Wenn Trump China "Währungsmanipulation" vorwirft

Seite 2: "Der Euro hat an Wert verloren"

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Betrachte man die Entwicklung der realen Wechselkurse, also wie sehr Güter und Dienstleistungen eines Landes aus der Sicht seiner Handelspartner günstiger oder teurer geworden sind, so zeigt sich folgendes:

Die chinesische Zentralbank hat den Yuan seit 2010 stärker an realem Wert gewinnen lassen als das Fed den Dollar und die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Franken.

NZZ

Die Zeitung kommt zu einem wenig erstaunlichen Ergebnis: "Real an Wert verloren hat hingegen der Euro", rechnet die NZZ vor. "Kaufkraftbereinigt ist der chinesische Yuan am teuersten und der Euro am billigsten geworden." An dieser Stelle wurde immer wieder berichtet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) unter Draghi massiv in einen Währungswettkampf eingestiegen ist.

Mit Nullzinsen, Negativzinsen und langen Jahren, in denen die Notenpressen auf Hochtouren liefen, wurde der Euro künstlich tief gehalten, um sich Wettbewerbsvorteile auf dem Weltmarkt zu verschaffen. Entsprechend dazu sind auch die Exporte aus dem Euroraum gewachsen. Natürlich werden mit dieser Geldpolitik damit auch hoch verschuldete Staaten und Zombie-Banken gestützt.

Immer wieder wurde hier auch kritisiert, dass es unter Draghi keinerlei Zinsnormalisierung gab, trotz einer Inflation nahe der Schwelle von 2% und einem relativ starken Wachstums, das vor allem über die Geldpolitik der EZB betrieben wurde. Hatte die EZB wenigstens die umstrittenen Anleihekäufe offiziell gestoppt, wurden sie angesichts der schwächelnden Konjunktur kürzlich sogar wieder in Aussicht gestellt.

Und da Deutschland, das schon im Frühjahr praktisch in der Rezession war und vermutlich gerade wieder auf dem Weg in die Rezession ist, werden diese Maßnahmen auch kommen, da die EZB sich längst der Konjunkturpolitik verschrieben hat.

Dass sich Trump also vor allem China zuwendet und die Maßnahmen gegen Europa sogar lockert, ist entweder seiner Unkenntnis geschuldet oder einer Strategie. Letzteres ist wohl eher der Fall. Trump will offensichtlich keinen zu heftigen Handels- und Währungskrieg an zwei Fronten führen. Das zeigt aber gleichzeitig auch an, dass sich die USA ihrer angeblich so starken Wirtschaft doch nicht so sicher sind, wie man in Washington behauptet.

Die US-Verschuldung und China

Im Gegensatz dazu steht natürlich auch, dass Trump gerade - wie vorhergesagt - auch die US-Notenbank FED auf einen Kurs neuer Zinssenkungen gezwungen hat. Erstmals nach zehn Jahren hat die FED den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 2 bis 2,25% gesenkt, um die Wirtschaft weiter anzukurbeln. Diese Senkung ist Trump noch viel zu wenig, der auch wieder die Notenpressen angeworfen sehen will.

Das hat zwei Gründe: Einerseits will er, der China Währungsmanipulationen vorwirft, damit den Dollar verbilligen, um seinerseits den Export zu stärken. Und das will er auch mit Blick auf die kommenden Wahlen 2020. Trump will mit einer brummenden Wirtschaft in den Wahlkampf gehen. Also wird an der Geldpolitik geschraubt, obwohl die US-Wirtschaft angeblich so stabil ist, real sogar relativ stark wächst und auch die Arbeitslosigkeit niedrig ist.

Blickt man aber hinter die Kulissen, wird klar, dass dahinter eine überhandnehmende Verschuldung steht. Ausgerechnet in einer Hochkonjunkturphase unter Trump explodieren die Staatsschulden, in der Staaten normalerweise Verschuldung abbauen oder sie zumindest nicht ausweiten. Deshalb zielt sein Vorstoß auch darauf, dass die FED die überbordende Staatsverschuldung in die Bücher nehmen soll. Auch das hat einen Grund, der mit China zusammenhängt. Die chinesische Notenbank hat längst damit begonnen, sich in größerem Stil von US-Staatsanleihen zu trennen.

Wie das US-Schatzamt gemeldet hatte, wurden im April wieder Anleihen mit einem Wert von 7,5 Milliarden Dollar auf den Markt geworfen. Inzwischen hält China nur noch 1,1 Billionen Dollar an US-Anleihen. Seit 10 Jahren baut China den Anteil ab und diversifiziert.

Mitten im Handelsstreit mit den USA hatte die Volksrepublik im März als Signal an Washington sogar Bonds im Wert von 20,45 Milliarden Dollar verkauft. Allein im zurückliegenden Jahr summieren sich die Verkäufe auf über 70 Milliarden.

Klar hat China im Konflikt mit den USA ein riesiges Pfand mit den US-Anleihen in der Hand. Allerdings ist kaum zu erwarten, dass Beijing damit real wuchert. Denn besonders China (und Japan) müssten massive Verluste hinnehmen, kämen die USA durch eine Schuldenkrise in eine verzwickte Lage, wenn sich China schnell im großen Stil von den US-Anleihen trennen würde.

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