Studie sagt dramatischen Lehrermangel voraus

Seite 2: Bedarf beliebig manipulierbar

Was die Sache noch bitterer macht: Die drei großen Schulreformen, also der Ausbau von Ganztagsangeboten, die Regelbeschulung von beeinträchtigten Kindern und die Unterstützung von sozial benachteiligten Kindern wurden und werden von den Schulplanern in Bund und Ländern weder personell unterfüttert, noch finden sie in den "Lehrkräftebedarfsprognosen" angemessene Berücksichtigung.

Zu den Forderungen des VBE gehört deshalb auch, dass die Politik "sich ehrlich machen" müsse, "ob und wie ernst sie es meint" mit den besagten Projekten. Um diese "bedarfsgerecht umzusetzen, braucht es etwa ein Zwei-Pädagogen-System, was den Lehrkräftebedarf massiv erhöht".

Während Klemms Analyse den Einstellungsbedarf bis 2035 mit 532.600 Personen beziffert, kommt die KMK nur auf knapp über 500.000. Die zweite Größe, um den aktuellen und bevorstehenden Lehrermangel zu bemessen, ist das Neunangebot ausgebildeter Lehrkräfte. Hier sind die Diskrepanzen zwischen den VBE-Zahlen und denen der Kultusminister noch größer.

Den von ihnen ermittelten 477.600 Nachrückern aus den Universitäten stellt Klemm bloß 374.300 gegenüber. Dabei seien die Annahmen der KMK weder "durch jüngste Entwicklungen bei den Studierendenzahlen im Lehramtsstudium gedeckt noch durch die Zahl der Schulabsolventinnen und -absolventen in den kommenden Jahren". Die Aussagekraft der KMK-Prognose "als Grundlage für dringend benötigte Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung und -bindung löst sich damit abermals in Luft auf", konstatierte VBE-Chef Beckmann.

Die Bundesrepublik erlebte immer wieder Phasen, in denen das Angebot an Pädagogen mit dem Bedarf nicht mithalten konnte. Wobei "Bedarf" eine schwammige Größe ist, die sich entsprechend gesellschaftlicher, politischer und vor allem haushälterischer Erfordernisse beliebig zurechtbiegen lässt.

Dagegen haben die schulischen Erfordernisse, also die Frage, was der Nachwuchs für ein gedeihliches Aufwachsen wirklich an Lehre und Betreuung braucht, eine nachrangige Rolle. Tatsächlich dürften die Vorgaben für eine "auskömmliche Unterrichtsversorgung" noch niemals darauf abgestellt gewesen sein, was wahrhaftig und gemäß wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Besten des Kindeswohls ist.

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