SPD-Vorsitzendencasting: Acht Paare und der queerpolitische Fraktionssprecher zugelassen

Bild Olaf Scholz: Sandro Halank / CC-BY-SA-3.0; Bild Ralf Stegner: Olaf Kosinsky / CC-BY-SA-3.0; Bild Karl Lauterbach: © Superbass / CC-BY-SA-4.0; Illustration: TP

"Dänischer Kurs" nicht im Angebot

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Am Montagnachmittag hat der aus SPD-Schatzmeister Dietmar Nietan, dem ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse und Ex-Bundesfamilienministerin Christine Bergmann bestehende Wahlvorstand der deutschen Sozialdemokraten über die Zulassung der Bewerber für den neuen SPD-Bundesvorsitzenden entschieden.

Bereits vorher hatte die kommissarische Parteichefin Manuela Schwesig mitgeteilt, dass acht Pärchen und ein Einzelbewerber die für eine Anerkennung der Kandidatur notwendige Unterstützung eines SPD-Landesverbandes, eines SPD-Bezirks oder die von mindestens fünf SPD-Unterbezirken nachweisen konnten. Ein Unterbezirk entspricht bei der SPD meist einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt. (vgl. SPD: Mindestens fünf Unterbezirke als Hemmnis für Erneuerung).

Wenig überraschend war die Zulassung beim bisherigen Favoriten Olaf Scholz, auch wenn dessen ostdeutsche Partnerin Geywitz (vgl. SPD-Vorsitzendencasting: Scholz hat Frau gefunden) gerade ihren Wahlkreis in Potsdam an die Grüne Marie Schäffer verlor. Dafür schnitten die Sozialdemokraten insgesamt bei der dortigen Landtagswahl besser ab als erwartet (vgl. Brandenburg: Für SPD und Linke reicht es nicht mehr ).

Ehemaliger nordrhein-westfälischer Finanzminister Norbert Walter-Borjans erst am Freitagabend nominiert

Andere zugelassene Paare mit mindestens einem bekannteren Bewerber sind Ralf Stegner und Gesine Schwan (vgl. SPD sackt auf elfeinhalb Prozent ab), der Fliegenträger Karl Lauterbach und die ehemaligen UnternehmensGrün-Bundesgeschäftsführerin Nina Scheer, Heiko Maas' Staatssekretär Michael Roth und die ehemalige nordrhein-westfälische Familienministerin Christina Kampmann, die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange und der Bautzener Bürgermeister Alexander Ahrens, der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius und die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping sowie der ehemalige nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans und die mit ihm antretende schwäbische Kurzhaarfrisurträgerin Saskia Esken. Das letzte dieser Paare wurde erst am Freitagabend nominiert, sieht aber den mitgliederstärksten Landesverband hinter sich.

Etwas weniger bekannt ist das achte Paar, das aus der Ulmer Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis von der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) und dem Verdi-"Chefökonomen" Dierk Hirschel besteht. Beim einzigen Einzelbewerber, der die Zulassungshürden übersprang, handelt es sich um den Neu-Ulmer Bundestagsabgeordneten und "queerpolitischen Fraktionssprecher" Karl-Heinz Brunner. Das Mitglied des so genannten "Seeheimer Kreises" von Johannes Kahrs will seine Partei nach eigenen Angaben dazu bringen, nicht so "negativ" zu sein und "freudig" in die Zukunft zu blicken.

Stichwahl zwischen erst- und zweitplatziertem Angebot

Nicht zugelassen wurde dagegen der 38-jährige Fernsehkasper Jan Böhmermann, der 79-jährige ehemalige Bundestagsabgeordnete Hans Wallow und der 39-jährige Internetunternehmer Robert Maier, der mit einem "dänischen Kurs" angetreten war.

Die acht Paare und der Einzelkandidat können sich der SPD-Basis nun auf insgesamt 23 Regionalkonferenzen vorstellen, die am Mittwoch in der saarländischen Landeshauptstadt Saarbrücken beginnen. Dort sollen sie Klingbeils Wunsch nach über "große Zukunftsfragen" und über das reden, "was die Menschen bewegt". Über den Verbleib oder Nichtverbleib der SPD in der Großen Koalition soll seinen Worten nach nicht gesprochen werden, das würde "die Partei langweilen".

Die Regionalkonferenzen sollen nicht länger als jeweils zweieinhalb Stunden dauern. Am Anfang erhalten alle Bewerber fünf Minuten, um sich vorzustellen und "Schwerpunkte zu setzen". Danach stellen ihnen Moderatoren Fragen, nach denen sie jeweils 60 Sekunden lang Zeit haben, um zu antworten. Diese Fragen werden an alle Bewerber gerichtet sein. Das Publikum, das danach an der Reihe ist, darf seine Fragen dagegen an einzelne Bewerber richten. Meldungen, dass es bei den Veranstaltungen auch "Promi-Überraschungsgäste" geben werde, widersprach der Generalsekretär.

In der zweiten Oktoberhälfte soll die SPD-Basis dann ein Gewinnerduo oder einen Gewinner erwählen, den ein SPD-Parteitag im Dezember bestätigt. Kommen bei der "Urwahl" weder Brunner noch eines der Teams über 50 Prozent Stimmenanteil, ist eine Stichwahl zwischen dem erst- und dem zweitplatziertem Angebot vorgesehen.

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