Was nun, Pakistan?
Seite 2: Mit dem Fall eines Korrupten wird ein Land nicht frei von Korruption
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- Mit dem Fall eines Korrupten wird ein Land nicht frei von Korruption
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Wie geht es nun weiter in Pakistan? Mit dem Fall eines Korrupten wird ein Land nicht frei von Korruption. "Schummeleien" haben sich tief in die pakistanische Gesellschaft gefressen. Wer hier ein Geschäft abschließt, wird in der Regel mit einem warmherzigen Lächeln die Frage hören, ob es denn unbedingt eine Rechnung braucht. Wenn ein Pakistaner aus der Mittelschicht kurzfristig ein Ticket für einen der wenigen Züge benötigt, die keine Dauerverspätungen haben, ruft er nicht das Ticketbüro der Bahn an, sondern einen windigen Geschäftsmann, der vor dem Bahnhof steht und mehr aktuelle Tickets besitzt als die pakistanische Bahn.
Dass Nawaz Sharif korrupt ist, wusste man in Pakistan schon vorher - aber für viele wird er auch 2018 der beste (windige) Geschäftsmann sein, und sie werden den Strohmann wählen, den die Sharifs für ihre Partei zur Wahl stellen, sollte es auch Shahbaz Sharif erwischen. Wenn es die pakistanische Gesellschaft wirklich ernst meinen würde, mit einem korruptionsfreien Pakistan, würde Imran Khan 2018 mit großer Mehrheit zum Premierminister gewählt werden - zumindest von denen, die selbst über ihre Stimme entscheiden dürfen. Khan gilt allgemein als nicht korrupt, dazu hat er zumindest gut gemeinte Absichten.
Als Beispiel gilt das eine Millionen-Bäume-Projekt in seiner Provinz Khyber Pakhtunkhwa. In Pakistan sind nicht einmal 2 Prozent der Gesamtfläche bewaldet und eine Millionen neue Bäume stehen dem Land gut zu Gesicht. Während Khans junge Facebookgemeinde im Rest des Landes feiert, warnen Ökologen Imran Khan, dass Bäume nicht gleich Bäume sind. Doch unbeirrt lässt er in Peschawar weiter Knopfmangroven pflanzen, obwohl sie nach Expertenmeinung völlig ungeeignet für die Hauptstadt von KPT sind. Ähnliche Beispiele von gut gemeinter Absicht Khans und einem etwas anderen Ergebnis gibt es etliche.
Alternativen zu den Sharifs und Imran Khan sind in Pakistan nicht in Sicht. Die Bhuttos werden ihre mittelalterliche Region Sindh Dank der Stimmen der PPP-Landlords wohl gewinnen, aber landesweit sind sie seit ihrer Regierungsperiode von 2008 bis 2013, als "Mr. 10 Prozent" Asif Ali Zardari das Land führte, erledigt. Zardari wurde nachgesagt von allem 10 Prozent in seine eigene Tasche zu stecken, dabei vergessen die Kritiker, dass er das meiste von dem Geld gebraucht hat, um seine eigenen Parteimitglieder und die Opposition ruhigzustellen.
Noch schlimmer würde es dem Land ergehen, wenn die für Juni 2018 geplanten Wahlen nicht vorgezogen werden. Ein knappes Jahr in Pakistan bedeutet: ein Dutzend wahrscheinlicher schwerer Bombenanschläge. Neue Enthüllungen zu den unvorteilhaften Verträgen mit China in Sachen Seidenstraße. Der 20-Milliarden-Dollar-Skandal um den Milliardär Riaz Malik, der im ganzen Land riesige Smart Citys baut, und der durch alle Institutionen Pakistans geht, könnte aus dem "Dornröschenschlaf "erwachen. Die schwere Wasserkriese - Pakistan ist das Land mit den drittgeringsten Wasserreserven pro Einwohner der Erde - die allgemein verdrängt wird, könnte schneller zu Tage treten, als viele glauben.
Der ständige Beschuss der indischen und pakistanischen Armee, der immer wieder Menschenleben kostet, kann jederzeit eskalieren. Ebenso könnte ein schwerer Anschlag in Indien passieren, der auf eine kaschmirische Organisation mit Sitz in einer kleinen Ortschaft 50 Kilometer von Lahore entfernt zurückfällt. All diese Ereignisse könnten eine handlungsunfähige Regierung erschüttern und damit Pakistan bis ins Mark treffen. Das könnte die Generäle zwingen, die Landesgeschäfte doch wieder zu übernehmen - obwohl sie es nicht vorhaben, so gut, wie es gerade für sie läuft.
Doch Hoffnung gibt es auch in Pakistan, wenn korrupte aber fähige "Geschäftsleute" und ehrbare aber etwas praxisferne "Edelmänner" merken, dass sie noch eine Weile im gleichen Boot sitzen, weil sie beide in der gleichen Zelle landen könnten.
Ansonsten ist da noch China, da geht es dann halt nur um Wirtschaft.