Wie sicher sind die fünf zugelassenen Covid-19-Impfstoffe?

Seite 6: Zusammenfassung und Schlussfolgerungen:

1. Die Empfehlung zur Durchführung einer Impfung zur Prävention gegen Covid-19 beruht vor allem auf einer individuellen Risiko-Nutzen-Abwägung. Dabei spielt die Sicherheit der Impfung eine entscheidende Rolle.

2. Da Art und Häufigkeit von schwerwiegenden Nebenwirkungen nach Impfung mit den beiden in der EU zugelassenen Vektor-Impfstoffen Vaxzevria und Jcovden gravierender zu beurteilen sind, ist es in Deutschland inzwischen zu einem faktischen Stopp der Verimpfung der beiden Vektor-Vakzine zugunsten der mRNA-Vakzine (und Novaxovid) gekommen.

3. Neue Risikosignale werden im aktuellen 18. Sicherheitsbericht nicht beschrieben. Neben sehr seltenen anaphylaktischen Reaktionen ist die wichtigste schwerwiegende Nebenwirkung der beiden mRNA-Impfstoffe Comirnaty und Spikevax das Auftreten einer Myokarditis und/oder Perikarditis nach der Impfung. Diese unerwünschte Wirkung tritt sehr selten auf und wird mit weniger als 1 Fall bei 10.000 Geimpften angegeben.

4. Sie ist bekanntlich bei männlichen Kindern und Jugendlichen und bei jungen Männern unter 30 Jahren, gemessen an den Hintergrundinzidenzen, deutlich häufiger, wie sich aus den von mir im Kapitel "Notwendige Ergänzungen" zusammengestellten alters- und geschlechtsspezifischen Melderaten ergibt.

5. Eine Konsequenz aus diesen Daten ist für mich, dass ich eine Impfung mit mRNA-Vakzinen gegen Covid-19 bei gesunden Kindern und Jugendlichen und ebenfalls auch bei gesunden Männern unter 30 Jahren weiterhin für fragwürdig halte.7

6. Dagegen fällt für ältere Erwachsene (z. B. ab 60 Jahren) und Personen mit Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf unabhängig vom Lebensalter (z.B. chronische Herz-Kreislauf- und Lungenkrankheiten, Diabetes mellitus oder Adipositas) die Risiko-Nutzen-Abwägung eindeutig positiv zugunsten einer Impfempfehlung mit den mRNA-Vakzinen bzw. Novaxovid aus.

7. Wichtige Gesichtspunkte für diese Einschätzung ergeben sich auch aus einer aktuellen Analyse über die Auswirkungen der Impfungen auf das Corona-Sterbegeschehen.8 Dort wird gezeigt, dass hauptsächlich die über 60-Jährigen hinsichtlich der Lebenserwartung von der Impfung profitieren.

8. Zu den gemeldeten Todesfällen nach Covid-19-Impffungen: In ca. einem Prozent der Nebenwirkung-Verdachtsfallmeldungen, das entspricht 2.810 Fällen, wurde ein tödlicher Verlauf in unterschiedlichem zeitlichem Abstand zu einer Covid-19-Impfung mitgeteilt. In 116 Einzelfällen, in denen Patienten an bekannten schwerwiegenden Impf-Nebenwirkungen wie Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS), Blutungen aufgrund einer Immunthrombozytopenie oder Myokarditis im plausiblen Abstand zur jeweiligen Impfung verstorben sind, hat das PEI den ursächlichen Zusammenhang mit der jeweiligen Covid-19-Impfung als wahrscheinlich oder möglich bewertet. Diese Angaben stehen in Übereinstimmung mit bisherigen diesbezüglichen Meldungen von Seiten des PEI.9

9. Grundsätzlich ist anzumerken, dass es sich bei den angegebenen Melderaten der Nebenwirkungen um relativ "weiche" wissenschaftlichen Daten handelt, die von den etablierten Meldesystemen in Deutschland und anderen Ländern stammen. Es handelt sich um retrospektive Daten, die hinsichtlich der wissenschaftlichen Beweiskraft geringer zu bewerten sind als Daten aus prospektiven Studien.

10. Eine weitere Einschränkung bei der Interpretation der vorliegenden Daten ergibt sich daraus, dass von einer systemischen Untererfassung ("underreporting") der Meldungen ausgegangen werden muss. Wie groß diese Dunkelziffer tatsächlich ist, kann jedoch nicht seriös beantwortet werden. Es ist jedoch zu vermuten, dass schwerwiegende Nebenwirkungen wie eine Myokarditis oder solche, die kurz nach einer Impfung auftreten, eher gemeldet werden als leichte, erst spät auftretende Nebenwirkungen oder solche, bei denen die Ärztinnen und Ärzte keinen Zusammenhang mit der Impfung herstellen.10

11. Deshalb sind die Häufigkeitsangaben des PEI nicht in Stein gemeißelt, und es ist grundsätzlich zu begrüßen, wenn weitere wissenschaftliche Untersuchungen, auch mit anderen Forschungsmethoden, zur Frage der Häufigkeit von schwerwiegenden Nebenwirkungen nach Covid-19-Impfungen durchgeführt und vorgelegt werden.

Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin - Gastroenterologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin/Sozialmedizin, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Seit 1978 ist er als medizinischer Sachverständiger bei der Sozialgerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein tätig. Zudem arbeitet er in der Kieler Gruppe der IPPNW e.V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhinderung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung) mit. E-Mail: klaus-dieter.kolenda@gmx.de

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.