Warum Journalisten und Andersdenkende in der Ukraine Angst haben
Seite 6: Reinwaschung der Nazis und ihrer Helfer
- Warum Journalisten und Andersdenkende in der Ukraine Angst haben
- Kritische Journalisten verfolgt
- In zwei Monaten Ausweisung von fünf ausländischen Journalisten, Juli/August 2017
- Die Zurückdrängung russischer Sprache und Kultur
- Die russische Sprache im Visier der ukrainischen Regierung
- Reinwaschung der Nazis und ihrer Helfer
- Wie sieht es mit den Menschenrechten in den "Volksrepubliken" und auf der Krim aus?
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Merkwürdig unbeachtet bleiben im Westen auch alarmierende Entwicklungen in der Post-Maidan-Intelligenzija. Immer wieder treten bekannte Vertreter aus dem ukrainischen Kulturbereich mit extrem nationalistischen Äußerungen an die Öffentlichkeit.
Im November 2016 erklärte der ukrainische Kulturminister Jewgeni Nischuk in einer Fernseh-Talk-Show, bestimmte Gebiete in der Zentral- und Ost-Ukraine seien "genetisch unrein". Gemeint waren die Gebiete mit einem hohen Anteil russischsprachiger Bevölkerung. Nach Protesten entschuldigte sich Nischuk. Er sei falsch verstanden worden.
Im April 2017 erklärte Oleg Skripka, Sänger der bekannten ukrainischen Rock-Gruppe Wopli Widopljasowa, man müsse alle Menschen, die wegen "einem niedrigen Intelligenz-Quotienten" kein Ukrainisch lernen können, "in ein Ghetto sperren", denn diese Menschen seien "sozial gefährlich". Nach Protesten entschuldigte sich der Sänger. Seine Äußerung sei "ironisch" gemeint gewesen.
Auf Protest in der jüdischen Gemeinde von Kiew stieß im April 2017 ein Theaterstück mit dem provozierenden Namen "Holocaust Cabaret". Für die Premiere des Stücks von Jonathan Garfinkel wurde in großen Lettern am Theater Bel'etage - direkt gegenüber der zentrale Synagoge von Kiew - geworben. In dem Schauspiel geht es um den ukrainischen KZ-Wächter John Demjanjuk, der 2011 in München wegen Beihilfe zum Mord an über 20.000 Menschen verurteilt wurde.
Der Oberste Rabbi der Ukraine, Mosche Asman, war über die provokative Fassadenwerbung entsetzt. Er postete, "das ist schrecklich. Und das in einer Stadt wo es Babi Jar gab." In Babi Jar wurden im September 1941 von deutschen Soldaten und ihren ukrainischen Helfern 33.000 Juden erschossen. Nach Protesten wurde der Schriftzug von der Theater-Fassade entfernt.
Dmitri Saratski, der in Kiew die Aufführung des Stückes organisiert, entschuldigte sich via Facebook bei allen, die sich durch die Werbung für das Theaterstück verletzt fühlten. Weiter führte Saratski aus, dass bei den Gerichtsprozessen gegen Demjanjuk in Israel und Deutschland "keine genaue Antwort auf die Frage gegeben wurde: Ist er (Demjanjuk, U.H.) schuldig für die schrecklichen Verbrechen, welche ihm vorgeworfen wurden." Soviel Mitgefühl für einen verurteilten Nazi-Kollaborateur war sicher Balsam für die Seelen der ukrainischen Nationalisten.