Biden-Regierung will Zölle auf chinesische Elektroautos auf das Vierfache anheben

Elektroauto der chinesischen Marke Xpeng auf einer Austtellung in Shanghai

(Bild: Robert Way / Shutterstock.com)

Die USA planen, die Zölle auf chinesische Elektroautos zu vervierfachen. Ziel ist es, die heimische Industrie zu schützen. Doch wird das genug sein?

Die USA möchten sich bei Elektroautos stärker gegen China abschotten. Medienberichten zufolge plant die Regierung von Joe Biden, die Zölle auf Elektroautos aus China deutlich zu erhöhen. Im Gespräch ist eine Erhöhung von derzeit 25 auf 100 Prozent. Kurz vor den US-Wahlen will Biden damit die Industrie seines Landes schützen.

Hintergrund der Zollerhöhung: Angst vor chinesischer Dominanz

Die drastische Zollerhöhung kommt vor dem Hintergrund wachsender Sorgen, dass China den US-Markt mit billigen Elektroautos überschwemmen könnte. Bislang sind chinesische Hersteller kaum auf dem US-Markt vertreten, doch ihre Erfolge lassen bei traditionellen Herstellern und Gewerkschaften die Alarmglocken schrillen.

Vor allem in den Swing States will Biden mit Zöllen und anderen Maßnahmen seinen Einfluss ausbauen. Pennsylvania gilt als einer der wahlentscheidenden Staaten. Als Biden ihn im vergangenen Monat besuchte, forderte er, die Zölle auf Stahl und Aluminium aus China zu verdreifachen.

Der US-Handelsbeauftragte leitete zudem auf Bitten der Gewerkschaften eine Untersuchung über angeblich unfaire Praktiken in der chinesischen Schiffbauindustrie ein.

Überprüfung der Trumpschen Zölle

Die Entscheidung, die Zölle auf Elektroautos aus China zu erhöhen, wird – wenn überhaupt – nicht ad hoc getroffen. Seit drei Jahren lässt Biden die von Ex-Präsident Donald Trump 2018 verhängten Zölle überprüfen. Sie waren damals bereits Ausdruck eines sich verschärfenden Handelskrieges zwischen den USA und China.

"Die Biden-Administration versucht, der Zeit voraus zu sein und sicherzustellen, dass die US-Automobilindustrie nicht das gleiche Schicksal erleidet wie die US-Solarindustrie, die durch unfaire chinesische Importe praktisch ausgelöscht wurde", sagte Wendy Cutler, eine ehemalige Handelsbeauftragte und Vizepräsidentin des Asia Society Policy Institute, der Financial Times (FT).

Cutler sagte, chinesische Autohersteller seien bereit gewesen, die Kosten der bestehenden Zölle zu schlucken, um ihre US-Konkurrenten zu "lähmen". Höhere Zölle würden dies jedoch erheblich erschweren.

Chinas Erfolg in der Elektroauto-Produktion

Was Cutler hier erläuterte, ist das gängige Narrativ, das die chinesischen Erfolge bei der Produktion von Elektroautos ausblendet. Das Wall Street Journal (WSJ) hatte kürzlich über die modernen Produktionsmethoden der Chinesen berichtet, die die Grundlage für ihren Erfolg bilden. Sie entwickeln ihre Fahrzeuge nicht nur schneller, sondern benötigen auch deutlich weniger Zeit vom Projektstart bis zur Auslieferung als ihre Konkurrenz im Westen.

Ihre führende Position stellten die chinesischen Hersteller kürzlich auf der "Auto China 2024", einer der weltweit größten Automobilmessen, unter Beweis. Vor allem die Batteriehersteller machten dort mit neuen Produkten auf sich aufmerksam.

Natrium-Ionen-Batterien: Der nächste Schritt in der EV-Technologie

So stellte der weltweit größte Batteriehersteller Contemporary Amperex Technology (CATL) seine neue Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie Shenxing Plus vor. Sie soll eine Reichweite von 1.000 Kilometern ermöglichen. Beim Aufladen soll sie bereits nach zehn Minuten eine Kapazität erreichen, mit der 600 Kilometer gefahren werden können.

Der nächste Schritt in der EV-Technologie sind Natrium-Ionen-Batterien, die anstelle von Lithium und Kobalt reichlich vorhandene Mineralsalze zur Stromerzeugung verwenden. Die in Hongkong ansässige South China Morning Post (SCMP) schreibt, dass 16 der 20 Natrium-Ionen-Batterieanlagen, die weltweit im Bau sind, in China errichtet werden.

Die USA haben ein strukturelles Problem, um hier mithalten zu können. Über Jahrzehnte wurden Industrien abgebaut und ins Ausland verlagert. Mit Milliarden von US-Dollar an Subventionen soll jetzt die Produktion von Elektroautos und Batterien im Land angekurbelt werden. In Washington erhofft man sich davon, dass etwa der Rostgürtel wieder reindustrialisiert wird.