Smart-Meter-Einbau: Kosten sollen auf 100 Euro steigen

Smart Meter, Schraubenschlüssel

Geplant war der Smart-Meter-Einbau für 30 Euro. Doch das Wirtschaftsministerium will die Kosten nun mehr als verdreifachen. Für Haushalte könnte es noch teurer werden.

Ab 2025 müssen Messstellenbetreiber auf Kundenwunsch Smart Meter einbauen. Gut sechs von zehn Haushalten befürworten den Einbau von Smart Metern. Um von dynamischen Stromtarifen profitieren zu können, benötigen Verbraucher diese intelligenten Stromzähler.

Nachdem der Roll-out längere Zeit nicht vom Fleck gekommen war, weil die Kunden die höheren Kosten fürchteten oder den Smart Metern grundsätzlich skeptisch gegenüberstanden, hatte die Bundesregierung 2023 die Zulassung vereinfacht, die Sicherheitsmaßnahmen für den Einbau reduziert und den Preis für den Einbau eines Smart Meters auf 30 Euro begrenzt.

Mit diesem Preislimit wollte man die Zustimmung zum Einbau eines Smart Meters anstelle eines konventionellen Ferraris-Zählers erleichtern, was ja, wie eine Forsa-Umfrage zeigt, auch gelungen zu sein scheint.

Offen blieb damals die Frage, wie der Kostenanteil finanziert werden sollte, der bei den Messstellenbetreibern verblieb. So forderte der Verbraucherzentrale Bundesverband, dass der Anteil der Messentgelte, welcher den Netzbetreibern zugewiesen wird, aus Steuergeldern finanziert und nicht auf die Netzentgelte umgelegt werden soll.

Diese Forderung ließ sich ebenso wenig realisieren wie die Obergrenze für den Einbau eines Smart Meters. Die durch die aktuelle Gesetzeslage induzierte Durststrecke für Messstellenbetreiber führte dann in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

So verwundert es kaum, dass man im BMWK jetzt nach Möglichkeiten sucht, vor dem Hintergrund der mehrheitlichen Zustimmung zum Einbau von Smart Metern das wirtschaftliche Problem der Messstellenbetreiber, die bislang in den meisten Fällen zu den jeweiligen Netzbetreibern gehören, durch die Gestattung höherer Preise einer Lösung näherzubringen.

Smart Meter sollen teurer werden

Laut Plänen des BMWK sollen Haushalte künftig mit höheren Kosten für den Smart-Meter-Einbau rechnen müssen. So soll der Einbau intelligenter Stromzähler auf Kundenwunsch ab 2025 deutlich teurer werden. Die einmaligen Kosten für den Einbau sollen von 30 auf 100 Euro erhöht werden. Haushalte, die sich freiwillig für intelligente Stromzähler entscheiden, sollen zudem ein Zusatzentgelt in Höhe von jährlich 30 Euro bezahlen.

In der von SmartGridsBW durchgeführten Studie "Den Rollout im Blick – die Kenntnis der Bevölkerung von Smart Metern/intelligenten Messsystemen" wurden Themen rund um das Smart Metering und intelligente Energienetze untersucht.

Die erste Auswertung zeigte, dass selbst die Begriffe "Smart Meter" und "intelligentes Messsystem" den wenigsten Bürgern bekannt sind. Nur 28,6 Prozent gaben an, diese Begriffe schon einmal gehört zu haben. 68,0 Prozent der Befragten beantworteten die Frage klar mit "Nein".

Damit steht im Kontext der Energiewende für die Politik und den mit dem Einbau befassten Akteuren noch viel Kommunikationsarbeit bevor, um differenziert und transparent über Themen wie Einbaupflicht, Datenschutz, Datensicherheit, Nutzwerte und Kosten zu informieren.

Die Energieversorgungsbranche hat bei der Kommunikation der Energiewende noch immer beträchtliche Kommunikationsdefizite, und die Verbraucher sind mit den anstehenden Veränderungen offensichtlich auch deutlich überfordert.

So kann die Mehrheit der Verbraucher bislang die Optionen der für nächstes Jahr als verpflichtendes Angebot vorgesehenen dynamischen Tarife wenige Monate vor der gesetzlichen Einführungspflicht noch nicht einschätzen.

Ein großes Problem vieler dynamischer Tarife besteht bislang in der mangelnden Transparenz der spezifischen Preisbildung und der überaus komplizierten Tarifstruktur, da jeder Anbieter seine Tarife kann so unterschiedlich ausgestalten kann, dass dies dem Verbraucher den Vergleich nicht gerade erleichtert.

Mit den dynamischen Tarifen kann der Strompreis stündlich oder täglich schwanken, abhängig von Angebot und Nachfrage an der Strombörse. Dadurch soll Verbrauchern ermöglicht werden, Strom zu den Zeiten nutzen, in denen er günstiger ist, was besonders für Haushalte mit Elektroautos, Wärmepumpen oder Batteriespeichern vorteilhaft sein kann.

Die dynamischen Stromtarife unterliegen den Preisschwankungen an den Spotmärkten. Dass diese Preisschwankungen an den Börsen auch vor Rekordhöhen nicht haltmachen, konnte man während der Energiepreiskrise gut sehen. Daher müssen die wichtigsten Preisbestandteile und potenziell bestehenden Kostenrisiken für die Verbraucher klar und deutlich ersichtlich und vergleichbar sein.

Zudem sollten für Vergleichsportale klare Vorgaben gelten, sodass die Verbraucher Festpreisverträge und dynamische Verträge gut miteinander vergleichen können. Zudem steht die Forderung im Raum, dass Stromversorger Tarife anbieten, welche eine Absicherung gegen exorbitante Preissteigerungen enthalten. Bislang muss der Kunde die Folgen solcher Preisausreißer tragen, auch wenn diese durch einen Fehler in den Handelssystemen verursacht wurden.

Da das Stromsystem mit der Energiewende deutlich volatiler wird als zu Zeiten der zentralen fossilen Großkraftwerke, ist in der Branche ein offenes Geheimnis.

Wer gezielte Stromabschaltungen vermeiden will und daher auf den Markt setzt, muss sich, ob er will oder nicht, mit den neuen Spielregeln des Marktes auseinandersetzen. Dass dies immer wieder auch mit kostentreibenden Gesetzesänderungen verbunden ist, liegt in der Natur der Sache, die mit einer Herz-OP bei vollem Bewusstsein vergleichbar ist.