Zum Tag der Deutschen Uneinheit

Seite 2: Krieg und Moral

Russland, so berichten westliche Medien an diesem Wochenende unter Berufung auf russische Angaben, habe an der Grenze zum benachbarten Georgien mehr als 180 wehrpflichtige Männer in Gewahrsam genommen. Sie hätten versucht, sich der Einberufung durch Ausreise zu entziehen.

Die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete, ihnen sei noch am Grenzübergang nach Ingewahrsamnahme der Einberufungsbescheid übergeben worden. Dessen rühmte sich das Militärkommissariat der an Georgien grenzenden russischen Region Nord-Ossetien.

Die Deutsche Presse-Agentur Nachrichtenagentur beschrieb die Lage so:

Die von Kremlchef Wladimir Putin vor rund zehn Tagen angeordnete Teilmobilmachung hat in Russland eine regelrechte Massenflucht ausgelöst. Zehntausende Männer flüchteten nicht nur nach Georgien im Südkaukasus, sondern beispielsweise auch in die zentralasiatischen Ex-Sowjetstaaten Kasachstan und Kirgistan.

An der Fluchtbewegung ist nichts auszusetzen, ganz im Gegenteil: Wenn sich russische Männer der Teilnahme an der Invasion entziehen, ist das eine starke politische Aussage. Eine Friedensgeste.

Aber Achtung: Wen verpflichten wir von deutschen Wohnzimmern, Stammtischen und Redakteursstuben aus eigentlich, seine Familie zu verlassen, um sein Leben zu riskieren; wem gestehen wir das Recht auf Desertion zu?

Natürlich greift Russland an, natürlich verteidigt sich die Ukraine. Die moralische Dissonanz, mit der die westliche Öffentlichkeit das Thema behandelt, ist aber beachtlich. Schon knapp einen Monat nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte ein gutbezahlter Hinterbänkler aus dem Deutschen Bundestag vorgeschlagen, Soldaten der russischen Armee über ein bevorzugtes Asylverfahren zur Fahnenflucht zu bewegen.

Berichte über Zwangsrekrutierungen in der Ukraine fanden und finden in Deutschland jedoch kaum Gehör. Interessanterweise waren es eher US-Medien, die auf die Schicksale junger Ukrainer hinwiesen, die schon im Frühjahr an den Grenzen abgefangen und an die Front geschickt worden sind.

Aber die sterben ja für ihre Freiheit. Und ein wenig ja, wie so oft zu hören ist, auch für unsere. Dafür gibt es dann Orden vom Obersten Befehlshaber für die Witwen und Kinder der Gefallenen.

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