Von Fidel Castro zu Queen Elizabeth
- Von Fidel Castro zu Queen Elizabeth
- Es gibt keinen Wirtschaftskrieg gegen Russland
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Themen des Tages: Große Trauer in Großbritannien und bei der ARD. Streit über Russlandsanktionen. Und wie russische Regierungslobbyisten Wikipedia unterlaufen.
Liebe Leserinnen und Leser,
über das Vereinigte Königreich hinaus bewegt der Tod einer 96-jährigen Britin die Menschen. Sahra Wagenknecht soll wieder einmal aus ihrer Partei ausgeschlossen werden. Und Telepolis hat sich Wikipedia in Russland genauer angesehen.
Doch der Reihe nach.
Die Queen und die Monarchie
Der Tod der britischen Königin bewegt auch hierzulande Medien und Menschen in einem Maße, als hätte es den 9. November 1918 nie gegeben. Wie kommt es, dass das Ableben einer 96-jährigen Britin im Kreis ihrer Familie im schottischen Balmoral derartige Wellen schlägt und sich ihre vier Kinder (73, 72, 62, 58) sowie zahlreichen Enkelkinder ihre Trauer mit Gott und der Welt teilen müssen?
Ja, klar, ich verstehe den Einwand: Die Queen war eine Person der Zeitgeschichte, eine Figur des 20. Jahrhunderts. Aber das war der kubanische Staatschef Fidel Castro auch. Aber der hat keinen gebührenfinanzierten ARD-Brennpunkt bekommen und den wenigen Linken, die eine Kondolenznote nach Havanna geschickt haben, hat das medial, also politisch nicht gerade genützt.
De mortuis nihil nisi bene – das gilt in unseren Gefilden mehr für Aristokratinnen aus dem Haus Windsor (ehemals: Saxen-Coburg und Gotha) denn für Revolutionsführer. Warum, diese Frage bleibt auch nach allen Sondersendungen und Artikel offen. Dabei hätte es so viel zu sagen gegeben. So viel zu berichten. So viel zu hinterfragen.
Wir aber müssen uns an dieser Stelle mit einer Erkenntnis begnügen: Trauer ist immer politisch. Und nicht nur das: Sie wird politisch genutzt. Die Medien spielen dieses Spiel mehrheitlich mit. Wenn die Queen-Brennpunkt-ARD also titelt "Monarchie heute gefestigter denn je", dann ist das nicht ironisch oder gar kritisch gemeint. Denn zugleich berichtet der Sender dem neuen König zum Gefallen: "Charles großes Engagement gilt den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Seine Bioprodukte stehen in den Regalen großer Supermarktketten."
That’s not false, liebe ARD, but it’s false balance. Telepolis indes hat schon vor längerem mal was in die andere journalistische Waagschale gelegt und über die Beziehungen zwischen der britischen Monarchie, die die Briten nur Geld kostet, und arabischen Königshäusern, die den Menschen dort mitunter das Leben kosten, berichtet
"Die britische Königsfamilie hat über 200-mal Mitglieder autokratischer Monarchien im Nahen Osten getroffen, seit Beginn der Proteste des "Arabischen Frühlings" vor zehn Jahren", schrieb Elias Feroz: "Allein mit hohen Vertretern Saudi-Arabiens gab es mindestens 40 Treffen."
In diesem Sinne: The Queen is dead! Long life democracy!
Artikel zum Thema:
Elias Feroz: Der wirkliche Skandal der britischen Königsfamilie: Ihre Beteiligung am Jemenkrieg
Frank Jödicke: Charles, der Letzte?
Christian Bunke: Großbritannien: Eine Ära geht zu Ende