Alexej Nawalny tot: Was wir bisher wissen und wie die Welt reagiert

Alexej Nawalny (1976-2024). Bild: Митя Алешковский, CC BY-SA 2.5

Oppositionspolitiker Alexej Nawalny ist in Russland gestorben – das steht nun fest. Bewertung der Todesursache wird umstritten bleiben. Was wir bisher wissen.

Alexej Nawalny ist tot – das ist jetzt amtlich. Sie geht zurück auf eine Pressemitteilung des Föderalen Strafvollzugsdienstes im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen, in dessen Zuständigkeitsbereich der Oppositionelle einsaß. Der 47-Jährige habe sich unwohl gefühlt, ein Krankenwagen sei erfolglos gerufen worden, die Todesursache werde ermittelt.

Haftbedingungen als Todesursache?

Recht schnell lieferte der russische Propagandasender RT angebliche Details zum Vorfall. Der Tod sei um 14:17 Uhr Ortszeit eingetreten, die Todesursache sei ein Blutgerinnsel gewesen. Die russische Nachrichtenagentur Tass legte wenig später nach, Putin sei von seinem Sprecher Peskow vom Tod Nawalnys informiert worden.

Offizielle Stellen sprechen von einer bisher nicht abgeschlossenen Untersuchung der Todesursache. Es ist jedoch damit zu rechnen, dass sie eine natürliche Todesursache feststellen werden.

Oppositionelle und die ihnen nahestehende Presse sehen das anders. In einem ersten Nachruf bezeichnete die exilrussische Onlinezeitung Meduza Nawalny als "Helden", der auch "starb wie ein Held".

Opposition in Russland: Putin schuld an Nawalny-Tod

Sie macht bereits jetzt den russischen Präsidenten Putin für den Tod des Oppositionellen verantwortlich und zitierte dazu zahlreiche Quellen aus Nawalnys Umfeld.

Bei Gesprächen mit nicht näher genannten Quellen in der russischen Präsidialverwaltung will die Zeitung erfahren haben, dass Nawalny zwar nicht zielgerichtet getötet worden sei. Sein Ableben sei aber eine Folge der Haftbedingungen im subarktischen Norden Russlands gewesen.

Pressezensur sorgt für Zurückhaltung in Russland

Bei solchen Äußerungen üben die innerrussischen Zeitungen aus Gründen der Pressezensur starke Zurückhaltung, die Moskauer Zeitung Kommersant berichtete nur, dass sich der Häftling noch am gestrigen Tag bei einer Gerichtsanhörung wohlgefühlt habe.

Auf dieser Basis gibt es auch zahlreiche Schuldzuweisungen ausländischer Russlandexperten und westlicher Politiker. "Ein grausames Verbrechen des russischen Staates" schreibt etwa der österreichische Russlandfachmann Gerhard Mangott, der zuvor kritische Beiträge zu Nawalnys Werdegang veröffentlicht hatte.

Strack-Zimmermann: "Brutale Signale aus Moskau"

Die Spitzenkandidatin der FDP zur Europawahl, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, ging – wie andere radikale Russlandkritiker – noch weiter und bezeichnete Nawalnys Tod "gerade jetzt" nicht als Zufall und als Teil der "brutalen Signale aus Moskau in Richtung Westen".

Bundeskanzler Scholz meint, Nawalny habe seinen Mut mit dem Leben bezahlt; die Linke forderte beim Kurznachrichtendienst X eine internationale Aufklärung der Todesumstände.

In den 2010ern umstritten – bis zur Solidarisierung

Zur Zeit seines aktiven politischen Wirkens in Russland in den 2010er-Jahren war Nawalny in der Tat nicht unumstritten. Sein Weg führte ihn von einer Zusammenarbeit mit oppositionellen Rechtsextremen zu Beginn des Jahrzehnts hin zu einer Symbolfigur liberaler Kritiker des Systems Putin. Der Vorwurf des Populismus traf ihn deshalb nicht nur einmal, auch rassistische Äußerungen in seiner rechtsradikalen Zeit verfolgten ihn noch lange.

Anerkennung erntete er jedoch – außer beim russischen Establishment – für seinen Kampf gegen die Korruption im Land. 2018 versuchte er erfolglos, eine Teilnahme an der russischen Präsidentschaftswahl zu erreichen.

Nach Ausbruch des Ukrainekriegs wurde der sichtbare Teil seines innerrussischen Netzwerks in allen großen Städten zerschlagen; Funktionäre flohen oft ins Ausland.

Nawalny-Karriere: Kritik wich der Solidarität

Dass die Kritik an Nawalny vor allem aus dem Kreis der Nonkonformen in Russland in den vergangenen Jahren verstummte, ist vor allem auf eine Solidarisierung mit ihm zurückzuführen, als sich gegen ihn in den 2020ern die staatliche Verfolgung radikalisierte. Nach dem Auskurieren eines Giftanschlags kehrte er 2021 nach Russland zurück und wurde noch am Flughafen verhaftet.

Nach Verurteilungen zu langjährigen Haftstrafen erfolgte schließlich seine Verlegung in den hohen Norden des Landes, wo er nach zahlreichen gesundheitlichen Problemen verstarb.

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