeitlich wurde der Patient nach Hause entlassen.

Wegen anhaltender Kopfschmerzen wurde mehrfach eine Sinusvenen-Thrombose ausgeschlossen. Etwa einen Monat nach der Impfung entwickelte der Mann eine Halbseitenlähmung und stärkste Kopfschmerzen. Die erneute Diagnostik ergab ausgedehnte Thrombosen der zerebralen Sinusvenen trotz Antikoagulation.

Im weiteren Verlauf kam es zu einer intrakraniellen Blutung, an welcher der Patient verstarb. Die Thrombozyten waren bei Aufnahme im Mai minimal erniedrigt. Es wurden Anti-PF-4-Heparin-Antikörper in hoher Titerstufe nachgewiesen.

Bei insgesamt 43 weiteren Fällen einer Sinusvenenthrombose im zeitlichen Zusammenhang mit Vaxzevria (32 Frauen, elf Männer) fehlen derzeit Angaben zur Thrombozytenzahl und/oder PF-4-Antikörpern sowie Ergebnisse funktioneller Gerinnungstests, sodass der ursächliche Zusammenhang mit der Impfung derzeit nicht beurteilt werden kann.

Diese Meldungen werden vom PEI weiter recherchiert. In neun Fällen einer Sinusvenen-Thrombose im zeitlichen Zusammenhang wurde der ursächliche Zusammenhang mit der Impfung als unwahrscheinlich bewertet, da die Thrombozytenzahl normal war, keine PF-4-Antikörper festgestellt wurden und/oder Plättchenaktivierungstests keinen Hinweis auf ein TTS ergaben.

Unter Berücksichtigung der Vaxzevria-Impfdosen ergibt sich eine Gesamtmelderate von 1,24 Fällen eines TTS auf 100.000 Erstimpfungen mit Vaxzevria. Allerdings stellt diese Melderate vermutlich eine deutliche Unterschätzung des Risikos dar, da nicht alle Fälle eines TTS gemeldet werden (Dunkelzifferrate). Außerdem beträgt die Zeit zwischen Impfung, Auftreten erster Symptome, Krankenhauseinweisung, Meldung und Bewertung der Meldung durch das PEI zuweilen mehrere Wochen.

Beispielsweise wurden ca. 80 Prozent der TTS Fälle vor dem 11.04.2021 geimpft, also zu einem Zeitpunkt, zu dem die Anzahl verimpfter Dosen noch wesentlich geringer war. Würde als Data-lock-point (DLP) unter anderem der 11.04.2021 betrachtet, so würde die Melderate 2,1 auf 100.000 Vaxzevria-Impfdosen betragen, also fast doppelt so hoch sein.

Trotz der Limitierungen weisen die Spontanmeldungen darauf hin, dass TTS alle Altersgruppen und beide Geschlechter betrifft. Bedauerlicherweise lässt sich derzeit keine aktuelle alters- und geschlechtsstratifizierte Melderate eines TTS errechnen, da diese Informationen im Rahmen des Impfquotenmonitorings im Bereich der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte erst später zur Verfügung stehen werden.

Comirnaty

Insgesamt wurden 735 Fälle unterschiedlicher thromboembolischer Ereignisse gemeldet (mittleres Alter 70,9 Jahre), darunter 36 Fälle einer Hirnvenenthrombose. In einem Fall erlitt eine 84 Jahre alte Frau eine Hirnvenenthrombose und Hirnblutung mit tödlichem Ausgang. Die Zahl der Thrombozyten war vermindert, es wurden aber keine Plättchenfaktor 4 (PF-4) - Antikörper festgestellt.

Die Frau war nach der ersten Comirnaty-Impfung an Covid-19 erkrankt. Drei Tage nach Aufhebung der Quarantäne entwickelte sie Symptome der Sinusvenen-thrombose. Anamnestisch waren Vorerkrankungen darunter eine traumatische Subarachnoidalblutung bekannt.

Sinusvenenthrombosen im Zusammenhang mit Covid-19 sind in der Literatur beschrieben worden.5 Insgesamt wurde kein Fall eines TTS berichtet. Einzelne Fälle werden vom PEI noch weiter abgeklärt.

Covid-19 Impfstoff Moderna

Im zeitlichen Zusammenhang mit diesem Impfstoff wurden 68 Fälle thrombo-embolischer Ereignisse berichtet (mittleres Alter 63,9 Jahre), darunter zwei Fälle einer zentraler Sinusvenenthrombosen.

Ein Fall betraf eine 80 Jahre alte Frau mit bekannter Faktor-V-Leiden-Mutation und schwerwiegenden thromboembolischen Ereignissen in der Vorgeschichte. Der zweite Fall betrifft eine 36 Jahre alte Frau mit unbekannter medizinscher Vorgeschichte und Begleitmedikation. In beiden Fällen wurde die Thrombozytenzahl nicht mitgeteilt.

Covid-19-Impfstoff Janssen

Zum Zeitpunkt der Auswertung (DLP vom 31.5.2021) wurden ein Myokardinfarkt und eine Lungenembolie bei zwei Personen im Alter über 60 Jahren in der Datenbank des PEI erfasst.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.