Wie der Ukraine-Krieg schleichend zu einem globalen Konflikt wird
Seite 2: Wann wirken die Sanktionen gegen Russland?
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- Wann wirken die Sanktionen gegen Russland?
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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat im Bundestag am Donnerstag angekündigt, die Sanktionen gegen Russland beibehalten zu wollen. "Bei diesem Kurs bleibt es, solange Russland seinen brutalen Angriffskrieg fortsetzt", sagte der SPD-Politiker. Russlands Präsident Wladimir Putin spekuliere auf die Schwäche des Westens und der Ukraine, so Scholz weiter: "Aber er irrt sich."
Bei solchen Einlassungen schwingen freilich immer die Fragen mit, welchen Effekt die westlichen Strafmaßnahmen gegen Russland haben – und wer länger durchhält. Nach einer Einschätzung des US-Technologieunternehmens Castellum.AI waren die Sanktionen gegen Russland schon zwei Wochen nach dem Angriff auf die Ukraine umfassender als gegen jedes andere Land der Welt.
Die Daten des Unternehmens zeigten am 8. März dieses Jahres, dass die westlichen Sanktionen gegen Russland schon damals mehr als 5.500 Unternehmen direkt betroffen haben. Etwa die Hälfte von ihnen stand auf Sanktionslisten, bevor Russland die Unabhängigkeit der selbsternannten Donezk- und Luhansk-"Volksrepubliken" anerkannte und am 24. Februar in die Ukraine einmarschierte. Seit der Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken im Osten der Ukraine am 22. Februar sind fast 10.000 Sanktionsmaßnahmen gegen Russland hinzugekommen.
Nach der Herbstprognose des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche erweist sich die russische Wirtschaft als "widerstandsfähiger als erwartet". Zumindest, "wenn man den immer spärlicher werdenden offiziellen Statistiken Glauben schenken darf", heißt es von dem Institut:
Trotz westlicher Sanktionen sank das BIP in den ersten acht Monaten um schätzungsweise nur 1,5 Prozent, die Inflation ging auf unter 14 Prozent zurück. Dank der hohen Energiepreise, der Neuausrichtung des Handels auf Asien und der erhöhten Militärausgaben hat sie sich teilweise an die neuen Realitäten angepasst.
Die kürzlich verkündete Teilmobilmachung sei allerdings ein Game-Changer und werde die Krise massiv verschärfen, so Vasily Astrov, Senior Economist und Russland-Experte des Wiener Instituts.
Hunderttausende gut ausgebildete Männer werden entweder eingezogen oder haben das Land bereits fluchtartig verlassen. Für die Wirtschaft ist das ein Aderlass mit schwerwiegenden längerfristigen Konsequenzen, so Astrov. Insgesamt dürfte die russische Wirtschaft 2022 mit minus 3,5 Prozent nur halb so stark schrumpfen, wie noch im Sommer prognostiziert (minus sieben Prozent), bleibt aber mit minus drei Prozent auch 2023 in der Rezession.
Im nächsten Jahr werden sich zudem die Folgen des EU-Ölembargos, die Ausfälle beim Gas-Export nach Europa sowie das westliche Hochtechnologie-Embargo verstärkt bemerkbar machen. Ökonomisch betrachtet wirken die Sanktionen also, wenn auch langsamer, als das viele erwartet haben, sagt Astrov.
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