Sicherheit von Covid-19-Impfstoffen: Offene Fragen zu Vaxzevria

Seite 8: Schlussfolgerungen:

  1. Der oben stehende Text ist eine gekürzte Zusammenstellung der aus meiner Sicht wichtigsten Aspekte des 11. Sicherheitsberichts des PEI über Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Impfung zum Schutz vor Covid-19 mit den vier bisher in Deutschland zugelassenen genetischen Impfstoffen im Berichtszeitraum vom Beginn der Impfkampagne am 27.12.2020 bis zum 31.5.2021.
  2. Im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung sind dem PEI im Berichtszeitraum 873 Todesfälle gemeldet worden. 73 davon bezogen sich nicht auf eine Impfnebenwirkung, sondern auf eine Covid-19-Erkrankung. Bei der überwiegenden Mehrzahl der verstorbenen Personen bestanden multiple Vorerkrankungen, wie z. B. Karzinome, Niereninsuffizienz, Herzerkrankungen und arteriosklerotische Veränderungen, die vermutlich todesursächlich waren.
  3. Die große Mehrzahl der gemeldeten Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen sind typisch für Symptome, die nach einer Impfung häufig auftreten als Anzeichen für eine Auseinandersetzung des Organismus mit dem Impfstoff und folglich in der Regel für die Sicherheit unbedenklich sind.
  4. Im Unterschied dazu wird ein neues Syndrom, das durch venöse und/oder arterielle Thrombosen in Kombination mit einer Thrombozytopenie (Blutplättchenmangel) charakterisiert ist und in der Fachsprache Thrombosen-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS) genannt wird, sehr selten als schwerwiegende Nebenwirkung des Covid-19-Impfstoffs Vaxzevria beobachtet. Dazu gehört auch die Mehrzahl der gemeldeten Fälle von Hirnvenenthrombosen bzw. Sinusvenenthrombosen.
  5. Im Berichtszeitraum sind in Deutschland bei knapp 9,2 Millionen Impfungen mit dem Vektor-Impfstoff Vaxzevria 860 thromboembolischer Ereignisse berichtet worden. In 106 dieser Fälle wurde ein TTS als Nebenwirkung von Vaxzevria identifiziert, das entspricht einer Melderate der Häufigkeitskategorie "sehr selten". Davon sind 21 Personen (13 Frauen und 8 Männer) verstorben. 71 der 106 Fälle betrafen Frauen und davon waren 46 unter 60 Jahre alt. Bei den 35 betroffenen Männern waren 20 unter 60 Jahre alt.
  6. Auch nach dem Covid-19-Impfstoff Janssen sind in den USA einige Fälle von TTS beobachtet worden. Bei rund 473.000 Impfungen mit diesem Vakzin in Deutschland sind im Berichtszeitraum an thromboembolischen Ereignissen ein Herzinfarkt und eine Lungenembolie bei zwei Personen über 60 Jahren berichtet worden. Dieser Vektor-Impfstoff basiert auf einem Adenovirus menschlichen Ursprungs, im Unterschied zum Impfstoff Vaxzevria, bei dem ein Adenovirus vom Schimpansen verwendet wird.
  7. Weiterhin wird in der Produktinformation nach Impfung mit Vaxzevria eine Thrombozytopenie als häufige Nebenwirkung genannt. Dem PEI wurden im Berichtszeitraum 650 Fälle von Blutungen unterschiedlicher Schwere und Lokalisation bei 519 Frauen und 128 Männern nach Gabe dieses Impfstoffs gemeldet. Darunter befanden sich 279 relevante Blutungen bei Frauen und 72 bei Männern. 51 der betroffenen Frauen, von denen 12 verstorben sind, und 20 der betroffenen Männer, von denen sieben verstorben sind, hatten eine nachgewiesene Thrombozytopenie.
  8. Der Sicherheitsbericht des PEI empfiehlt, dass Personen, bei denen innerhalb von drei Wochen nach der Impfung mit Vaxzevria eine Thrombozytopenie diagnostiziert wird, aktiv auf Anzeichen einer Thrombose untersucht werden sollten. Weiterhin wird empfohlen, alle Geimpften, bei denen eine Thrombose oder eine Blutung auftritt, auf das Vorliegen einer Thrombozytopenie zu untersuchen.
  9. Die Stiko hat für Vaxzevria und inzwischen auch für den Covid-19-Impfstoff Janssen empfohlen, diese bei Personen in einem Alter ab 60 Jahren zu verimpfen. Dabei bleibt die Anwendung von Vaxzevria für eine erste oder zweite Impfstoffdosis unterhalb dieser Altersgrenze indes nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoakzeptanz nach sorgfältiger Aufklärung möglich.
  10. Um das Risiko für das Auftreten eines TTS bzw. von Blutungen nach Impfungen mit den genannten Vektor-Impfstoffen, insbesondere Vaxzevria, zu vermindern, wird vorgeschlagen, vor Einsatz dieser Vakzine und danach die Thrombozytenzahl und eventuell zusätzlich die D-Dimere zu bestimmen. Mit der Bestimmung der D-Dimere im Labor kann man bei einem negativen Befund Thrombosen weitgehend ausschließen.6
  11. Vor dem Hintergrund der geschilderten Nebenwirkungen von Vaxzevria sollte auch zur Kenntnis genommen werden, dass Länder wie Norwegen und Dänemark inzwischen die weitere Verimpfung dieser Vakzine endgültig eingestellt haben.

Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin - Gastroenterologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin- Sozialmedizin, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Seit 1978 ist er als medizinischer Sachverständiger bei der Sozialgerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein tätig. Zudem arbeitet er in der Kieler Gruppe der IPPNW e.V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhinderung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung) mit. E-Mail: klaus-dieter.kolenda@gmx.de

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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