Nächstes "schwarz-grünes" Debakel: Kampf um Fechenheimer Wald geht in heiße Phase

In Frankfurt am Main sollen tausend Bäume für den Bau einer Autobahn weichen. Seit Wochen ist der Wald besetzt, nun verzögert der Eilantrag eines Aktivisten die Räumung.

Während die Republik auf Lützerath im Rheinischen Braunkohlerevier schaut, zeichnet sich in Hessen das nächste umweltpolitische Debakel unter einer "schwarz-grünen" Landesregierung ab. Seit Mittwoch sind rund sieben Hektar des Fechenheimer Waldes gesperrt, eine Fläche von zehn Fußballfeldern. Autobahn-Gegner dürfen hier nicht mehr kampieren, Jogger, Spaziergänger und Passanten die Waldwege nicht mehr entlanglaufen.

Zwei jeweils 90 Meter breite Streifen wurden zur "Sicherheitszone" erklärt. In der Nähe der Rodungsarbeiten bestünde "Gefahr für Leib und Leben", hieß es von Seiten des Forstamtes. An dem Waldstück am Frankfurter Teufelsbruch soll ein rund 230 Meter langer Streifen für die geplante Trasse des Riederwaldtunnels für die A66 gerodet werden. Die Vorbereitungen für die geplanten Rodungsarbeiten laufen seit Anfang Dezember. Am Waldrand weist eine martialische Containerburg auf bevorstehende Fällarbeiten hin.

Inzwischen stellte ein Waldbesetzer einen Eilantrag beim Frankfurter Verwaltungsgericht und legte Widerspruch gegen die Sperrung des Waldes ein. Nun will die Polizei mit der Räumung warten, bis das Gericht darüber entschieden hat.

Seit 16 Monaten halten Aktivisten das Waldstück im Frankfurter Osten besetzt. Dutzende Baumhäuser sind durch Seile miteinander verbunden. Überall hängen Transparente und Solarpanele.

Seit den 1970er Jahren wird in Frankfurt der Riederwaldtunnel als Verbindung zwischen zwei Autobahnen geplant. Seit Jahren versuchen Naturschützer, die geplante Rodung von bis zu 40 Meter hohen Bäumen zu verhindern, teilweise mit Erfolg: Immer wieder wurde die Rodung hinausgezögert auf Grund von Gegeninitiativen, Gutachten, Verfügungen, Demonstrationen und Kundgebungen.

Wirklich gestoppt wurden die Pläne nie. Nun steht die Rodung von rund tausend Bäumen im geschützten Grüngürtel unmittelbar bevor. Der rund zwei Kilometer lange Lückenschluss soll 480 Millionen Euro kosten. Einige Anwohner erhoffen sich durch den Tunnel eine Verkehrsentlastung.

Um die Baupläne zu rechtfertigen, gab die Autobahn GmbH ein Gutachten in Auftrag, dessen Inhalt der BUND Kreisverband Frankfurt als "widersprüchlich" und "umweltpolitisch nicht hinnehmbar" bezeichnet.

Er fordert eine Aussetzung der Teilrodung bzw. einen Stopp der Planung des Lückenschlusses zwischen der Autobahn A66 und dem Frankfurter Autobahnring A661. Der geplante Ausbau zum vier- bis sechsspurige Riederwaldtunnel sei überdimensioniert, heisst es in einer Pressemitteilung.

Kann der Heldbockkäfer den Wald retten?

Auf dem Käfer, dessen Larven unsichtbar unter der Baumrinde leben und der vor einem Jahr im Wald nachgewiesen wurde, ruhen die Hoffnungen der Umweltschützer. Denn der Heldbockkäfer ist vom Aussterben bedroht und deshalb streng geschützt. Bei 51 Eichen wurde er nachgewiesen. Darüber hinaus gibt es 975 Eichen, die von den Käfern noch besiedelt werden könnten. 23 davon sollten ursprünglich gefällt werden.

Nun hält ein abschließendes Gutachten die Rodung und Artenschutz für vereinbar. Zwar dürfen einige Bäume vorerst nicht gefällt werden. Einen Stopp der geplanten Arbeiten bedeutet das aber nicht. Die "käfergeeigneten" Eichen werde man nicht in der aktuellen Fällperiode roden, teilte die Autobahn GmbH mit. In einem zweiten Schritt sollen auch die restlichen Bäume gefällt werden.

Auf welcher rechtlichen Grundlage das geschehen soll, ist offen. Es seien eine Ausnahmeregelung sowie "weiterführende Artenschutzmaßnahmen" erforderlich, heißt es in einem Gutachten. Bis Ende Februar sollen rund tausend Bäume auf einer Fläche von rund zwei Hektar fallen.

Die Fällarbeiten sollen beendet sein, bevor die Brutzeit der Vögel beginnt, wie es heißt. Das Aktionsbündniss "Unmenschliche Autobahn" beauftragte unterdessen Rechtsanwälte mit Protest-Schreiben an die Autobahn GmbH, das Regierungspräsidium Darmstadt, das hessische Wirtschaftsministerium sowie das Fernstraßen-Bundesamt.

Die Rodung soll so lange ausgesetzt werden, bis unabhängige Gutachter die Population des Eichen-Heldbock-Käfers untersucht hätten und geeignete Schutzmaßnahmen ergriffen würden, fordern sie darin.