Verschwörungstheorien zum 11. September

Seite 3: Die Streitpunkte

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Einige Publikationen zum 11. September, in denen alternative Deutungen der Ereignisse entwickelt werden, zeichnen sich durch ein hohes Maß an Detailarbeit aus. So werden von den entsprechenden Autoren in einer bisweilen erstaunlichen Akribie nahezu jeder Einzelaspekt, jede Lücke der offiziellen Darstellung, jede noch so irrelevant erscheinende Kleinigkeit kritisch beleuchtet und auf Plausibilität geprüft. Hierbei lassen sich einige zentrale Themenblöcke herauskristallisieren, die den Kern der Kontroverse bilden:

Der Einsturz der Zwillingstürme und des WTC 7: Einige Vertreter der heterodoxen verschwörungstheoretischen Deutungen des 11. September gehen davon aus, dass die Zwillingstürme des World Trade Center und das sogenannte WTC 71 nicht infolge der Beschädigungen durch die Flugzeugeinschläge und der anschließenden Kerosinbrände einstürzten, sondern durch gezielte Sprengungen kontrolliert zerstört wurden. Indizien, die für die Sprengungsthese sprächen, seien u. a. Berichte von Augenzeugen, nach denen kurz vor dem Zusammensturz im Innern der Gebäude Explosionen zu hören gewesen seien, oder der Umstand, dass sich die durch die Einschläge verursachten Feuer kaum ausgebreitet hätten und ihre Intensität nicht ausgereicht hätte, um die Gebäude ernsthaft zu destabilisieren.

Vor allem der Einsturz des Nebengebäudes WTC 7, so die Kritiker, sei nicht plausibel, da das Gebäude kaum beschädigt worden sei. Offizielle Untersuchungen entgegnen, dass herabfallende Trümmerteile einer der beiden Zwillingstürme das WTC 7 stark beschädigten und Brände auslösten, was insgesamt zu einer massiven Schwächung der Gebäudestruktur und schließlich zum Kollaps geführt habe. Im offiziellen Untersuchungsbericht, dem 9/11 Commission Report (Kean 2004), wird der Einsturz des WTC 7 jedoch nicht erwähnt.

Die Flugzeugentführer: Bereits am 14. September 2001 erschien die erste Täterliste des FBI mit den Namen der 19 mutmaßlichen Flugzeugentführer. Kurze Zeit später kursierten erste Gerüchte, nach denen einige der genannten Terroristen noch lebten und nichts mit den Anschlägen zu tun hätten.

Obwohl einige dieser Meldungen nicht überprüft werden konnten, sich als Falschmeldungen oder Namensverwechslungen herausstellten und laut offiziellen Angaben einige der Täter über DNS-Spuren identifiziert werden konnten, hält die Kontroverse über die Identität der Flugzeugentführer bis heute an. So schreibt etwa Bröckers (2011), dass die Berichte über die DNS-Identifizierung einiger Terroristen "allesamt zweifelhaft" (S. 74) seien und diverse Ungereimtheiten in Bezug auf die Passagierlisten dafür sprächen, "dass die veröffentlichten Listen der Hijacker von Anfang an manipuliert waren" (S. 77).

Vorwissen der Geheimdienste: Vor allem Vertreter der LIHOP-Theorie vertreten die Ansicht, dass die US-Regierung und die CIA im Vorfeld der Anschläge von dem Vorhaben der Terroristen erfahren, bewusst aber nichts dagegen unternommen und gar das FBI bei Ermittlungen blockiert hätten:

Inzwischen wurde bekannt, daß die Administration vor dem 11.9.2001 Beamten des FBI untersagt hatte, die Terror-Verbindungen der Bin-Laden-Familie näher zu untersuchen.

von Bülow 2003, S. 30

Nur so hätten die Terroristen, die angeblich vorher teilweise schon von den Geheimdiensten beobachtet wurden, ohne Probleme in die USA einreisen und sich dort frei bewegen können. Diverse Warnungen von ausländischen Geheimdiensten seien systematisch ignoriert worden.

Kein Flugzeug traf das Pentagon: Die These, dass das Pentagon am 11. September in Wahrheit nicht von einem Flugzeug, sondern womöglich von einer Cruise Missile oder Ähnlichem getroffen wurde, ist auch unter Anhängern der heterodoxen Verschwörungstheorien zum 11. September höchst umstritten. Verfechter der These argumentieren, dass die Schäden am Pentagon zu geringfügig seien, als dass sie von dem Aufprall einer Boing 757 herrühren könnten. Darüber hinaus seien auf den Fotos der Einschlagstelle keine Trümmerteile des Flugzeuges zu erkennen (vgl. etwa Meyssan 2003).

Im Commission Report (Kean 2004) hingegen wird argumentiert, dass die Maschine von der Wucht des Aufpralls nahezu vollständig zerfetzt worden sei, dennoch seien einige größere Flugzeugtrümmer und der Flugschreiber geborgen worden. Ein Großteil der Opfer, so die offizielle Darstellung, sei durch DNS-Spuren identifiziert worden.

Das fehlende Flugzeug: Hierbei geht es um den Absturz des Fluges UA 93 bei Shanksville, das laut der offiziellen Version der Ereignisse nach einem Handgemenge mit eingreifenden Passagieren von den Terroristen zum Absturz gebracht wurde. Vertreter alternativer Deutungen verweisen, ähnlich wie bei dem Flugzeug, das das Pentagon traf, darauf, dass auf den entsprechenden Fotos keine Trümmerteile zu sehen seien. Ferner kursieren Gerüchte, dass die Maschine von einem Militärjet abgeschossen wurde, was jedoch von offizieller Seite zurückgewiesen wird. Es habe zwar tatsächlich einen Abschussbefehl für Flug UA 93 gegeben, dieser sei aber erst weitergeleitet worden, nachdem das Flugzeug bereits abgestürzt war.

Die verzögerte Flugabwehr: Laut dem Bericht der 9/11 Commission (Kean 2004) hätten eine Reihe von Kommunikationspannen, zu lange Befehlsketten und nicht auf derartige Ereignisse ausgerichtete Handbücher dazu geführt, dass die Nationale Luftabwehr (NORAD) nicht dazu in der Lage war, rechtzeitig Kampfjets in die Luft zu schicken, um die entführten Maschinen abzufangen.

Diese Erklärung wird von vielen Vertretern der heterodoxen Verschwörungstheorien zum 11. September abgelehnt. Sie verweisen darauf, dass die "Pannen" der Flugabwehr ein derartiges Ausmaß hätten, dass ein unglücklicher Zufall höchst unwahrscheinlich sei. Die Verzögerungen der Reaktionen von NORAD könnten letztlich auf eine einzige Person zurückgeführt werden, wie etwa der Journalist Paul Schreyer argumentiert:

Falls die Anschläge am 11. September absichtlich zugelassen wurden, wäre Colonel Marr wahrscheinlich eine Schlüsselfigur unter den mutmaßlichen Helfern der Verschwörer. Er nutzte seine Position als Kommandant der Luftverteidigung für den nordöstlichen Sektor der USA an diesem Morgen jedenfalls vor allem dafür, die Reaktion seiner Behörde zu verzögern - zwar unauffällig, doch wirkungsvoll.

Schreyer 2011, S. 67f.

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