Trump und die wilden Republikaner: Wohin taumeln die USA?

Nach dem Sturm aufs Kapitol: Ein Mann hält ein Trump-Plakat vor sich mit der Aufschrift "Mob Boss". Im Hintergrund der US-Kongress. Bild: Maria Thalassinou / Unsplash Licence

Themen des Tages: Mediale Verirrungen nach dem Raketeneinschlag in Polen. Warum Deutschlands Energieverbrauch sinkt, aber nicht der fossile. Und warum die drohende Republikaner-Blockade in den USA für uns alle bedrohlich werden kann.

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist eine gute Nachricht: Das Getreideabkommen zwischen der Ukraine und Russland wird um 120 Tage verlängert. Damit werden wichtige Ausfuhren ermöglicht. Da die Ukraine größter Getreideproduzent der Welt ist und viele Länder auf Russlands Düngemittel angewiesen sind, ist das eine große Erleichterung vor allem für ärmere Länder. Die Agrarmärkte und die Preise für Getreide werden dadurch stabilisiert.

Für den Klimaschutz gab es gestern jedoch es eine schlechte Nachricht. Die Republikaner konnten bei den Zwischenwahlen zum US-Kongress am Ende doch die Mehrheit im Repräsentantenhaus erlangen. Mehr zu dieser, in vielerlei Hinsicht, "Bad News" weiter unten.

Andere Themen auf Telepolis waren:

1. Wie von der Rakete getroffen: Medien im Mobilisierungs-Modus

2. Der Energieverbrauch in Deutschland sinkt, die fossile Nutzung aber steigt

3. Twitter unter Musk: Die bitteren Tatsachen des Social-Media-Business

Doch der Reihe nach.

Raketeneinschlag: Medien als Gefangene ihrer eigenen Narrative

Die Nachricht hat sicherlich die meisten vor zwei Tagen tief erschrocken: Russische Rakete schlägt in Polen ein, zwei Tote. Nato-Bündnisfall scheint in greifbarer Nähe. So hieß es jedenfalls nach dem Einschlag und noch lange danach in deutschen Medien. Obwohl zu dem Zeitpunkt gar nicht bekannt war, wer oder was dahinter steckte.

Die Erkenntnislücke wurde mit O-Tönen überbrückt: Es kamen einfach jene zu Wort, die behaupteten zu wissen, wer schuldig ist – allerdings ohne Beweise oder Evidenz vorzulegen. Darunter vor allem der ukrainische Präsident Selenskyj und sein Außenminister.

Doch es gab auch schon frühzeitig Entwarnung, und das von keinem anderem als dem US-Präsidenten. Es handele sich wohl um einen Querschläger, von ukrainischer Seite abgefeuert. Diese Meldung wurde von vielen Medien jedoch erst später aufgegriffen, während weiter über ein russisches Kriegsverbrechen gemutmaßt wurde, wie Telepolis-Autor Sebastian Köhler schreibt.

Später wurde dann zurückgerudert, als klarer wurde, was wirklich geschehen war.

Fragt sich, warum also die Relativierung (das "Zurückrudern") so spät und so langsam erfolgte? Dass und warum diese alternative Version relativ langsam "ausgespielt" wurde, lässt sich am ehesten erklären mit der Einseitigkeit des hierzulande herrschenden Narrativs: Die Ukraine und der mit ihr verbündete Westen kämpften (als "die Guten") gegen Russland (und China als "die Bösen").

Weniger Energiekonsum, leider viel zu viel fossil

Der Energieverbrauch in Deutschland könnte laut einer Prognose dieses Jahr sinken, um fast drei Prozent. Das habe mit erhöhter Effizienz in der Industrie und sparsamerem Umgang mit Energie generell zu tun, ausgelöst durch die hohen fossilen Energiekosten, wie die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen mitteilt.

Leider steigt nach den jüngsten Schätzungen der Verbrauch von Öl und Kohle in diesem Jahr weiter an. Das ist eine durchaus schlechte Nachricht und muss sich schnell und drastisch ändern, um Deutschland vom Crashkurs mit dem Planeten abzubringen. Denn die Emissionen müssen hierzulande deutlich stärker in den nächsten Jahren sinken als anvisiert, um im Einklang mit der Zwei-Grad-Obergrenze zu sein.

Ist das überhaupt möglich? Es gibt weiter Bedenkenträger, die gezielt die Menschen verunsichern wollen. Sie sagen: 100 Prozent Erneuerbare, geht gar nicht. Das könne man schon daran ablesen, dass bisher Sonnen- und Windkraft nur einen sehr kleinen Anteil zur Primärenergie beitragen.

Das ist jedoch nicht mal eine Viertelwahrheit. So weist Telepolis-Autor Wolfgang Pomrehn darauf hin, dass die Energiewende hin zu Erneuerbaren ja auch gleichzeitig eine Effizienzrevolution ist:

Zum Beispiel wird zur Berechnung des Primärenergieverbrauchs für Atomkraftwerke ein Wirkungsgrad von 33 Prozent angesetzt. Das bedeutet, dass in der Statistik eine Kilowattstunde Atomstrom als drei Kilowattstunden Primärenergie gerechnet wird. Für Strom aus Wind, Wasserkraft oder Fotovoltaik wird jedoch ein Wirkungsgrad von 100 angesetzt. Eine Kilowattstunde aus diesem Sektor ersetzt also drei Kilowattstunden Primärenergie aus einem Atomkraftwerk.

Ähnliches gilt für Kohle- oder Gaskraftwerke. Wir brauchen am Ende also weniger Energie, wenn wir auf Wind und Sonne umstellen. Der Energieendverbrauch ist daher als Bezugspunkt entscheidend, nicht die Primärenergie.

Die Twitter-Musk-Posse in der nächsten Runde

Elon Musk, der König von Tesla und SpaceX, hat seine Twitter-Untergebenen vor die Wahl gestellt: Ausbeuten lassen oder kündigen. Wir wissen schon seit langem, dass Musk nicht viel hält von fairer Behandlung seiner Mitarbeiter:innen, Gewerkschaften, Betriebsräten oder Kritik an seinem autoritären Führungsstil. Nach dem Motto: Wer Auf-Muskst fliegt raus.

Das erinnert ein wenig an die Show "The Apprentice" (Der Lehrling) von Ex-Präsident und Showmaster Donald Trump in seiner vorpolitischen Zeit auf NBC. Am Ende sagte er immer zu einem der Kandidat:innen, auf dramatische, unnachahmliche Trump-Weise: "You are fired".

Telepolis-Autor Bernd Müller zeigt auf, wie sich Twitter schon vor Musks Übernahme in einer wirtschaftlichen Schieflage befand. Aber der neue CEO habe die Situation noch verschlimmert. Er vergraulte Werbekunden, während das Acht-Dollar-Bezahl-Abo nicht fruchtet und wahrscheinlich nie wirklich tragfähig sein wird.

Kritiker zweifeln bereits, dass damit die Trendwende eingeläutet ist. Es müssten sich 115 Millionen Nutzer bereit erklären, diesen Betrag zu zahlen, damit Twitter die Gewinnspanne erreicht, heißt es bei Reuters.

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