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Die Energie und Klimawochenschau: Von sich verfilzenden Strom-Oligopolen, verminderten Kfz-Steuern, strukturkonservativen Konzernen und deren davon eilenden chinesischen Konkurrenz
Die Meldung der Woche ist vermutlich die Flurbereinigung von RWE und E.on. Die beiden Stromgiganten und bisherigen Konkurrenten, die längst über Deutschlands Grenzen hinausgewachsen sind und sich dabei mit dem Kauf von alten Kohle- und Gaskraftwerken auch des öfteren eine blutige Nase holten, wollen Geschäftsbereiche austauschen und die Unternehmen miteinander verknüpfen.
Zu diesem Zweck soll der erst 2016 geschaffene und mehrheitlich der RWE gehörende Konzern Innogy zerlegt werden. Dabei handelt es sich um eine Ausgründung des Energiekonzerns RWE, in welche dessen schon zuvor unter diesem Namen firmierende Sparte der Erneuerbaren (hauptsächlich Wind- und Wasserkraft aber auch einige Biogasanlagen und ein spanischer Solarpark) gesteckt wurde. Außerdem hatte Innogy von RWE die Netze und das Vertiebsgeschäft übernommen.
Auf letzteres mussten allerdings 2017 in Großbritannien erhebliche Abschreibungen vorgenommen werden, was im Vorstand zum Stühlerücken führte. Das Manager-Magazin spricht von einer Notschlachtung, aber ganz so schlecht kann es Innogy nicht gehen.
Trotz der unerwarteten Abschreibungen und einem geringer ausgefallenen Gewinn wurden für das Geschäftsjahr 2017 unverändert 1,6 Euro pro Aktie ausgezahlt. Für 2018 wird ein Nettogewinn von über 1,1 Milliarden Euro und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von rund 2,7 Milliarden Euro erwartet.
Hauptbetätigungsfeld von Innogy ist die Windkraft sowohl auf See als auch an Land. Doch da hat es zuletzt mit dem Wachstum etwas gehapert. Obwohl 2017 EU-weit die Windkapazitäten - hier die entsprechenden Statistiken - um rund elf Prozent zugenommen haben, schaffte Innogy nur einen Zuwachs um 3,7 Prozent.
Um das zu ändern, hatte das Unternehmen eigentlich vor, in den kommenden Jahren viel Geld in die Hand zu nehmen. Bis 2020 - so der ursprüngliche Plan - sollten jährlich netto zwei Milliarden bis 2,5 Milliarden Euro investiert werden, und zwar vor allem in Windparks. Aber vermutlich ist davon auszugehen, dass daran auch in der veränderten Konstellation festgehalten wird. In den Büchern stehen unter anderem auch Projekte in den USA.
Allerdings ist die erneute Umstrukturierung bei den deutschen Oligopolen ein deutliches Zeichen dafür, dass man noch immer versucht, mit den Folgen des technologischen Umbruchs klar zu kommen. Berauscht von den Rekordgewinnen zum Ende des letzten Jahrzehnts hatte man die Zeichen der Zeit nicht erkannt.
Zum einen hatten RWE und E.on zu lange darauf vertraut, Unionsparteien und Liberale würden den Ausstieg aus der Atomwirtschaft kassieren und die alten Meiler länger laufen lassen, was auch fast geklappt hätte. Zum anderen wurden weiter fleißige Stein- und Braunkohlekraftwerke gebaut, obwohl seit den ersten Klimaschutzverträgen, also ab Anfang der 1990er hätte klar sein können, dass diese eigentlich unter keinen Umständen mehr die üblichen rund 40 Jahre würden laufen können.
Rekordumsatz bei VW
Aber derlei Strukturkonservatismus ist offensichtlich nicht allein das Problem der Energiekonzerne, wie sich in der Dieselaffäre zeigt. Diese scheint sich derzeit zu einem Schwanengesang auf die hiesige Automobilindustrie auszuwachsen. Zwar fährt diese noch immer Rekordgewinne ein, wie zuletzt VW, doch das war, wie gesagt, bei E.on und RWE ganz ähnlich, bevor es dort im Gebälk zu krachen begann.
Und wie einst die Vorstände der Energiekonzerne scheint man auch in der Chefetage von VW jeden Realitätskontakt verloren zu haben. Der VW-Vorstand genehmigt sich über 50 Millionen Euro Bezüge und zugleich wird an die Aktionäre mehr als elf Milliarden Euro verteilt.
Das stößt wahrscheinlich nicht nur bei der Linkspartei übel auf. Aus deren Bundestagsfraktion heißt es, die VW-Rekordumsätze sollten die Bundesregierung "aus ihrem politischen Dornröschenschlaf reißen. Autokonzerne, die bewusst manipuliert und betrogen haben, müssen endlich zur Verantwortung gezogen werden, statt die Bürgerinnen und Bürger die Zeche zahlen zu lassen."
Der bisher erzielte Minimalkonsens von Software-Updates ist nur eine kosmetische Reparatur und zudem die kostengünstigste Lösung für die Autoindustrie: Gut für das Portemonnaie der Konzerne, schlecht für die Millionen betroffenen Dieselfahrer und insbesondere für die Lungen aller. Eine Hardware-Nachrüstung auf Kosten der Autokonzerne ist die einzige Möglichkeit, die Emissionen von Dieselfahrzeugen auf das nötige Maß zu reduzieren. Die Jahresbilanz von VW zeigt, das Geld dafür ist da. (…) Für reine Luft und Fahrverbote muss zahlen, wer das Desaster zu verantworten hat.
Ingrid Remmers, verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag
Derweil ist der Abgasbetrug nicht nur ein Umweltproblem erster Güte und ein Verlust für die Käufer der Mogelwagen. Auch der Fiskus erleidet offenbar erheblich Einbußen.