UN-Klimarat: Erderwärmung durch den Menschen erzeugt

Der UN-Generalsekretär fordert die USA und China zu aktiver Klimapolitik auf

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Nach schwierigen Verhandlungen hat der UN-Klimarat IPPC am Samstag auf dem 27. Treffen im südspanischen Valencia seien vierten und letzten Klimabericht vorgestellt. Das ist eine Zusammenfassung der drei eigentlichen Klimastudien, an denen hunderte Wissenschaftler aus 130 Nationen sechs Jahre lang gearbeitet hatten. Das kürzlich mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnete Expertengremium stellt unmissverständlich fest, dass die Klimaerwärmung menschliche Ursachen hat.

Auf 70 Seiten, aus denen noch eine 23-seitige Kurzversion für "Entscheidungsträger" erstellt wurde, sind die 1.200 Seiten der Klimaberichte eingedampft worden. Das Resümee bildet die Grundlage für eine internationale Konferenz der Umweltminister. Sie wollen sich am 3. Dezember im indonesischen Bali treffen und eine zweijährige Verhandlungsperiode verabreden, um eine Nachfolgeregelung für das Kyoto-Protokoll zu ermöglichen, das 2012 ausläuft.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief alle Regierungen auf, den Klimawandel schnell und entschieden zu bekämpfen. "Die Gefahren sind real und können einfach bekämpft werden." Er warnte aber auch vor gravierenden Konsequenzen, wenn nicht schnell gehandelt werde: "Die schlimmsten Szenarien des IPCC sind so Angst erregend wie ein Science-Fiction-Film." Die Kernaussage des neuen Berichts ist, dass der Klimawandel schon begonnen hat und nun den ganzen Planeten mit unumkehrbaren Folgen bedroht.

Er rief zum gemeinsamen Handeln auf, um die schlimmsten Auswirkungen zu verhindern. Vor allem die ärmsten Länder seien besonders betroffen. Das Abschmelzen der Polkappen und der Gletscher werde für Überschwemmungen und zu Wassermangel gleichzeitig führen. Sich entwickelnde Länder könnten wieder in die absolute Armut zurückfallen. Ban Ki Moon warnte, dass bei der Bekämpfung des Klimawandels andere wichtige Ziele, wie die Bekämpfung des Hungers, nicht aus den Augen verloren werden dürften. Er spielt auf den verstärkten Biosprit-Einsatz an, der die Zahl der Hungernden erhöhen kann.

Mit Blick auf Bali forderte er die USA und China zu einer konstruktiveren Rolle beim Klimaschutz auf, ohne deren Beteiligung effektive Maßnahmen ins Leere laufen. "Beide Länder können auf ihre Weise die Führung übernehmen", sagte er. Sie geben die meisten klimaschädlichen Abgase in die Umwelt ab. Die USA hatten das Kyoto-Protokoll, für die schrittweise Reduzierung der Emissionen, nicht ratifiziert. China will, wie viele Entwicklungs- und Schwellenländer, seine Entwicklung nicht durch Klimaschutzmaßnahmen bremsen.

Erstaunlich ist, dass die USA den Bericht begrüßen. „Wir haben eine sehr ausgewogene Position erreicht“, sagte die amerikanische Delegationsleiterin Sharon Hayes. Die US-Delegation hatte versucht, die Aussagen des Berichts abzumildern und die Rolle der UNO beim Klimaschutz zu begrenzen. Man habe "sicherzustellen" wollen, dass der gegenwärtige Stand der Wissenschaft widergespiegelt werde, sagte sie. Dabei hatte sie kurz zuvor noch mit Bezug auf US-Forscher erklärt, dass "belastbare Urteile" über die Klimagefahren noch ausstünden. Der US-Verantwortliche für Umweltpolitik ist zuversichtlich, dass die Verhandlungen in Bali vorankommen werden. Jim Connaughton hält rasches Handeln für notwendig, sagte aber nicht, was das für die USA bedeuten wird.

„Es ist vollbracht“, stellte der Delegierte der Umweltschutzorganisation WWF, Hans Verholme, erleichtert fest. Es sei ein "bedeutsamer Bericht" erstellt worden. "Wer sich jetzt noch weigert, die CO2-Notbremse zu ziehen, setzt das Leben unzähliger Menschen und Tiere aufs Spiel. Ausreden lässt dieser Bericht nicht mehr zu", sagte die Greenpeace-Klimaexpertin Gabriela von Goerne. Es müsse in zwei Jahren ein Abkommen ausgearbeitet werden, das Industrieländer verpflichtet, ihre Emissionen bis zum Jahr 2020 um mindestens 30 Prozent im Vergleich zur Kyoto-Marke 1990 zu verringern. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, schließlich hatten sich die Industrienationen in Kyoto nur verpflichtet, bis 2012 die Emission von klimaschädlichen Gasen um fünf Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Es ist bisher unwahrscheinlich, dass dieses Ziel erreicht wird (Klimapolitik als Kriegssituation). Ganz besonders gilt das für den spanischen Gastgeber.