transArchitektur

Seite 5: transArchitecture

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Genau wie das Buch die Architektur vom Thron gestoßen hat, wird jetzt das Buch vom Computer der Macht beraubt. Im Raum der virtuellen Dimensionen ist die Architektur als transArchitektur wieder auferstanden: als eine Architektur jenseits der Architektur, die den Übergang zwischen dem Wirklichen und dem Virtuellen in der Weise vermittelt, wie die traditionelle Architektur zwischen Wissen und Erfahrung, Menschlichkeit und Natur, Innen und Außen, öffentlich und privat, Bedürfnis und Exzess vermittelt hat. transArchitektur ist die Architektur des hyperverlinkten Hyperspace.

transArchitektur versucht, den Bruch zwischen dem Wissen und der architektonischen Erkundung zu überwinden. Sie bringt das in den Bestand abgeschobene Wissen wieder in den Bereich der poietischen Erfahrung.

transArchitektur, die Architektur jenseits der Architektur, ist eine Architektur aus ehemals unsichtbaren Gerüsten. Sie hat ein zweifaltiges Wesen: im Cyberspace liegt sie als liquide Architektur vor, die über die globalen Informationsnetze übertragen wird; im materiellen Raum existiert sie als unsichtbares elektronisches Double, das über unsere materielle Welt gelegt wird.

Mit der Verwirklichung eines nicht an einen Ort gebundenen öffentlichen Raums durch den Informationsraum, den wir Cyberspace nennen, verkehrt sich das Verhältnis zwischen Gerüst und Gewölbe. Obwohl jetzt beide flüssig und variabel sind, ist das Gerüst nicht mehr temporär und stützend und das Gewölbe nicht mehr die Rechtfertigung des Gerüstes. Es gibt eine Verdoppelung und eine zweite Verdoppelung: erstens verdoppelt sich die transArchitektur, um sowohl innerhalb des Informationsraums als auch innerhalb des gewohnten materiellen Raums zu existieren; zweitens wird jeder dieser Verzweigungen noch einmal in eine sichtbare und eine unsichtbare Form verdoppelt.

Im Cyberspace wird die sichtbare Form der transArchitektur in potentiell phantastischen Formen in Bewegung versetzt, während der unsichtbare Aspekt die Form einer virtuellen Topologie der Vernetzung und Interaktivität annimmt. Außerhalb des Cyberspace ist die Situation umgekehrt. Der sichtbare Aspekt der transArchitektur ist identisch mit der Architektur, die wir normalerweise bewohnen, während der unsichtbare Aspekt eine Vielzahl an materiellen Volumina erzeugt und sie durch die Etablierung von Raumzonen aktiviert, die intelligent wahrnehmen und handeln und die uns mit anderen materiellen oder virtuellen Räumen verbinden. Wir können uns daher eine äußere und eine innere, eine sichtbare und eine unsichtbare transArchitektur vorstellen. Verknäult wie ein Moebius-Band, koexistieren unendlich viele virtuelle Räume innerhalb jedes materiellen Raums, lagern sich unendlich viele Welten über diese eine Welt.

Literaturhinweise:

Benedikt, M. (ed.), Cyberspace: First Steps, Cambridge: MIT Press, 1991.

Heidegger, M. The Question Concerning Technology And Other Essays, Lovvitt, W. (trans.), New York: Harper & Row Publishers, 1977.

Hugo, V., Notre-Dame De Paris, Krailsheimer, A. (trans.), Oxford: Oxford University Press, 1993.

Mitchell, W., City of Bits: Space, Place And The Infobahn, Cambridge: MIT Press, 1995.

Moser, M. and McLeod , D. (eds.), Immersed In Technology: Art and Virtual Environments, Cambridge: MIT Press, 1996.

Plato, Timaeus.

Wallin, N.L., Biomusicology: Neurophysiological, Neuropsychological and Evolutionary Perspectives On The Origin And Purposes Of Music. New York: Pendragon Press, 1992.

Aus dem Englischen übersetzt von Florian Rötzer