Vogelgrippe H5N1 in Kuhmilch entdeckt: Gefahr für den Menschen?

Milchtüte mit Vogelgrippen-Etikett

H5N1 erstmals in Milch von Kühen in Nordamerika entdeckt. WHO-Warnung vor Rohmilchprodukten. Käseliebhaber weltweit sind alarmiert.

Das hochpathogene Influenza-A-Virus H5N1 wurde erstmals im Jahre 1996 in China entdeckt und hat seitdem mehrere Ausbrüche in Geflügelbeständen und vereinzelt auch beim Menschen verursacht. Wildvogelbestände wurden in den vergangenen Jahren durch die Pandemie stark dezimiert.

Übertragungswege

Seit 2020 steigen die Ansteckungen unter Vögeln rasant. Zudem sind immer mehr Säugetiere betroffen, darunter Nerze, Robben, Seelöwen und Füchse. Nutztiere waren bislang bisher nicht unter den Opfern der Vogelgrippe. Jetzt wurde H5N1 jedoch in der Milch von Kühen in Nordamerika nachgewiesen.

Ob auf welchem Weg das Virus von Wildvögeln auf die Kühe übertragen haben, ist bislang nicht einmal ansatzweise geklärt. Untersucht wird derzeit auch der Infektionsweg zwischen einzelnen Kühen. Erste Hinweise deuten auf eine Infektion des Euters hin.

Das Virus könnte über die Melkgeräte oder Handschuhe der Farmbelegschaft auf andere Tiere übertragen werden. Aber auch eine Übertragung über die Atemwege wird derzeit nicht ausgeschlossen.

Risiken für den Menschen durch H5N1

Ob das Vogelgrippevirus auf dem Umweg über die Rinder auch für Menschen gefährlich werden kann, ist derzeit noch völlig unklar. Ob dies im Rahmen einer Mutation kritisch werden kann, ist bislang nur eine Frage. In den USA wurde bislang eine Übertragung von einer Kuh auf einen Menschen nachgewiesen.

Dass Menschen mit dem Vogelgrippevirus infiziert werden können, ist schon belegt. Seit 2003 wurden nach WHO-Angaben fast 900 Fälle von H5N1-Infektionen bei Menschen gemeldet. Die Hälfte der Infizierten verstarb.

Allerdings ist es nach Angaben der WHO nicht ausgeschlossen, dass viel mehr Menschen infiziert waren, aber keine Symptome zeigten und die Fälle deshalb nicht entdeckt wurden und so der Pool für Mutationen deutlich größer ist, als bisher ermittelt.

WHO warnt vor Rohmilch und Rohmilchkäse

Ob das Virus auch über Weichkäse oder Blauschimmelkäse übertragen werden kann, ist derzeit nicht zu klären, weil Rohmilchkäse in den USA schon bislang nicht marktfähig ist. Für die USA ist daher die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), statt Rohmilchprodukten nur pasteurisierte Milchprodukte zu konsumieren, nicht wirklich relevant.

Im Gegensatz zu den USA, wo in der Landwirtschaft aus Kostengründen viele illegale Einwanderer beschäftigt werden, die nicht medizinisch versorgt werden und man auch die Wege der Kühe nicht nachvollziehen kann, ist die Situation in Deutschland viel bürokratischer. Mithilfe der oft gefürchteten Bürokratie und den Ohrmarken der Kühe lässt sich der Weg von der Geburt bis zum Schlachthof detailliert nachverfolgen.

In Deutschland beschränkt man sich bislang bei Rohmilch, wie sie direkt ab Hof gekauft werden kann, auf den Hinweis, dass Rohmilch vor dem Genuss abgekocht werden soll, wobei Rohmilchliebhaber anmerken, dass gekochte Milch kein Genuss mehr sei.

Zoonosen-Überwachung 2019: Rohmilch und gesundheitliche Risiken

Die Ergebnisse des Zoonosen-Monitorings 2019 zeigen, dass Rohmilch potenziell krankmachende Keime enthalten kann. In bis zu fünf Prozent der rund 360 untersuchten Rohmilch-Proben wurden Keime wie Campylobacter spp. und STEC nachgewiesen.

Etwa zehn Prozent der Proben enthielten bestimmte multiresistente Bakterien wie ESBL/AmpC-bildende E. coli. Um auf das Risiko, das bei Rohmilchkäse grundsätzlich besteht, aufmerksam zu machen, muss auf der Verpackung der Hinweis stehen, dass es sich um Rohmilchkäse handelt.

Die meisten Käufer verstehen diesen Hinweis allerdings nicht als Warnung, sondern als Qualitätshinweis.

Die französische Käsekultur steht auf dem Spiel

In Frankreich gibt es eine traditionsreiche Käsekultur und handwerklich bestens ausgebildete Käsemacher, die mit den in der Rohmilch natürlich vorkommenden Keimen bestens umgehen können.

Rohmilchkäse wie Epoisses, ein handgeschöpfter französischer Weichkäse aus Burgund, zählen zur französischen Esskultur, wo Essen noch Genuss und nicht nur ein Fast Food-Sättigungsvorgang ist.

Wenn sich H5N1 auch unter europäischen Kühen breitmachen sollte und sich die Verbreitung über das Euter bestätigen sollte, darf man sich gerne an Bovine Spongiform Encephalopathy kurz: BSE, auch als Mad Cow Disease bezeichnet, erinnern.

Lab durch H5N1 gefährdet?

Da H5N1 in der Milch infizierter Kühe nachgewiesen wurde und Kälber oft nicht gleich von ihren Müttern getrennt werden, besteht die Möglichkeit, dass sie sich infizieren. Ob dann das aus getöteten Kälbern, deren Labmagen entnommen wird, hergestellte Lab auch infiziert ist, ist bislang nicht bekannt.

Als Ausweichmöglichkeit könnte mikrobielles Lab eingesetzt werden. Dabei können jedoch unerwünschte Bitterstoffe, sogenannte Peptide, entstehen. Diese können den Geschmack des Käses beeinträchtigen.

Diese Nachteile von mikrobiellem Lab kann man beheben, indem zu den Schimmelpilzkulturen bestimmte Gene von Kälbern hinzugefügt werden. Sie sorgen dafür, dass in dem Labaustauschstoff das Enzym Kasein entsteht. Solch genetisch verändertes mikrobielles Lab muss in Deutschland nicht gekennzeichnet werden. Es ist für Bio-Käse jedoch nicht zugelassen.