Brinkmanship in der Ukraine

Seite 2: USA wollen Russland schwächen und aus dem Kreis der Großmächte ausschließen

Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten haben zunächst die Ukraine unterstützt, um einen russischen Sieg zu verhindern und ein für sie günstiges Ende der Kämpfe auszuhandeln.

Aber als das ukrainische Militär begann, den russischen Streitkräften, insbesondere um Kiew, eine Schlappe beizubringen, änderte die Biden-Regierung den Kurs und verpflichtete sich, der Ukraine zu helfen, den Krieg gegen Russland zu gewinnen. Die USA versuchen auch, der russischen Wirtschaft durch die Verhängung beispielloser Sanktionen schweren Schaden zuzufügen. Wie Verteidigungsminister Lloyd Austin im April die Ziele der USA erklärte:

Wir wollen, dass Russland in dem Maße geschwächt wird, dass es nicht die Art von Dingen tun kann, die es bei der Invasion der Ukraine getan hat.

Tatsächlich kündigten die Vereinigten Staaten ihre Absicht an, Russland aus dem Kreis der Großmächte zu werfen.

Weiterhin haben die Vereinigten Staaten ihren eigenen Ruf an den Ausgang des Konflikts geknüpft. US-Präsident Joe Biden hat Russlands Krieg in der Ukraine als "Völkermord" bezeichnet und den russischen Präsidenten Wladimir Putin beschuldigt, ein "Kriegsverbrecher" zu sein, der sich einem "Kriegsverbrecherprozess" stellen sollte.

Präsidiale Proklamationen wie diese machen es schwer vorstellbar, dass Washington nachgibt: Wenn Russland sich in der Ukraine durchsetzte, würde die Position der Vereinigten Staaten in der Welt einen schweren Schlag erleiden.

Russland möchte Garantie, dass die Ukraine nicht der Nato beitritt

Auch die russischen Ambitionen haben zugenommen. Entgegen der gängigen Meinung im Westen ist Moskau nicht in die Ukraine einmarschiert, um sie zu erobern und sie zu einem Teil eines Großrusslands zu machen. Es ging vor allem darum, zu verhindern, dass die Ukraine zu einem westlichen Bollwerk an der russischen Grenze wird.

Putin und seine Berater waren besonders besorgt darüber, dass die Ukraine schließlich der Nato beitreten könnte. Der russische Außenminister Sergej Lawrow brachte es Mitte Januar auf den Punkt: "Der Schlüssel zu allem ist die Garantie, dass sich die Nato nicht nach Osten ausdehnen wird." Für die russische Führung ist die Aussicht auf eine ukrainische Mitgliedschaft in der Nato, wie Putin selbst es vor der Invasion ausdrückte, "eine direkte Bedrohung für die russische Sicherheit"- eine, die nur dadurch beseitigt werden kann, indem man in den Krieg zieht und die Ukraine in einen neutralen oder gescheiterten Staat verwandelt.

Im Vergleich mit diesem Zweck scheinen sich die territorialen Ziele Russlands seit Beginn des Krieges jedoch deutlich ausgeweitet haben. Bis zum Vorabend der Invasion war Russland ja entschlossen, das Minsk-II-Abkommen umzusetzen, das den Donbass als Teil der Ukraine belassen hätte.

Im Laufe des Krieges hat Russland jetzt große Teile des Territoriums in der Ost- und Südukraine erobert, und es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass Putin nun beabsichtigt, das gesamte oder den größten Teil dieses Gebietes zu annektieren, wodurch das, was von der Ukraine dann noch übrig bleiben würde, dieses Land in der Tat in einen dysfunktionalen Rumpfstaat verwandeln wird.