Türkei: Flugzeugträger im Bau

Entwurf eines Flugzeugträgers in drei Ansichten

Grafik: Turkish Navy Design Project Office

Die Türkei hat mit dem Bau eines ganzen Flugzeugträger-Flottenverbandes begonnen. Ist das schon Größenwahn oder doch noch rationale Rüstungspolitik?

Die Großmachtambitionen Ankaras haben durch den Kollaps des syrischen Regimes neuen Auftrieb erhalten. Mit dem gewachsenen Einfluss in Damaskus dürfte auch eine Gewichtszunahme Ankaras in den Hauptstädten vor allem der NATO-Länder eingehen. Nun hat die Türkei offensichtlich beschlossen, diesen Machtzuwachs militärpolitisch zu untermauern.

Anfang 2025 hat Ankara deshalb mit einem sehr ehrgeizigen Marineprojekte begonnen, dass den Bau eines Flugzeugträgers, eines Zerstörers und eines U-Bootes einschließt.

Wie Naval News schreibt, werden alle drei Projekte von staatlichen Unternehmen umgesetzt. Der Mugem-Träger und der TF-2000 Zerstörer entstehen in der Marinewerft Istanbul, während das Milden-U-Boot in der Marinewerft Gölcük gebaut wird.

Ankara baut einen kompletten Marineverband

Der Flugzeugträger soll 285 Meter lang werden und eine Verdrängung von 60.000 Tonnen haben. Damit erreicht das Schiff fast zwei Drittel der Größe eines US-Trägers der Nimitz-Klasse. Geplant sind drei Lande- und Startbahnen auf dem Flugdeck, die mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 25 Knoten über das Meer pflügen sollen.

Die Startbahn wird mit einer charakteristischen Rampe ausgestattet, doch will Ankara später ein in der Türkei entwickeltes Katapultsystem nachrüsten. Der Träger wird bis zu 50 bemannte und unbemannte Flugzeuge und Drohnen aufnehmen können, wobei im Hangar unter dem Flugdeck Platz für 30 Flugzeuge sein soll. Eine detaillierte Beschreibung der fliegenden Ausstattung des Trägers liefert TurDef.

Ob Ankaras aktuelle Flotte von F-16- und F-4-Kampfjets ausreicht, um Macht über die Ägäis, das Mittelmeer und das Schwarze Meer zu projizieren, ist umstritten. Zudem ist die Türkei tief in den laufenden Konflikt in Libyen verstrickt und baut mit Militärbasen in Katar und Somalia eine überregionale Präsenz auf. Ein Flugzeugträger würde der Türkei eine Möglichkeit geben, Gebiete außerhalb der Reichweite ihrer landgestützten Flugzeuge zu bombardieren.

Welche Flieger wird der Träger starten?

Bleibt die Frage, welche Flieger denn von dem Träger starten sollen. Zwar baut die Türkei Drohnen, die dem Stand der Technik entsprechen. Dazu gehört nicht nur die Bayraktar, sondern auch Modelle wie die Anka-3, die nicht nur für Bombardements geeignet ist, sondern später auch andere Flugobjekte in der Luft betanken können soll.

Dennoch ist den Militärs aller Seiten bewusst, dass Drohnen bemannte Kampfflugzeuge auf absehbare Zeit nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen können. Und ursprünglich wurde der Ausbau der Marine mit Blick auf den Kauf von F-35-Kampfbombern aus den USA geplant.

Daraus ist bekanntlich nichts geworden, denn die USA weigern sich, die Flieger zu liefern, weil Ankara es gewagt hatte, das S-400-Luftabwehrsystem in Russland zu kaufen. Zwar gibt es Hinweise darauf, dass Ankara weiterhin versucht, Gespräche mit den USA zur Wiederaufnahme in das F-35-Programm zu führen. Deren Erfolg ist jedoch ungewiss.

Großmachtallüren

Gleichzeitig arbeitet die Türkei daran, ihren inländisch hergestellten Kaan-Jäger in Serie zu fertigen. Der Flieger besteht zu 85 Prozent aus einheimischen Teilen, verwendet jedoch immer noch zwei in den USA hergestellte General Electric hergestellte Triebwerke. Zwischen 2028 und 2040 will Ankara immerhin 250 Stück davon in Dienst stellen.

Ab 2030 soll eine nachgebesserte Version des Kaan-Jägers den Status eines Kampfflugzeugs der 5. Generation wie die F-35 erreichen.

Erneut unterstreicht Ankara damit seine Großmachtambitionen im Nahen Osten und darüber hinaus - ein Anspruch, der gerne als Neo-Ottomanismus bezeichnet wird. Ein Flugzeugträger würde die Türkei außerdem in den elitären Kreis der Länder katapultieren, die solch komplexe und teure Kriegsschiffe bauen und betreiben können.

Kann die Wirtschaft die Hochrüstung tragen?

Über die Kosten für den Bau des Flugzeugträgers schweigt sich Ankara bisher vornehm aus. Doch hat schon der deutlich kleinere und weit weniger anspruchsvolle Drohnenträger TCG Anadolu immerhin eine runde Milliarde US-Dollar verschlungen. Und der Bau hat sieben Jahre gedauert.

Jetzt geht es jedoch um eine komplette Flugzeugträgerflottille und ein ambitioniertes Luftwaffenprogramm, die gleichzeitig gestemmt werden wollen. Zwar ist die türkische Wirtschaft konsolidiert aus 2024 hervorgegangen, aber Kostenüberschreitungen und Inflationsrisiken müssen bei derlei langfristigen Projekten überaus ernst genommen werden.

Aber selbst, wenn die Waffen fertig sind, kosten sie weiterhin einen Haufen Geld. Bestes Beispiel dafür sind die beiden britischen Flugzeugträger, die so schlecht funktionieren und so teuer sind, dass in Fachpublikationen schon ihre Einmottung debattiert wird.