USA wollen Dollargeschäfte mit Iran verbieten

Seite 2: Nicht wegen des Atomprogramms, sondern wegen der iranischen Präsenz

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Beide wollten trotz aller verbalen Kritik an den USA keinen Affront mit den USA für eine Haltung riskieren, die sich voll und ganz hinter die Vereinbarung stellt (siehe: Bloß die USA nicht verärgern). Die beiden europäischen Regierungschefs lösen die Vereinbarung, an der sie doch festhalten wollen, auf ihre Weise auf, indem sie wesentliche Forderungen der Trump-Administration übernehmen: Nachverhandlungen bei den Raketen sowie zusätzlich Verhandlungen "über die Rolle des Iran in der Region, etwa in Syrien und dem Irak" (Merkel).

Im Mitelpunkt des neuen JCPOA würde also nicht mehr so sehr das Atomprogramm stehen, sondern die Präsenz Irans in der Region. Macron hatte das neue zentrale Thema von Verhandlungen mit Iran bereits in Washington angesprochen - im Zusammenhang mit dem "neuen Syrien".

Schaut man sich die zustimmenden Erklärungen der Golfstaaten zu Trumps JCPOA-Ausstieg an, so fällt auf, dass in den Statements der Vereinigten Arabischen Emiraten, von Saudi-Arabien und Bahrein das Wort "malicious" nun nicht mehr allein mit Waffenprogrammen verbunden wird, sondern an die Präsenz Irans, dessen Expansion und die regionalen Pläne.

Die Nachverhandlungen zur "Atomvereinbarung" hätten nun neben den Regulierungen für das Raketenprogramm Irans, auch Spielregeln für die Präsenz Irans in der Region zum Ziel. Iran weigert sich bisher, sich darauf einzulassen.

"Totales Verbot von Geschäften mit der iranischen Zentralbank"

Der Druck wird erhöht. Die neuen Sanktionen, die das US-Schatzamt gestern gegen die Gruppen und einzelne Personen der Revolutionären Garden (namentlich al-Quds-Kräfte) aussprach, sind, wie Finanzminister Mnuchin erklärte der Auftakt zu Größerem: "Wir wollen die Revolutionären Garden von Finanzströmen abschneiden, wo immer deren Quellen sind und wo immer sie hinströmen."

Den Personen und Gruppen wird vom US-Schatzamt - und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die in der Sache mit dem amerikanischen Finanzministerium zusammenarbeiten, vorgeworfen, dass sie illegale Währungsgeschäfte betrieben haben, die mit der Bezahlung von iranischen Proxiegruppen in Verbindung stehen. Bezahlt werden die iranischen Proxy-Milizen in Syrien über Dollar, der Zufluss soll möglichst stark gestört werden, so die Strategie des US-Finanzamts.

Im Fokus künftiger Maßnahmen steht die iranische Zentralbank. Laut Wall Street Journal plant die US-Administration ein "totales Verbot von Geschäften mit der iranischen Zentralbank und Dollar-Transaktionen" in den nächsten Monaten.

Zitiert wird Sigal Mandelker von der Abteilung terrorism and financial intelligence des US-Finanzministeriums mit der Feststellung, dass die iranische Zentralbank mit den al-Quds-Kräften der Revolutionären Garden eng verbunden sei und dass man diese Netzwerke mit aller Macht zerstören werde.

Würde jemand mit diesen Entitäten Geschäfte machen, werde es die sogenannten "secondary sanctions" geben, die bei Handlungen ausgesprochen werden, die mit jenen Entitäten zu tun haben, die auf den US-Listen stehen. Sanktionen in Höhe von zweistelligen Milliardensummen, die gegen Banken vor der Atom-Vereinbarung mit Iran im Jahr 2015 verhängt wurden, untermauern Mandelkers Drohung: "Sie können davon ausgehen, dass wir dies sehr ernstnehmen".

Ab August dieses Jahres soll die Nutzung von US-Dollar durch Iran verboten werden, so Mandelker. "Alle ausländischen Finanzinstitute und Regierungen auf der ganzen Welt sollten auf höchster Alarmstufe sein, um sicherzustellen, dass sie das Muster und die Praktiken dieser Netzwerke kennen, um an US-Dollar heranzukommen."

Wie auch beim begleitenden militärischen Vorgehen Israels in Syrien (siehe Israel hat angeblich "praktisch" die gesamte iranische Militärinfrastruktur in Syrien zerstört), wo Stellungen der Revolutionären Garden als Ziel angegeben wurden (was von einem Journalisten vor Ort von der israelischen Darstellung in einigen Punkten abweichend geschildert wird), stellen sich Fragen danach, wie eine mögliche Eskalation in Grenzen gehalten werden soll - und wie es um die Lage-Einschätzungen der Regierungen Trump und Netanjahu ernsthaft bestellt ist.

Wie ist ihre augenscheinliche Überzeugung begründet, dass Iran weder militärisch noch wirtschaftlich oder politisch in der Lage ist, der neuen Konfrontationswelle etwas entgegenzusetzen, das zu gleichermaßen unangenehmen Konsequenzen für das andere Lager führt?