Bilder von den Anschlägen am 11.3. aus "geheimen" Ermittlungsakten
Spanischer Richter will Splatter- und Schock-Website Ogrish.com schließen
Der spanische Ermittlungsrichter Juan del Olmo will die Webseite ogrish.com schließen . Auf der Seite werden 34 Bilder und zwei Videos über die Anschläge vom 11. März in Madrid veröffentlicht. Die Bilder zeichneten sich durch ihre extreme Brutalität aus, womit die Ehre der Opfer verletzt werde. Das ist richtig. Dass es zu einer Schließung der von dem Holländer Dan Klinker betriebenen Website kommt, ist aber zweifelhaft. Vielmehr dürfte Ogrish.com mit dem Vorstoß zusätzlich Aufmerksamkeit verschafft werden. Alle Medien in Spanien berichten heute darüber. Interessant wäre zu ermitteln, wie die Fotos, Teil von Olmos "geheimen Ermittlungen", den Nationalen Gerichtshof verlassen konnten.
Wieder einmal beherrscht Ogrish, der Spezialist für grausame Videos, der auch stets die Enthauptungsvideos aus dem Irak verbreitet hat, die Schlagzeilen (Mörderische Propaganda). Diesmal, weil der spanische Ermittlungsrichter Juan del Olmo (Terroristenjagd auf spanisch) die Polizei angewiesen hat, alle notwendigen Schritte zur Schließung der Webseite zu unternehmen. In seinem Beschluss stützt er sich auf den Artikel 579 des Strafgesetzbuchs und auf Artikel 18 der Verfassung. Das Strafgesetz gibt ihm die Möglichkeit, in die Kommunikation per Telefon einzugreifen, um das verfassungsgemäße Recht auf Ehre und Intimität zu garantieren. Die Veröffentlichung von 34 Bildern und zwei Videoclips auf den Webseiten über die Anschläge vom 11. März in Madrid verletzten diese Rechte, sagt Del Olmo.
Die Bilder in hoher Auflösung und guter technischer Qualität zeigen extrem verstümmelte Leichen, gefundene Körperteile und viele andere Grausamkeiten. Dazu werden zwei Videoclips präsentiert. Ein Clip zeigt Aufnahmen aus einer Überwachungskamera: Menschen laufen die Treppe im Bahnhof El Pozo hinauf, als plötzlich zwei Explosionen einen am Bahnsteig stehenden Zug zerreißen, Panik bricht aus. Der zweite Clip zeigt Aufnahmen eines zerstörten Zugs. Leichen liegen aufgereiht am Bahnsteig. Eine Stimme fragt, so als würde über Äpfel gesprochen: "Wie viele sind es?" Mehrere Stimmen antworten: "76" und ganz nebenbei klingelt das Handy an der Seite eines Opfers.
Dass den Opfern mit diesen Bildern und den Videos nicht einmal ihre Totenruhe gegönnt wird, steht genauso außer Frage wie die Geschmacklosigkeit der Webseite. Doch tatsächlich dürfte ihre Schließung kaum gelingen. Die Seiten sollen auf dem US-Server Level3.net liegen, der wiederum physisch in Kanada stehen soll. Noch immer ist hier auch das Video mit der Enthauptung des entführten Journalisten Daniel Pearl vom Wall Street Journal zu sehen, obwohl es nach Intervention des FBI kurzzeitig von der Seite genommen worden war (Im Namen der Meinungs- und Pressefreiheit). Nicht einmal geschmacklose Bilder von Menschen, die sich in ihrer Not aus dem World Trade Center stürzen, wurden beseitigt (It's Raining Men). Dass also US-Richter nun wegen der neuen Bilder aus Spanien gegen Ogrish vorgehen, ist mehr als zweifelhaft.
So ist der Vorstoß des Ermittlungsrichters eher eine gute Werbung für die Seite. Viele werden jetzt auf Ogrish überhaupt erst aufmerksam, weil die gesamte spanische Presse heute darüber berichtet. Die Betreiber dürften so ihr Ziel erreichen: Werbung für die auf den Seiten zum Verkauf angebotenen Videos zu bekommen. Die sollen Vergewaltigungen junger Frauen oder Sex mit Tieren dokumentieren. Ogrish dürfte sich wieder einmal als Verteidiger der Meinungs- und Pressefreiheit aufspielen (Im Namen der Meinungs- und Pressefreiheit).
Del Olmo lenkt die Aufmerksamkeit erneut auf einen Nebenkriegsschauplatz. In den Ermittlungen um die Anschläge tut er sich ohnehin nicht besonders erhellend hervor (Alles aufgeklärt – trotzdem geht es weiter). Interessant wäre auch, wie die veröffentlichten Bilder und Videos seinen Nationalen Gerichtshof in Madrid verlassen haben. Schließlich stammen sie aus seinen "geheimen" Ermittlungsakten. Mit dem Hinweis auf diese "geheimen Ermittlungen" hatte er der Untersuchungskommission Dokumente vorenthalten (Neue Festnahmen, neue Spitzel), die sich um die Aufklärung der Hintergründe der Anschläge kümmern soll (Schauspiel einer Aufklärungskommission). Offensichtlich hat er seinen Laden nicht im Griff, wie schon die Veröffentlichungen etlicher Dokumente aus den Ermittlungen in spanischen Medien gezeigt haben.